
Erstmals seit 1968: Der «heisse Stein» wird angehoben – dadurch ist die wichtigste Thermalquelle in Baden zu sehen
Die Badener Thermen erhalten aus diversen Gründen seit Jahrtausenden besondere Aufmerksamkeit. Einer der Hauptgründe: Das Wasser sprudelt von sich aus bis an die Erdoberfläche. An viele anderen Orten, an denen es Thermalbäder gibt, muss das Wasser aus der Tiefe hinaufgepumpt werden. In Bad Zurzach beispielsweise aus 450 Metern Tiefe, in Schinznach-Bad aus 370 Metern Tiefe.
Die älteste genutzte und wasserreichste Badener Quelle, die schon die Römer vor 2000 Jahre nutzten, befindet sich auf dem Kurplatz. Sie heisst «Heisser Stein», aus dem einfachen Grund, dass der Quellschacht seit Jahrhunderten von einer heute fünfeckigen Steinplatte bedeckt ist, die sich wegen des warmen Thermalwassers erwärmt.
Sichtbar wird dies jeweils im Winter, wenn hier der Schnee schmilzt. Die oberste sichtbare Steinreihe des Schachts, der Quellkranz, stammt aus dem Jahr 1943, die unteren Steinschichten aus dem 15. Jahrhundert.
Heisser Stein 1968 letztmals angehoben
Am Mittwoch ist der Heisse Stein erstmals seit 1968 wieder abgedeckt worden. Oder anders formuliert: Nach 53 Jahren war die wichtigste Quelle der Stadt wieder einmal zu sehen. Der Stein ist in eine Steinmetzwerkstatt überführt worden, wo er nun gereinigt wird.
Der Stein war über sehr lange Zeit auf Sitzhöhe angehoben und dadurch zentrales Element des Kurplatzes und des dort stattfindenden Lebens. Dies wird in diversen überlieferten Bildern eindrücklich festgehalten ist. Erst in den 1820er-Jahren wurde die Steinplatte auf Bodenniveau abgesenkt.

Der Schacht wurde im 15. Jahrhundert erstellt. Die Steine an der Oberfläche, der Quellkranz, ist 1943 verbaut worden.
Aktuell wird der Kurplatz saniert, und künftig wird die Steinplatte so wie früher wieder als Sitzgelegenheit dienen: Dafür wird sie wieder über den Boden aufragen. Voraussichtlich Ende Juli 2021 wird der heisse Stein wieder platziert.
Archäologin Andrea Schaer hat den gestrigen Tag in Bild und Video festgehalten. Sie erklärt: «Es handelt sich um Badens Hauptquelle mit einer Schüttung von 120 Litern pro Minute. In der Römerzeit war sie Zentrum einer sakralen Anlage, davon zeugen über 400 römische Münzen, die in den 1960er-Jahren in der Fassung gefunden wurden.» Seit dem Mittelalter, spätestens seit 1420, bedecke ein grosser Steinblock aus Erstfelder Gneis die Quellfassung.
Wasser dieser Quelle fliesst ins neue Thermalbad

Der fünfeckige Stein wird durch das Thermalwasser erhitzt. Darum heisst er „heisser Stein“. Künftig wird er angehoben, so dass man – wie in früheren Jahrhunderten – auf ihm sitzen kann.
Ob der heutige Stein noch das Original von 1420 ist, sei unsicher: «Quellen erwähnen eine mögliche Erneuerung 1822.» Bis zu besagtem Datum war der Stein sechseckig und ragte über den Platz auf, sodass man darauf sitzen konnte. «Dann wurde eine Ecke entfernt und der Stein der besseren Zufahrt zu den Badehotels wegen ebenerdig versenkt», erklärt sie.
Das Quellwasser wird unter anderem im Hotel Blume und natürlich im neuen Thermalbad verwendet, das nur wenige Meter vom Kurplatz entfernt derzeit gebaut und im Spätherbst eröffnet werden wird.
In den Grossen Bädern in Baden gibt es 16 warme Thermalquellen, in den Kleinen Bädern in Ennetbaden sind es drei.