Fans wollen keine Impfung: EHC Olten erhält anonyme Briefe wegen «diskriminierendem Covid-Zertifikat» im Stadion

Der EHC Olten startet heute Freitag in einer Woche in die Saison. Nach dem Auswärtsspiel in Zug folgt am Samstag das erste Heimspiel gegen den HCB Ticino Rockets. Doch ob das Team von Lars Leuenberger dann auf ein volles Stadion zählen kann, bleibt abzuwarten. Denn: Es brodelt in den Fanreihen.

Die EHCO-Supporter wandten sich mehrfach anonym an die Clubführung. Darin fordern sie, die Zertifikatspflicht im Kleinholz-Stadion aufzuheben, dieses sei «diskriminierend». In einem der veröffentlichten Briefe steht weiter: «Ansonsten wird die Konsequenz sein, dass wir zahlreichen Fans (Impfgegner) das Kleinholz-Stadion meiden werden!! Wetten, dass dies schon in den ersten Heimspielen spürbar sein wird?!»

Wer hinter den Briefen steckt, ist unklar, wie Stephan Felder, Mediensprecher des EHC Olten, gegenüber Radio 32 erklärte. «Wir gehen davon aus, dass diese Briefe immer von derselben Person oder Personengruppe kommen.» Auf Instagram und Facebook geht der Club nun in die Offensive.

Bund gibt Regeln vor

Die Briefe würden den EHCO nachdenklich stimmen, heisst es in dem Post vom Donnerstag. «Es ist nicht die Eishockey Club Olten AG EHCO, die die gesetzlichen Vorgaben und Bestimmungen für den Spielbesuch in der aktuellen Saison 2021/22 macht», stellt der Club klar.

EHC-Olten-Fans auf der Tribüne.

EHC-Olten-Fans auf der Tribüne.

Claudio De Capitani

Der Verein sei als Veranstalter dazu verpflichtet, die aktuell gültigen Rahmenbedingungen gemäss der Verordnung des Bundes umzusetzen. Diese sehen bei Grossveranstaltungen mit mehr als 1000 Personen vor, dass ausschliesslich Personen mit gültigem Covid-Zertifikat Zutritt erhalten.

«Wir verschärfen nichts, stellen aber auch die aktuellen Massnahmen des Bundes nicht in Frage. Wir sind Veranstalter und wollen unser Publikum unterhalten und deshalb halten wir uns an die Regeln.»

Wer geimpft, getestet oder genesen sei, darf demnach die Heimspiele des EHCO im Kleinholz besuchen.

Zertifikatspflicht hat gute Gründe

Angesichts der Situation in den Spitälern überlegt sich der Bundesrat, die Zertifikatspflicht weiter auszudehnen. Der Solothurner Regierungsrat unterstützt diese Überlegungen. Er schätzte die aktuelle Entwicklung als «besorgniserregend» ein und ist der Meinung, dass dringend Massnahmen ergriffen werden müssen, um eine Überlastung der Spitäler zu verhindern.

 

Das Zertifikat erlaubt es, Veranstaltungen mit vielen Personen durchzuführen, da die Möglichkeiten von Ansteckungen minimiert werden. Negativ Getestete können kein Virus weitergeben und geimpfte oder genesene Personen sind – falls sie dennoch angesteckt sind, was sehr unwahrscheinlich ist – massiv weniger ansteckend als Ungeimpfte.

Letztere hingegen können – wenn sie sich angesteckt haben – das Virus weitergeben und haben eine viel grössere Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid zu erkranken, wie die Belegungen der Spitäler deutlich zeigen.

Die Spieler von Olten jubeln mit den Fans nach dem Spiel 2019 gegen den EHC Kloten.

Die Spieler von Olten jubeln mit den Fans nach dem Spiel 2019 gegen den EHC Kloten.

Marc Schumacher

Mehrheit der EHCO-Fans respektieren Zertifikatspflicht

Dies sehen offenbar auch die meisten Fans des EHC Olten ein. Unter den entsprechenden Social-Media-Posts ist der Tonfall kritisch. «Arrogant, egoistisch, peinlich und einfach nur dumm», «Unglaublich und feige, nicht mal mit seinem Namen zu unterschreiben» oder «Sollen sie zu Hause bleiben, besser für alle!» ist zu lesen.

Das sieht auch Mediensprecher Felder so: «Weit über 90 Prozent der Leute arrangieren sich mit den Massnahmen.» Er glaubt nicht, dass weniger Fans ins Kleinholz kommen werden, wie das der anonyme Briefschreiber behauptet. Der Verkauf der Saison-Abos sei auf dem Stand des Vorjahres, wo es noch keine Zertifikats-Pflicht gegeben hatte. Gute Voraussetzungen also, dass die EHCO-Spieler mit lautstarker Fan-Unterstützung in die neue Eishockey-Saison starten können.