Emotionaler Event zum Saisonstart der Kulturkommission Oftringen

Der «Broadway» gilt als Zentrum des New Yorker Theater-und Vergnügungsviertels. Dort haben die meisten Musicals ihren weltweiten Erfolgslauf begonnen. Unter «Musical» wiederum wird ein populäres Musiktheater verstanden, welches Musik, Gesang, Tanz und Schauspiel miteinander verbindet. All dies sammelte sich im Gastspiel des Ensembles der Kammeroper Köln und des Live-Orchesters der Kölner Symphoniker, und zwar auf faszinierende Art und Weise, nahtlos ineinandergreifend in höchster Qualität und in effektvoller, packender Inszenierung. Es entstand so ein wirkliches und richtiges «Event», auf Deutsch ein Ereignis.

Weltbekannte Songs und Melodien

Das Programm bestand in 22 Ausschnitten aus 16 Musicals, einige waren mit mehreren Beispielen vertreten. Das «Zeitalter» der Musicals begann 1956 mit «My fair Lady». Es entwickelte sich zu einem Hit. Die Geschichte von der Verwandlung der unscheinbaren Blumenverkäuferin zur Lady in der Musik von Frederick Loewe und den Liedtexten von Alan J. Lerner fesselte das Publikum dermassen, dass dieses Musical sechseinhalb Jahre am Broadway in insgesamt 2717 Vorstellungen lief. In wechselhafter Besetzung waren daraus «Es grünt so schön», «Ich hätte getanzt heut Nacht», «In der Strasse wo du wohnst» und «Hochzeit» zu hören.

Danach folgte 1957 die «West Side Story» in der Musik von Leonard Bernstein, den Gesangstexten von Stephen Sondheim und dem Buch von Arthur Laurents. Es ist eine Abwandlung der Liebesgeschichte von Romeo und Julia, die aus zwei verfeindeten Familien stammen, in das Umfeld von zwei sich bekriegenden Banden in New York.

Weitere solche Spannungsfelder und absonderliche Gestalten beschreiben «Der Glöckner von Notre Dame» im Lied «Einmal», der «Tanz der Vampire» mit «Unstillbare Gier», «Das Phantom der Oper» in «Musik der Nacht» sowie die Monster «Jeckyll & Hyde». Häufig sind es auch bewegende Schicksale, die in einem Musical vertont werden, wie in «Les Miserables» nach einem Roman von Victor Hugo oder «Evita», das die Geschichte der argentinischen Präsidentengattin Eva Perón darstellt.

Gegen den Schluss des Konzertes wird in «Miss Saigon» eine äusserst tragische Liebesgeschichte in Verbindung mit dem Vietnamkrieg aufgerollt. «Warum», heisst es darin. Heiter und furios klang der Streifzug durch die Musical-Hits mit «Supercalifragilisticexpialidocious» aus «Mary Poppins» aus.

Perfekte emotionale Wiedergaben

Das Live-Orchester der Kölner Symphoniker aus Violine, Cello, Kontrabass, Blasinstrumenten und Schlagzeug spielte eine hintergründige, begleitende Rolle, aber diese korrespondierte bestens passend mit den Aussagen und den mentalen Botschaften der Sängerinnen und Sänger. Immer wenn das Schlagzeug zu einem markanten Einsatz ausholte, war ein Höhepunkt im gesanglichen Ausdruck zu erwarten.

Eine tragende Rolle spielte die Pianistin. Sie begleitete und unterstützte nicht nur die Stimmungsbilder in allen 22 Liedern, sie holte auch die Einsätze der Mitwirkenden ab und übernahm die Moderation des Konzertes. Der Gesang der Lieder war auf vier Frauen- und drei Männerstimmen aufgeteilt, einzeln, mehrere und alle miteinander, alle mit ebenbürtiger weicher Klangfarbe, Dehnungsfähigkeit und virtuoser Stimmführung. Jede Nuance im Ausdruck wurde wahrnehmbar eingebracht und deren gab es viele in den gefühlgeladenen Liedern der Musicals.

Auffallend war, dass von Gestik und Körpersprache nur wenig Gebrauch gemacht wurde und wenn doch, dann punktgenau. Fazit: Die Saisoneröffnung erhob sich zu einem richtigen Event, einem Ereignis. Jürg Hunziker, Präsident der Kulturkommission, gab das Jahresprogramm bekannt. Darunter werden weitere solche Events sein, das nächste am 16. Oktober mit einem Krimi von Agatha Christie. Nur wird es dann keinen von der «Clientis» gespendeten Apéro geben.