
Fakten geliefert, Fragen bleiben
Diese Woche fuhr ich nach Kollbrunn ZH, um mit der bekannten Tierschützerin Susy Utzinger über das Tierdrama von Oftringen zu sprechen. Sie bringt das, was angesichts der schockierenden Bilder vielen Menschen durch den Kopf ging, so auf den Punkt: «Beim Strassenverkehrsgesetz diskutiert niemand. Wenn Sie zu schnell Auto fahren, setzt es eine Busse ab. Beim Tierschutzgesetz macht man da offensichtlich Ausnahmen und nimmt auf die verschiedensten Gegebenheiten Rücksicht. Das kann nicht sein.» Dem gibt es nichts hinzuzufügen.
Eine gute Nachricht immerhin gab es im Fall Oftringen diese Woche: Der zuständige Departementschef Jean-Pierre Gallati selbst nahm ausführlich Stellung und lieferte Fakten, die das zuständige Amt für Verbraucherschutz oder der Veterinärdienst angesichts der Schlagzeilen schon viel früher hätten auf den Tisch legen können (siehe gestrige Ausgabe). Gallati beschönigt nichts. Ausserdem will er in rund zwei Wochen von seinen Leuten wissen, welche Massnahmen nötig sind, damit sich ein solcher Fall nie mehr wiederholt. Neue Besen kehren gut, ist man da versucht zu sagen. Gut so. Übers Knie brechen will er indes nichts. Auch gut so.
Fakt ist, dass der fehlbare Tierhalter die Behörden offensichtlich gezielt getäuscht und an der Nase herumgeführt hat. So versteckte er Tierkadaver in Tonnen und Garagen. Die wichtigste Frage aber bleibt im Raum: Warum hat der Veterinärdienst trotz acht Kontrollen, fünf Strafanzeigen und drei erlassenen Strafbefehlen nie ein Halteverbot verfügt? Wie kann es sein, dass ein Veterinärdienstmitarbeiter von einem noch vorhandenen Futtervorrat spricht und die Polizei 48 Stunden später auf verhungerte Tiere stösst? Wie ist es möglich, dass der gleiche Mitarbeiter eigentlich gar nicht mehr für den Kanton Aargau tätig ist, sondern bereits eine neue, leitende Stellung in einem anderen Kanton angetreten hat? Und was sagt dessen Chefin, die Kantonstierärztin, zu dieser seltsamen Konstellation? Jean-Pierre Gallati hat Antworten versprochen. Wir sind gespannt.