
Erhält der Aarauer Spitalpräsident eine Abgangsentschädigung, Frau Roth?
Konrad Widmer (56), Verwaltungsratspräsident des Kantonsspitals Aarau, muss gehen. Es fehle an Vertrauen, teilt die Aargauer Regierung am Donnerstag mit.
In der Mitteilung zum Rücktritt von Herrn Widmer ist von fehlendem Vertrauen die Rede. Fehlte das Vertrauen auf persönlicher Ebene, ging es um schlechten Informationsfluss, oder um was sonst?
Franziska Roth: Es hat sich in den letzten Wochen gezeigt, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Herrn Widmer und dem Regierungsrat nicht mehr gegeben war. Dabei gibt es verschiedene Komponenten, das Vertrauensverhältnis ist ein Paket mit mehreren Elementen, dieses Gesamtbild hat nicht mehr gestimmt.
Haben die schlechte Ertragslage des KSA, die andauernde Chefarzt-Affäre oder die Bewerbung für eine eigene Herzchirurgie bei der Beurteilung des Vertrauensverhältnisses eine Rolle gespielt?
Ich möchte nicht auf Details und einzelne Aspekte eingehen. Wir sind über alles gesehen zum Schluss gekommen, dass die Basis für eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr gegeben ist. Dies ist keine gute Grundlage für die strategische Weiterentwicklung des Kantonsspitals, deshalb hat sich Herr Widmer zum Rücktritt entschieden.
Der Abgang erfolgt sehr kurzfristig, hätte Herr Widmer nicht regulär auf die Generalversammlung im Mai 2019 zurücktreten können?
Herr Widmer hat dem Regierungsrat kürzlich schriftlich seinen Rücktritt auf Ende Jahr mitgeteilt. Dies ist aus meiner Sicht zu respektieren. Es wäre ja auch nicht sinnvoll, noch mehrere Monate im Amt zu bleiben, wenn ohne- hin klar ist, dass es keine längerfristige Zusammenarbeit gibt.
Ist der Abgang tatsächlich ein Rücktritt, oder wird Herr Widmer von der Regierung abgesetzt und erhält eine Abgangsentschädigung?
Es ist ein Rücktritt, zu dem sich Herr Widmer selber entschieden hat. Deshalb erhält er naturgemäss auch keine Abgangsentschädigung.
Nun müssen Sie einen neuen KSA-Präsidenten suchen – wie gehen Sie diese Suche an?
Wir suchen einerseits einen Nachfolger für Herrn Widmer, andererseits gibt es nach den Rücktritten von Regula Jenzer Bürcher und Claudia Zuber-Bürgisser zwei weitere Vakanzen im Verwaltungsrat. Wir werden diese Posten bald öffentlich ausschreiben, bei der Selektion arbeiten wir mit einer externen Firma zusammen.
Herr Widmer sagt, ihm habe die Vernetzung im Kanton gefehlt – muss der neue Verwaltungsrats-präsident ein Aargauer sein?
Es wäre natürlich schön, wenn der neue Präsident ein Aargauer wäre. Viel wichtiger sind aber das Fachwissen und die Erfahrung. Das Kantonsspital Aarau ist ein grosses Haus. In den nächsten Jahren stehen komplexe Herausforderungen an, die hohe Ansprüche an den Verwaltungsrat stellen.