Erfolg an der Uni: Aargauer Studenten sind besser als der Durchschnitt

Sander Mallien, Grossrat der Grünliberalen aus Baden, hat sich zuletzt auf die Aargauer Kantonsschulen eingeschossen. In mehreren Vorstössen stellte Mallien kritische Fragen und verlangte zudem mehr Kontrolle durch den Kanton.

Das International Baccalaureate, ein Diplom für leistungsbereite und begabte Schüler, sei eine «Mogelpackung» und ein Marketing-Instrument der Neuen Kanti Aarau und der Kanti Wettingen – das waren zwei Kritikpunkte.

Neben vielen Detailfragen zum IB-Diplom, das unter anderem wissenschaftliche Arbeiten auf Englisch vorsieht, stellte Mallien im Vorstoss die Vermutung auf, «dass mit der forcierten Anhebung der Maturitätsquote das durchschnittliche Niveau der Mittelschüler gesunken ist».

Maturquote tief, Unierfolg hoch

In seiner Antwort widerspricht der Regierungsrat dieser Annahme gleich mehrfach. Einerseits hält die Regierung fest, es sei kein Ziel des Kantons, die gymnasiale Maturquote zu erhöhen.

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die im Aargau ein Gymnasium abschlossen, habe sich in den Jahren 2010 bis 2016 zwischen 14,5 und 16,9 Prozent bewegt. Eine klare Tendenz bei der Entwicklung der Quote sei nicht sichtbar. Im schweizweiten Mittel lag die Maturquote im Jahr 2016 bei 20,2 Prozent, im Aargau betrug der Wert im gleichen Jahr lediglich 15,9 Prozent.

Hohe Erfolgsquote der Maturanden

Ein sinkendes Niveau lasse sich bei den Aargauer Gymnasiasten nicht feststellen, hält der Regierungsrat fest. Er verweist auf die externe Validierung der Maturitätsprüfungen, die eine hohe Qualität der Kantonsschulen aufzeigten. Bemerkenswert ist die sehr hohe Erfolgsquote der Maturanden: Dieses Jahr bestanden 98,8 Prozent der Kantonsschüler die Prüfung. Dieser sehr hohe Wert führe aber nicht etwa dazu, dass Absolventen der Kantonsschulen im Aargau weniger Erfolg an Universitäten hätten.

Das Gegenteil sei der Fall, hält der Regierungsrat fest, dies zeige eine aktuelle Auswertung des Bundesamts für Statistik zum Studienerfolg. Demnach haben 70 Prozent der Aargauer, die zwischen 2006 und 2008 ihr Studium begannen, nach acht Jahren einen Bachelor-Abschluss.

Schweizweit liegt dieser Wert bei 64 Prozent, die Aargauer Studenten sind also erfolgreicher. Ausserdem brechen weniger von ihnen das Studium ab: Die Aargauer Quote liegt bei 7 Prozent, der gesamtschweizerische Schnitt bei 11 Prozent.

Regierung verteidigt Diplom

Auch inhaltlich verteidigt die Regierung das internationale Diplom an den Aargauer Kantonsschulen. Es sei eine Weiterentwicklung des Immersionsunterrichts, also der zweisprachigen Matur, und ein wichtiges Element der Begabtenförderung. Die Maturnoten der IB-Absolventen in Deutsch, Englisch und Mathematik lägen klar höher als jene «normaler» Kantonsschüler.

Die zusätzlichen Kosten von rund 3000 Franken pro Schüler lassen sich laut Regierungsrat damit rechtfertigen, dass bei Maturanden mit IB-Diplom der Studienerfolg besser ist und deshalb später Einsparungen während des Studiums resultieren.

Insgesamt kostet der IB-Lehrgang knapp 200 000 Franken pro Jahr, im Januar 2014 hat die Regierung die Einführung beschlossen und die notwendigen Mittel dafür gesprochen. Sie hält weiter fest, es sei nicht das Ziel des IB-Diploms, dass möglichst viele Absolventen ein Studium an einer ausländischen Universität starten.

Welches ist die beste Kanti?

Mit dem Studienerfolg von Aargauer Kantonsschülern befasst sich auch CVP-Grossrat Alfons Kaufmann. In einem neuen Vorstoss fordert er die Regierung auf, die entsprechenden Daten des Bundesamts für Statistik «nach Gymnasium auszuwerten und zu publizieren». Eine solche Auswertung bilde eine wichtige Grundlage «für die Qualitätssicherung» sowie die «Sicherstellung der Studierfähigkeit».

Bis zum Maturjahrgang 2008 habe das Bundesamt für Statistik eine Auswertung nach Gymnasium erstellt. Zwischenzeitlich seien die Angaben wegen der Studienreform an den Universitäten nicht verfügbar gewesen. Inzwischen liegen die Daten wieder vor und der Bundesrat hielt kürzlich zu einem CVP-Vorstoss fest, am besten geeignet für die Auswertung seien die Kantone.