
Einmal lächeln – und dann boarden: Die Swiss setzt auf Gesichtserkennung
Kürzlich am Flughafen San Francisco, Swiss-Flug LX39 nach Zürich: Die zahlreichen Passagiere warten aufs Boarding und stellen sich in einer Schlange auf. In der Hand halten sie das Flugbillett und ihren Pass. Doch diese beiden Dokumente benötigen sie nicht. Denn vor dem Eingang zum Fingerdock steht eine Schleuse, die mit einer Kamera ausgerüstet ist. Die Passagiere müssen ihre Gesichtsmaske runterziehen, in die Kamera schauen – und schon werden sie per grünem OK-Zeichen auf dem Digitalbildschirm durchgewinkt.
Zum Einsatz kommt eine Gesichtserkennungs-Software. Die Swiss bestätigt den Einsatz der Technologie. Zusammen mit dem Mutterkonzern, der Lufthansa-Gruppe, engagiere man sich für den Einsatz der biometrischen Gesichtsfelderkennung. Im Herbst letzten Jahres wurde diese zum Beispiel für Flüge ab Frankfurt und München eingesetzt.
Swiss hilft US-Grenzbehörden

So sieht die Kamera-Installation am San Francisco International Airport aus.
Beim Projekt in San Francisco handle es sich in erster Linie um einen «übergeordneten Grenzkontrollprozess» der US-Behörden, sagt Swiss-Sprecherin Elena Stern. Die Swiss und die Lufthansa seien aber bei der Umsetzung begleitend involviert gewesen, um eine Schnittstelle im Abfertigungsprogramm herzustellen. Die eigentliche Ticketkontrolle finde bereits beim Check-in statt. «Das bedeutet, sobald die Ausreise eines Fluggasts biometrisch registriert wurde, kann die Person in unserem System als ‹boarded› markiert werden.»
Erste Tests in den USA habe die Lufthansa-Gruppe bereits 2018 in Los Angeles durchgeführt. Und auf Swiss-Flügen kommt das biometrische Boarding auch in Orlando und Miami zum Einsatz. Laut Stern ist die Kontaktlosigkeit bei der Gesichtserkennung ein grosser Vorteil. In Corona-Zeiten dürfte dies ein starkes Argument für die Einführung sein. «Viele Dokumente müssen entlang der Reisekette dennoch physisch überprüft werden, weshalb das volle Potenzial solcher Prozesse noch nicht ganz ausgeschöpft ist.»
Fragen zum Technologie-Ausrüster und weiteren Einsätzen liess das US-Zoll- und Grenzbehörde unbeantwortet.
Die Frage nach dem Datenschutz
Für das biometrische Boarding in Frankfurt und München können sich Kunden des Swiss- und Lufthansa-Vielfliegerprogramms «Miles & More» anmelden. Nötig dafür ist die Swiss-App, in der man ein Foto von sich macht und die Identität mit einem Ausweis bestätigt. Zudem muss man die Datenschutz-Richtlinien akzeptieren. Ausserdem ist laut den Airlines die Gesichtserkennung auch mit der Maske möglich. Laut einem Communiqué würden alle hinterlegten Informationen verschlüsselt in der Cloud gespeichert. Alle Datenschutz-Gesetze würden eingehalten.
Und wie sieht es mit einem Einsatz in Zürich aus? Flughafen-Sprecherin Raffaela Ackermann sagt, zwar existiere derzeit kein entsprechendes Projekt. Aber: «Grundsätzlich sind wir stets aufgeschlossen für neue Technologien, wenn dadurch die Prozesse für Passagiere vereinfacht und angenehmer werden.» Entsprechend beobachte man auch die Entwicklungen im Bereich der Biometrie.
Kontaktlose Prozesse gewinnen an Bedeutung
Ackermann betont, dass der Trend zur Kontaktlosigkeit bei diversen Prozessen voranschreitet, unabhängig von der Pandemie. «Corona beschleunigt aber das Kundenbedürfnis danach.» Bereits heute funktionierten zahlreiche Prozesse am Flughafen Zürich kontaktlos, «beispielsweise mit dem dem Flugbillett auf dem Handy und dem 2D-Barcode bei den Schleusen vor der Sicherheitskontrolle oder dem Selfboarding bei den Gates.» Auch die automatische Passkontrolle sei vor einigen Jahren mit der Kantonspolizei Zürich eingeführt worden.