
Er will den «Gluscht» auf Bio wecken
Am äussersten Zipfel des Kantons Luzern, in einer hügeligen Landschaft mit Aussicht auf die Berner Alpen, bauen Fabienne und Toni Büchler Obst an und halten Aufzuchtrinder. Auf einem Drittel ihrer Fläche kultivieren sie überdies Spezialkulturen wie Beeren, Gewürze und Heilkräuter. Dazu zählen «Exoten» wie die Goji-Beeren. Ebenso Peperoncini, Chili und verschiedene Paprikasorten. Und in einem Ricola-Bonbon hat es Schlüsselblümchen, Thymian und Minze aus Altbüron.
«Das ist die coolste Sparte unseres Betriebs und macht richtig Spass», sagt Toni Büchler. Er ist seit kurzem Präsident von Bio Luzern, dem grössten Biobauernverein in der Zentralschweiz (siehe Box). Der 35-jährige Familienvater führt mit seiner Frau den Hof am Fusse des Isehuets in Altbüron. Er hat ihn von den Eltern übernommen und vor zehn Jahren auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Mit 14 Hektaren Land ein eher kleiner Betrieb. Der Hof setzt teilweise auf Selbstvermarktung. «In der Corona-Krise werden die Hofläden regelrecht überrannt, auch unserer», sagt Büchler. Deshalb würden sich die Biohöfe momentan untereinander aushelfen, wenn die einen «leergekauft» seien. Bei Büchlers gibt’s beispielsweise hausgemachtes Paprikapulver. «Alles weg», sagt der Biobauer.
Er will den Absatz von Bioprodukten steigern
Momentan läuft der Direktverkauf gut. In normalen Zeiten stagniere der Absatz von Bioprodukten hingegen, erklärt Büchler. Das will er ändern. «Unter meinem Vorgänger als Präsident von Bio Luzern, Josef Birchler, ist die Anzahl Biobauernbetriebe stark gewachsen.» Als Nächstes gelte es, den Absatz und das Verständnis des Konsumenten noch stärker zu fördern. Naturnah produzierte Produkte seien, noch vor den Produkten aus der Region, sehr gefragt. «Aber die Produkte müssen auch wirklich gut sein und ein Erlebnis für den Kunden», sagt Büchler.
Bio Luzern will neben den Endkonsumenten vermehrt die Gastronomie überzeugen, mehr auf «wertvollere» Bioprodukte zu setzen. «Wir suchen deshalb ein Verkauftalent, das uns hilft, den Absatz in allen Zentralschweizer Kantonen zu fördern.» Im Herbst soll der Startschuss fallen für das Projekt.
«Der höhere Preis der Bioprodukte ist gerechtfertigt», sagt Toni Büchler zu einer Frage. Denn im Biolandbau wird viel Mehraufwand betrieben, damit die Produkte nicht nur gut schmecken, sondern – im Gegensatz zu den Anfängen der Biobewegung – auch ansehnlich aussehen. «Kirschen mit Würmern kauft dir niemand.» Ein Bio-Apfel beispielsweise wird, statt mit Pflanzenschutzmitteln mit einem biologischen Schutzfilm aus Tonerde und Schachtelhalm versehen, um ihn gegen Schorf zu schützen. Nach jedem Regenguss muss dieser erneuert werden. Blattläuse bekämpft man biologisch mit Marienkäfern. Und gedüngt wird mit dem Mist der Rinder, oder mit organischem Dünger. Eine wichtige Bedeutung komme auch der Verbesserung des Bodens zu. Dieser ziehe weniger Schädlinge an.
Schweizerische und saisonale Produkte
Toni Büchler ist ein Biobauer der neuen Generation und pragmatisch eingestellt. Er hat ein entspanntes Verhältnis zu den konventionell produzierenden Berufskollegen und versteht deren Sorgen. «Wir müssen Sorge tragen zur Schweizer Landwirtschaft und den Selbstversorgungsgrad erhöhen», sagt er. Natürlich wünscht er sich möglichst viele schweizerische Bioprodukte. Das Wissen über die Saisonalität von Gemüse und Früchten gehöre dazu. «Bei Bio-Erdbeeren aus dem Ausland im Februar habe ich ehrlich gesagt Mühe. Ich glaube, es gibt mehr Foodwaste mit den Produkten.»