Endlich ist die Villa Clara in Kölliken keine Lotter-Villa mehr

Jahrelang im Schmuddel-Look: die Villa Clara vor der Sanierung.
Jahrelang im Schmuddel-Look: die Villa Clara vor der Sanierung.

Die Fensterläden lotterig, der Verputz im Fall, die Farbe fahl. Dieses schmuddelige Äussere der Kölliker Villa Clara gehört jetzt der Vergangenheit an. In den letzten eineinhalb Jahren wurde die Gebäudehülle der ehemaligen Fabrikantenvilla mit Baujahr 1879 saniert – und während in diesen Tagen das Gerüst demontiert wird, kommt ihr neues Gesicht Stück für Stück zum Vorschein. Und siehe da: Die alte Dame sieht aus wie aus dem Ei gepellt.

Die gelbe Ära der Villa Clara ist mit der Sanierung vorbei. Neu zeigt sie sich in einem neuen Farbkonzept, basierend auf Farbuntersuchungen und Empfehlungen der Fachleute. Die Verzierungen wurden nicht verändert, nur fallen jetzt keine schwarzen Dreckränder mehr auf in den Rillen. Sauber wie nach einer Zahnreinigung präsentieren sie sich jetzt, vergleicht man sie mit Fotos vor den Arbeiten.

Aufwändige Sanierung wegen Denkmalschutz

Kurz vor der Sanierung wurde die Villa auf Antrag des Gemeinderats unter kantonalen Denkmalschutz gestellt. Das stellte höhere Anforderungen an die Sanierung: Jedes Fenster, jede der über 120 Volutenkonsolen (die Verzierungen beim Dachansatz) und jedes andere Bestandteil mussten von Experten genauestens hinsichtlich der Wiederverwendung überprüft werden. Dafür steuert der Kanton mehr Gelder zur Sanierung bei. Die Fachleute für eine solche epochengerechte Sanierung wurden in Absprache mit der Denkmalpflege bestimmt. Sie demontierten viele der Einzelteile und sanierten sie behutsam in der Werkstatt. Zwischen den Handwerkern, dem Architekturbüro Strebel Kiener, dem Gemeinderat und der Denkmalpflege gab es regelmässigen Austausch.

«Wir hatten Glück und mussten relativ wenige Elemente auswechseln, weder von den Fenstern noch von Volutenkonsolen», sagt Architekt Adrian Kiener, der an diesem Tag mit Ammann Mario Schegner die Baustelle besucht. Die alte Turmspitze habe man aber nicht retten können, sagt er. «Sie war in einem miserablen Zustand und wurde neu erstellt.»

Am Samstag, dem 25. September können sich die Köllikerinnen und Kölliker ein Bild der aussen sanierten Villa machen. Von 14 bis 17 Uhr findet der Tag der offenen Tür statt. Auch die Instandstellungsarbeiten der Umgebung sind bis dahin abgeschlossen. Adleraugen werden dann auch die Unterschiede von der alten Turmspitze zur neuen bemerken.

Wünsche anbringen für die leeren Stockwerke

Und noch einen Zweck hat die Veranstaltung. «Nach der Sanierung der Gebäudehülle steht als Nächstes die Innensanierung an», so Mario Schegner. Um diese sinngerecht auszuführen, muss den Räumen aber erst eine sinnvolle Nutzung gegeben werden. Im Erdgeschoss befindet sich momentan die Bibliothek sowie Spielgruppenräume. Im ersten und zweiten Obergeschoss war bis Ende 2020 der regionale Sozialdienst Kölliken untergebracht. Im Dezember zog der Sozialdienst, dem sieben Gemeinden angeschlossen sind, nach Unterentfelden und heisst seither Regionaler Sozialdienst RSD. Für Kölliken heisst das, dass neu bestimmt werden muss, was nach der Innensanierung in der Villa stattfinden soll.

Deshalb sammelt der Gemeinderat am Tag der offenen Tür von der Bevölkerung Ideen, wofür die Räume genutzt werden könnten. Die Liegenschaft gehört seit über 40 Jahren der Gemeinde. Die Wintergmeind von 2018 sprach 1,38 Millionen Franken für die Aussensanierung. Die Ausgaben blieben innerhalb dieses Budgets, zeigt sich nach Abschluss der Arbeiten. Das Budget für die Innensanierung könne erst gemacht werden, wenn die Verwendung bestimmt sei, sagt Schegner. Auch ist noch offen, wann die Gemeindeversammlung darüber abstimmt. Sicher aber solle das zeitnah erfolgen, damit die Villa nicht zu lange leer stehe. Eine Zwischennutzung kommt wegen des schlechten inneren Zustands nicht infrage.