
Einen Tag plus eine Stunde im Zeichen der Bibel, das ist der Bibelmarathon
Eine Kiste voll Bibeln trägt Anna Buess vom reformierten Kirchgemeindehaus in die Zofinger Stadtkirche. Die Exemplare aus verschiedenen Epochen und in allen möglichen Formaten haben Kirchenmitglieder für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt. Zudem flatterten die letzte Zeit unzählige Postkarten ins Kirchgemeindehaus. Darauf haben die Absender ihren Lieblingsvers aus der Bibel geschrieben. Die Sammlung der Bibeln sowie der Verse sind der passive Programmteil des ansonsten sehr aktiv gestalteten Bibelmarathons, der diesen Samstag bis zum Sonntag in und um die Stadtkirche stattfindet. Ab 12 Uhr gibt es Bibeltexte in verschiedenen Ausdrucksformen – und dies 24 Stunden lang (siehe Box). «Plus eine Stunde dazu, weil ja noch die Zeitumstellung ist», sagt Anna Buess. Die 35-Jährige gehört zum sechsköpfigen Vorbereitungsteam dieses besonderen Bibelmarathons.
«Wir möchten etwas Einzigartiges anbieten. Eine Gelegenheit schaffen, die der Anstoss sein kann, sich mit der Bibel und mit sich selber neu auseinanderzusetzen», sagt Anna Buess. Anlass gibt das Reformationsjubiläum. Der deutsche Mönch Martin Luther schrieb vor 500 Jahren seine 95 Thesen, die zur Spaltung der christlichen Kirche führten. Die Thesen wurden noch im selben Jahr in Basel gedruckt und beeinflussten die Schweizer Reformatoren Jean Calvin aus Genf und Huldrych Zwingli aus Zürich. «500 Jahre Reformation» wird deshalb auch in der Schweiz und mit diversen Anlässen in der Reformierten Kirchgemeinde Zofingen gefeiert.
Am Wochenende steht das Buch der Bücher im Mittelpunkt. Zentral ist das Wort Gottes für Anna Buess seit ihrer Kindheit. «Das Tischgebet gehörte in unserer Familie dazu. Oft hörten wir Kinder Hörkassetten mit biblischen Geschichten», erzählt Anna Buess, die mit vier Schwestern im Aargau, St. Gallischen und Seeland aufgewachsen ist. «Ich war wohl 12 oder 13 Jahre, als ich in den Ferien im Neuen Testament zu lesen begann und mir dachte: Wenn das alles wahr ist, dann gibt es nichts Besseres.»
Seit zweieinhalb Jahren arbeitet Anna Buess in der Reformierten Kirchgemeinde Zofingen als Sozialdiakonin und macht in diesem Rahmen berufsbegleitend die Ausbildung. Selber liest sie oft in der Bibel. Dabei bevorzugt sie Ausgaben, deren Übersetzungen «möglichst nah am Urtext sind». Ihr Lieblingsvers ist zurzeit: «Wir wollen lieben, weil Gott uns zuerst geliebt hat» (1. Joh. 4,19). Diesen lässt sie sich am Bibelmarathon von Fiona Kauer als Spruchkarte schön gestalten. «Ich freue mich, die biblischen Texte vielfältig zu erleben und neue Bekanntschaften zu schliessen.»