
Einzigartiges, grenzenloses Musikerlebnis in der Zofinger Stadtkirche
Das Versprechen einer «leuchtenden Nacht für die Seele» fand vollumfänglich Erfüllung: «Der Kammerchor Liestal befasst sich mit anspruchsvoller Musikliteratur wie Bach-Kantaten, Madrigalen und Motetten, aber auch klassische und zeitgenössische Musik gehören in das Programm», erklärt die Website. Eine Kostprobe davon gab es am Samstagabend in der Zofinger Stadtkirche. Es war wirklich ein anspruchsvolles, aber auch vielseitiges Programm im Wechsel zwischen Vorträgen des Gesamtchores aus zwölf Frauen- und vier Männerstimmen mit und ohne Begleitung durch ein Streichquartett der «Camerata Musica Basiliensis» oder von Jörg Gugelmann auf dem Klavier. Dazwischen war auf dem Cello das innig berührende «Arioso» von Johann Sebastian Bach zu hören. Dies machte das Konzert so spannend und erwartungsfreudig. Das Einzigartige beruht auf den klangschönen und ausgewogenen Stimmverhältnissen des Chores und das Grenzenlose auf der Fähigkeit, mühelos zwischen hauchendem Piano und ergreifendem Forte zu modulieren, einfach zauberhaft, diese absolute Reinheit in allen Stimmregistern im Zusammenfinden zur Einheit.
Leuchtendes für die Seele
Dieses Motto bewegte das Publikum durch das ganze Programm. Zuerst (und auch zum Abschluss) mit dem «Luminous Night of the Soul» von Ola Gjello. Nach dem Auftakt durch das Orchester entfaltete sich tiefgründig der Chor. Dazwischen schaltete sich Jörg Gugelmann mit einer langen Solopassage ein. Immer enger schlossen sich Chor, Quartett und Klavier zusammen und brachten sich in einem kraftvollen Finale zum Leuchten. Die Antwort darauf gab Märcis Kuplais auf dem Cello mit dem tief verinnerlichten und bewegenden «Arioso» von Bach. Darauf gab der Gesamtchor mit «O magnum Mysterium» (Tomas Luis de Victoria, 1549) Einblick in die Gläubigkeit der Renaissance. Der Frauenchor allein ging danach mit «Ave Maris Stella» (Meerstern sei gegrüsst) sanft wiegend noch einen Schritt zurück in einen lateinischen Hymnus des Mittelalters. Nochmals ein «O magnum Mysterium», diesmal von Morten Lauridsen (1943), interpretierten Chor und Orchester und verhalfen dem choralartigen Werk ebenfalls zu typischer Erhabenheit und Glaubenstiefe. Claire Foltzer (Violine) und Jörg Gugelmann (Klavier) widmeten sich sodann «Vocalise» von Sergej Rachmaninoff und brachten einen innigen Dialog mit gleichgesinnten Empfindungen zum Ausdruck. Zum Abschluss liessen Chor und Quartett nochmals «Luminous Night of the Soul» erklingen und wollten damit wohl das Publikum mit einem musikalischen Fixstern auf den Heimweg begleiten. Aber dieses hatte längst von einem ausserordentlichen musikalischen Erlebnis Kenntnis genommen, sodass es so lange klatschte, bis es zum Abschied durch «Soir d’octobre» von André Ducret (1943) mit Licht in den Sinnen auf den Heimweg geschickt wurde.