
Er kommt direkt aus Gran Canaria und spricht perfekt Deutsch: José Segura ist neuer Hausarzt in Kölliken
Wer auf einer sonnigen Kanarischen Insel aufwächst, träumt kaum von kalten Wintertagen im Schweizer Mittelland. Aber José Segura, seit dem 11. Januar neuer Hausarzt in Kölliken, kann das Klima seiner neuen Heimat nichts antun: «Ich mag die Kälte», sagt er in praktisch akzentfreiem Hochdeutsch. Anfang Jahr hat er seine Hausarztpraxis in Las Palmas, Gran Canaria, aufgegeben, um sich Patienten in der Schweiz anzunehmen. «Man kann besser arbeiten, wenn es nicht allzu warm ist», ist sein erstes Fazit.
Sein Deutsch verdankt der 50-Jährige der Deutschen Schule, auf die er in seiner Heimat gegangen war. Seine Übersiedlung nach Kölliken hat er zu einem grossen Teil seiner Frau zu verdanken. Sie habe ihn dazu motiviert, einmal ausserhalb Spaniens zu arbeiten. Die Gelegenheit zum Tapetenwechsel zu nutzen, wenn verschiedene mittel- und nordeuropäische Länder rundherum Ärzte suchen. Konkret wurde das nun die Schweiz. «Ich bin eher der Konservative, meine Frau hingegen wagt mehr», sagt der neue Hausarzt. Seine Familie mit drei Kindern wird nächstes Jahr nachkommen, wenn die älteren beiden in Las Palmas die obligatorische Schule beendet haben.
Neu gehört die Praxis der Praxis Gruppe Schweiz AG
Eine Nachfolge für die Praxis zu finden, ist für einen Arzt im Pensionsalter oft eine langwierige Angelegenheit. Manchmal sogar eine erfolglose. Vorgänger Jürg Baumgartner hat sich deshalb an die Praxis Gruppe Schweiz AG gewandt, als er seine Praxis an der Wallenmattstrasse wegen seiner nahenden Pensionierung abgeben wollte. Die Firma mit Sitz im Kanton Zug und 31 Standorten in der Deutschschweiz sucht nicht nur Nachfolger für Hausärzte, sie übernimmt auch das Rechnungswesen und die Abrechnung mit der Krankenkasse.
Die Praxis ist im Besitz der AG und die Ärzte sind dort angestellt, sie können die Praxis aber wie Selbstständige führen, wie Geschäftsführerin Andrea Sprankel sagt. Sie ist überzeugt, dass trotz des Ärztemangels die Einzelpraxen in der Schweiz nicht aussterben werden. «Die Patienten wollen ihren Hausarzt, ihre Hausärztin, weil sie auch eine Vertrauensperson wollen», sagt sie.
Das Schweizer Gesundheitssystem kennt José Segura schon in- und auswendig. Das spanische System sei ähnlich wie das Schweizer Hausarztmodell: «Alle Patienten müssen zuerst ihren Hausarzt aufsuchen», sagt er. Deshalb ist er sich Arbeitstage mit bis zu 80 Patienten gewohnt. In der Schweiz sei dies besser geregelt.
Zum Einsatz gegen Covid-19 kommt er noch nicht, da sich Patienten wegen der Impfstoffknappheit vermutlich erst im Mai in der Praxis impfen lassen können. Gleichwohl bestimmt die Pandemie sein Ankommen in der Schweiz. Sie lässt ihn weder die Schweizer Kulturszene noch neue Leute kennen lernen. Doch langweilig sei es ihm nicht, sagt José Segura und schmunzelt: «So habe ich alle Zeit, um mich in deutsche Bücher zu vertiefen.»