
Ex-TV-Direktor schlägt vor: SRF 2 soll wegen Corona-Lockdown zum Schulfernsehen werden
Im ganzen Land zerbrechen sich Lehrerinnen und Lehrer den Kopf darüber, wie sie den Unterricht in den nächsten Monaten irgendwie aufrechterhalten können. Roy Oppenheim, der einst den SRF-2-Vorläuferkanal S-plus leitete, schlägt ein Revival des Schulfernsehens vor. Seine Idee: Unterricht vor dem Fernseh-Bildschirm, von 8 bis 17 Uhr, jede Stunde an eine andere Altersstufen gerichtet.
Oppenheim hat einst die Kulturredaktion von SRF und das Schweizer Radio International geleitet. Später hat er S Plus lanciert, den Vorläufer des heutigen Fernsehsenders SRF 2. Just dieser Kanal, so Oppenheims Vorschlag, soll während der Corona-Krise zu einer Art Ersatz-Schulzimmer der Schweiz werden.
Service Public als Retter in der Not
«In Zeiten der Krise braucht es den Service public ganz besonders», sagt Oppenheim. Es liegt für den 79-Jährigen auf der Hand, dass das SRF nun einspringen muss, um die «gewaltige Herausforderung» zu meistern. Das Medium Fernsehen ist für ihn im Vorteil, weil Handys, Laptops oder Tablets längst nicht allen Schülern zur Verfügung stünden.
SRF hat bereits angekündigt, sein Kinder- und Jugendangebot auszubauen. Zum Beispiel die «SRF myschool»-Reihe, die Lernvideos für verschiedene Schulstufen bereitstellt. Weiter will SRF das Format «Zwei am Morgen» forcieren. Weiter sind etwa virtuelle Museumsrundgänge, Podcasts und weitere Format in Abklärung.
Roy Oppenheim begrüsst diese Pläne, findet aber auch, dass sie zu wenig weit gehen. Er fordert «eine radikalere, mutigere Lösung». SRF 2 soll sich in den kommenden Wochen in den Schulfernsehkanal für alle Deutschschweizer Schulen verwandeln. Neben Lernvideos sollen auch Unterrichtslektionen per Live-Stream zum Einsatz kommen, die sich zu jeweils festen Uhrzeiten an unterschiedliche Altersstufen richten. Auch Hausaufgaben sollen Teil des neuen Schulfernsehens sein, «nur dann hätten wir einen Zusatznutzen», sagt Oppenheim.
Lehrer-Präsidentin: Allenfalls als Entlastung
Dagmar Rösler, die Präsidentin des Schweizer Lehrerverbands LCH, ist derzeit eine viel beschäftigte Frau. Wie tausende andere Lehrer im Land ist die Solothurner Primarlehrerin damit beschäftigt, ein Übergangsregime für ihre Schüler aus dem Boden zu stapfen. Es werden «individuelle Lösungen vor Ort» gesucht, weil die Schulen auch technisch ganz unterschiedlich ausgerüstet seien.
Ein Revival das Schulfernsehens hält Rösler für eine prüfenswerte Idee – allerdings nur als Entlastung für Eltern, die ihre Kinder sinnvoll beschäftigen wollen. Rösler sagt: «Als freiwilliges Angebot, von dem die Kinder profitieren können, macht das durchaus Sinn.»
Ein Ersatz für den Unterricht könne das Schulfernsehen aber nicht bieten, betont die LCH-Präsidentin.