
Er will Velofahrer zur Kasse bieten: «Der Betrag muss nicht wahnsinnig hoch sein»
Er gehört zu jenen, die sich eher schwer damit abfinden können. Womit? Überfüllte Veloparkinganlagen, wilde Parkiererei, unklare Kompetenzverteilung. «Manchmal frage ich mich: Wer hat hier eigentlich die Aufsicht», sagt er in den blauen Herbsthimmel hinaus.
Felix Oesch aus Olten ist 78-jährig, regelmässiger Nutzer des Velos und des Park- und Ride-Areals beim Bahnhof und gerade deshalb sensibel auf diesem Gebiet: Vor sieben Jahren schon hatte er sich bei dieser Zeitung gemeldet und darüber geklagt, er finde jeweils keinen Abstellplatz dort. Oesch ortet das Problem nicht grundsätzlich bei der Überbelegung, sondern bei den sogenannten Veloleichen, die zwar niemand (mehr) braucht, aber die ihrerseits Platz brauchen. Und er hatte damals wie heute nie daran geglaubt, dass die Veloabstellplätze systematisch nach Leichen abgesucht werden.
«Das muss irgendwer in die Hand nehmen», sagt er auf dem Park- und Ride-Areal stehend bei der Velostation Olten West mit 400 unbewachten Parkplätzen. Er gibt gerne zu, dass die Identifikation der Räder erschwert worden ist. Und zwar weil man in der Schweiz seit 2012 die «Velonummer», wie man sie im Volksmund nannte, nicht mehr kennt. «Das war ein Fehler», sagt Oesch.
10 Franken pro Monat
«Ich bin überzeugt, hier finden sich Veloleichen; mindestens deren 100», sagt Oesch, als wolle er seiner Vorstellung Nachdruck verschaffen. Wenn man die rausnehme bei der Velostation Olten West, hätten all jene vom Brückenkopf Ost Platz genug, um ordentlich versorgt zu werden. Davon ist er 100-prozentig überzeugt.
Den Einwand, auch Velofahrer hätten es halt gerne bequem und würden gerne möglichst nahe am Perron absteigen, teilt er übrigens. Uneingeschränkt. Dennoch ist Oesch der Überzeugung: Mit einem klaren Konzept liesse sich das ganze Veloparkierproblem rasant minimieren. Und er ist auch der Überzeugung, Velofahrer sollten für ihren Platz einen gewissen Obolus zu leisten haben. «Der Betrag muss nicht wahnsinnig hoch sein, 10 Franken pro Monat vielleicht», sagt er.
Pro Velo gegen Bezahlung
Aber er sieht auch den Silberstreifen am Horizont. Zwar bemängelt er noch immer die schlecht oder gar nicht mehr lesbaren Hinweistafeln bei Park und Ride: Auf der einen ist noch von der Stadtpolizei Olten die Rede. «Die gibts ja gar nicht mehr», notiert Oesch kopfschüttelnd. So etwas werfe einfach auch ein schlechtes Licht auf die SBB, lasse allenfalls Vermutungen bezüglich Sicherheit zu. Aber er bemerkt auch, dass an diesem Donnerstag die Ordnung doch einigermassen passt. «Na gut, es ist Ferienzeit», schiebt der Rentner hinterher.
Rolf Bruckert als Präsident des Vereins Pro Velo Region Olten hält nichts davon, dass Velofahrer für unbewachten Plätze bezahlen müssen. «Wenn es kein Personal hat, ist diese Idee etwas aus der Luft gegriffen.» Wer das Velo einfach irgendwo unbewacht abstelle, solle dafür nichts bezahlen müssen. Er hoffe nun, dass der neue Bahnhofplatz mit voraussichtlich mindestens 1000 Veloparkplätzen möglichst bald realisiert wird. Diese würden unterirdisch entstehen, mit Zufahrt über eine neue Langsamverkehrsbrücke unterhalb der bisherigen Bahnhofsbrücke. Für Bruckert sei es daher schwierig, neue Veloparkplätze zu fordern, die hohe Investitionen auslösen könnten, weil wegen des Projekts Bahnhofplatz alles provisorisch sei. «Ich begrüsse aber, dass die Stadt so rasch gehandelt hat und am Amtshausquai vorläufig neue Abstellplätze schuf.»
Baustart nicht vor 2023
Laut Stadtschreiber Markus Dietler werden beim neuen Bahnhofplatz «nicht vor 2023 die Bagger auffahren». Derzeit seien die drei Partner Stadt Olten, Kanton Solothurn und SBB daran, das Betriebs- und Gestaltungskonzept auszuarbeiten. Dieser Prozess sei kurz vor dem Abschluss. Die Mitwirkung sei für nächstes Jahr geplant.
Bei den SBB heisst es auf Anfrage, dass ihr «das Problem bekannt» sei. «Die Platzverhältnisse in Olten machen eine Erweiterung des Angebotes an Veloparkplätzen schwierig. Wir sind jedoch daran, zusammen mit der Stadt mögliche Lösungswege zu prüfen und auszuarbeiten.» Man stehe diesbezüglich in Kontakt mit den Stadtbehörden, schreibt die Medienstelle weiter.
Die Idee einer Gebühr für unbewachte Veloparkplätze ist übrigens in Olten nicht neu: Die FDP forderte dies bei der Diskussion über den Investitionskredit für die Velostation Olten Ost, die 2014 eröffnet wurde. Das Parlament lehnte den Antrag aber ab. Zudem gibt es an beiden Velostationen West und Ost bereits jetzt bezahlte Bereiche für je 120 Velos: Ein Monatsabo kostet 15 Franken, ein Jahresabo 150 Franken.