
Es fehlt mir nicht und es fehlt mir doch
Ich bin ein ausgesprochenes Gewohnheitstier. Spätestens am Sonntagabend muss ich zumindest in groben Zügen wissen, was mich in der kommenden Woche erwartet. Dementsprechend schwierig ist die momentane Situation für mich. Normalerweise verbringe ich am Mittwoch und am Freitag die Mittagspause im Fitnesscenter. Einmal pro Woche nehme ich an einer Rückentrainingsstunde teil, einmal bin ich an den Geräten und auf dem Velo. Die meisten der rund 90 Trainings im Jahr lösen bei mir Unwohlsein aus – zumindest zuvor und währenddessen. Habe ich aber den inneren Schweinehund besiegt und begebe mich vor Schweiss triefend unter die Dusche, ist alle Mühe vergessen und ich bin ein bisschen stolz.
Warum erzähle ich Ihnen das? Auch das Fitnesscenter meines Vertrauens musste bis mindestens 19. April die Türen schliessen. Ich stehe also nach fast 20 Jahren zum ersten Mal wieder vor der Frage, was ich tun soll, um einigermassen fit zu bleiben und nicht noch weiter in die Breite zu wachsen. Schliesslich geht es dabei um die Gesundheit und darum, gegen Krankheiten ein wenig besser geschützt zu sein. Eigenverantwortung ist gefragt. Niemand sagt mir, welche Übung ich wie lange machen soll, niemand stellt mir Kraftgeräte vor die Nase. Glücklicherweise habe ich im Keller irgendwo noch zwei Hanteln gefunden. Ausserdem gibt es den Wald, der sich bestens für Ausdauertrainings eignet. Obwohl jedes Mal ein innerer Kampf entsteht, wenn ich vor dem Fitnesscenter stehe, momentan vermisse ich es ein bisschen. Und schliesslich denke ich auch an die Menschen, die dort normalerweise arbeiten.