Elektromobilität-Trend geht in die nächste Runde: Jetzt kommen E-Koffer, E-Skateboard und E-Rollschuhe

Als 2001 die Firma Flyer gegründet wurde, konnte niemand ahnen, dass Batterievelos einmal derart erfolgreich würden, wie sie es heute sind. Anfangs belächelt und mit dem Ruf behaftet, das Fahrrad der älteren oder tretfaulen Leute zu sein, schafften es die elektromotorisierten Fahrräder in den vergangenen Jahren, eine immer heterogenere Masse zu überzeugen.

Heute ist die E-Velo-Palette, der steigenden Nachfrage entsprechend, riesig und vielfältig, vom Cityflitzer über vollgefederte Mountainbikes bis hin zu Cargo-Velos. An die unzähligen E-Scooter, die an allen möglichen und unmöglichen Orten zur Miete bereitstehen, haben sich die Städter gewöhnt. Doch die Elektromobilität steht erst am Anfang ihrer Evolution. Immer mehr Vehikel, die E-Bikes konkurrenzieren, kommen auf den Markt.

Die Formen von Alternativen sind in den vergangenen Jahren erfreulich divers geworden. So stellt die ameri­kanische Firma Inmotion unter anderem futuristisch anmutende Mono­wheels her – mit grossem Erfolg.

Für den Balanceakt: Monowheels der US-Firma Inmotion.

Für den Balanceakt: Monowheels der US-Firma Inmotion.

Bild: zvg

Die Firma Segway, die man von Stadt­touren kennt, stellt jetzt auch elektrische Schuhe her, die vor allem für Inlineskater eine spannende Alternative sein dürften.

Die Firma Segway versucht sich an Elektrorollschuhen. Ab zirka 250 Franken, bei techstudio.ch

Die Firma Segway versucht sich an Elektrorollschuhen. Ab zirka 250 Franken, bei techstudio.ch

Bild: zvg

Wem das alles zu wenig abgefahren ist, der wird sicher bei der chinesischen ­Firma Airwheel fündig. Sie produziert Reisekoffer, die sich fahren lassen. Das klingt wie aus einem Science-Fiction-Film, aber wer viel Zeit auf Flughäfen verbringt und dort weite Strecken zurücklegen muss, ist mit diesem Teil gut bedient.

Wem ein Batteriekoffer zu langsam ist und man sich auch auf Strassen legal fortbewegen möchte, der kann sich schon mal Fotos der estnischen Firma Nobe anschauen. Deren Ziel ist es, dreirädrige Autos herzustellen, die aussehen, als kämen sie direkt aus den 1960er-Jahren – mit dem kleinen Unterschied, dass sie hinten nur ein Rad haben und natürlich elektrisch betrieben sind.

Im Retrostil Richtung Zukunft düsen: das dreirädrige Elektroauto – «Trike» genannt – der estnischen Firma Nobe.

Im Retrostil Richtung Zukunft düsen: das dreirädrige Elektroauto – «Trike» genannt – der estnischen Firma Nobe.

Bild: zvg

Verkauf von E-Scootern steigt exponentiell

Der Erfindergeist scheint weltweit keine Grenzen zu kennen. Allerdings sind erst wenige der neuen Fortbewegungsmittel auf öffentlichem Grund zuge­lassen. Die meisten Kreationen fristen in der Schweiz deshalb ein Schatten­dasein. Abgesehen von den E-Velos sind momentan nur E-Roller (Vespa) sowie die Elektrostehroller (Segway) zugelassen. Und natürlich die E-Scooter mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 Stundenkilometern.

Wie sie boomen, zeigen die eindrücklichen Verkaufszahlen: Beim Onlinehändler Galaxus etwa wurden 2019 siebenmal so viele E-Scooter verkauft wie 2018. Und im vergangenen Jahr nochmals doppelt so viele wie im Vorjahr. Bei ­vielen dieser Produkte geht es längst nicht mehr nur darum, von A nach B zu gelangen, sondern auch, damit einen gewissen Lifestyle ausleben zu können.

Auch in der Schweiz tut sich etwas an der Erfinderfront. In Emmenbrücke befindet sich der Showroom von Fabian Dörig. Hier präsentiert er seine Welt der Elektromobilität. Der 30-jährige Profi­skater aus Luzern ist bei seinen Reisen um die Welt in den vergangenen Jahren mehr und mehr mit E-Skateboards in Kontakt gekommen.

Fabian DörigProfiskater und Unternehmer

Fabian Dörig
Profiskater und Unternehmer

Bild: zvg

Doch auch nach etwa 250 getes­teten Boards, die er auf seinem Youtube-Kanal vorstellte, habe ihn keines vollends überzeugen können, erzählt er. Er stieg selber in den Markt ein und gründete 2020 die Firma Onsra, die Elektroboards im Premiumbereich produ­ziert. In der Schweiz sind sie noch nicht zugelassen, was er seinen Kunden auch sagt. Er sei primär im Wald oder auf wenig befahrenen Strassen unterwegs, was ihm bisher keine Probleme bereitet habe.

Dennoch verkauft er in guten Monaten hierzulande um die 50 Stück – und wenn eine Lieferung mit 200 Boards bei ihm ankomme, könne er sie gleich in die ganze Welt weiter­schicken, was ihm keine Lagerkosten verursache, meint er zufrieden. In der Schweiz verkauft sich die Offroad-Varian­te von Dörig mit luftgefüllten Reifen am besten. Damit rollt man nicht nur auf dem Asphalt geschmeidig, sondern auch über Stock und Stein.

Fahrspass mit den E-Skateboards des Schweizers Fabian Dörig, onsra.ch

Fahrspass mit den E-Skateboards des Schweizers Fabian Dörig, onsra.ch

Bild: onsra.ch

Zugelassen sind Dörigs E-Skateboards unter anderem in den USA, in Australien, Südkorea oder Kanada – und in diesen Ländern sehr gefragt. In Europa, etwa in Frankreich und Norwe­gen, laufen die Motoren auch schon legal mit bis zu 25 Stunden­kilometern.

Bergpass-Wettrennen mit dem E-Skateboard

Dörig hat einen guten Riecher mit seinen E-Boards: Es tut sich nämlich viel in der vierrädrigen E-Skater-Szene. In Tschechien und in den USA etwa finden bereits Wettkämpfe statt, wo sich jeweils sechs E-Skateboardfahrer aus aller Welt auf Gokart-Bahnen oder in der Offroad-Version auf BMX-Parcours messen. Da sich Trends schnell weiterentwickeln und sich Gesetze im Strassenverkehr auch ändern können, wird es wohl irgendwann auch hier völlig normal sein, dass Bergpass-Wett­rennen ausgetragen werden mit wagemutigen Skatern auf dem E-Board.

Fabian Dörig hat jedenfalls schon einige solcher Ideen in petto. Und so werden die Kreationen der Zukunft und deren Einbindung in den öffentlichen Raum weiterhin Menschen bewegen. Auch von A nach B.