
FDP Aargau fordert: Notfalls soll die Armee beim Impfen helfen
«Der Regierungsrat muss jetzt strategisch denken und unternehmerisch handeln. Das heisst, verschieden Szenarien vorbereiten», sagt Sabina Freiermuth, Fraktionspräsidentin der FDP im Grossen Rat. Zuvor hatte ihre Partei eine Medienmitteilung verschickt. Die Freisinnigen verlangen darin mit Nachdruck, dass die kantonale Impfstrategie so aufgesetzt wird, dass bei Verfügbarkeit von mehr Impfstoff dieser auch tatsächlich verimpft werden kann.
Eine drastische Erhöhung des Impftempos müsse möglich sein, die entsprechenden Strukturen seien jetzt aufzubauen. «Ab dem Tag, an dem grössere Mengen an Impfdosen vorhanden sind, muss im Aargau eine eigentliche Impfoffensive gestartet werden», heisst es in der Mitteilung.
Weitere Impfstrassen und Sanitätstruppen im Aargau?
Es sei zu prüfen, ob weitere Impfstrassen aufgebaut werden können, schreibt die FDP. Dafür habe der Regierungsrat umgehend ein Gesuch um Unterstützung durch Sanitätstruppen der Armee an das Eidgenössische Departement VBS zu stellen. Ob der Aargau für die Impfkampagne das Militär brauche, sei natürlich unsicher. Doch sollte dereinst das jetzt verfügbare Personal eingebunden sein, bleibe das als Möglichkeit, sagt Sabina Freiermuth:
«Ich will einfach nicht erleben, dass wir mehr Impfstoff erhalten, als aus organisatorischen Gründen verimpft werden kann.»
Jeder Kanton könne ein Gesuch für Unterstützung beim VBS stellen, werde dieses abgelehnt, so habe man es immerhin versucht. Schon gar nicht solle der Aargau zuwarten, bis ihm damit alle anderen Kantone zuvorkommen. «Der Regierungsrat muss jetzt handeln», resümiert die Grossrätin.
Mehr Impfstoff kommt im Mai und Juni
Die Aargauer Impfzentren können heute rund 35’000 Impfungen pro Woche vornehmen, die maximale Kapazität liegt bei rund 50’000 Impfungen. Die aktuellen Tageszahlen sind vom verfügbaren Impfstoff abhängig, letzte Woche wurden laut Gesundheitsdepartement täglich zwischen 2500 und 3500 Dosen verimpft. «Wir verimpfen immer alles, was wir erhalten. Unter Berücksichtigung der nötigen Dosen für die Zweitimpfungen», sagt Sprecher Michel Hassler.
Im Mai und Juni wird, gemäss Prognosen des Bundes, mehr Impfstoff zur Verfügung stehen. Der Kanton plane seine Kapazitäten anhand der angekündigten, allerdings noch nicht bestätigten, Lieferungen, so Hassler. Bei Bedarf würden die Öffnungszeiten am Morgen, am Abend und an Wochenenden ausgeweitet, um so eine Kapazitätssteigerung zu erreichen.
Weiter startet der Aargau in den nächsten Tagen einen Pilotversuch mit Impfungen in acht Hausarztpraxen. Gelingt der Versuch, so stehen danach Impfmöglichkeiten in knapp 200 Arztpraxen und rund 70 Apotheken zur Verfügung. «Damit stehen gemäss heutiger Planung genügend Kapazitäten zur Verfügung», sagt Hassler.
Erst gestern Mittwoch hat die kantonale Impfstrategie deshalb entschieden, dass in der Klink Hirslanden kein Impfzentrum eröffnet wird – es sei nicht mehr nötig. Einen Armee-Einsatz beim Impfen im Aargau sieht Michel Hassler eher nicht: Einerseits gelte das Subsidiaritätsprinzip, wonach die zivilen Mittel, inklusive Zivilschutz, ausgeschöpft sein müssten, um Unterstützung durch die Armee zu erhalten.
Testkapazitäten werden nicht ausgebaut
Einsätze der Armee zugunsten der Impfkampagne seien vom Bundesrat zudem nicht freigegeben. Andererseits stelle sich aber auch die Frage nach dem Sinn, so Hassler: «Aus Sicht des Departements Gesundheit und Soziales ist nicht zu erkennen, wie mit der Armee die Effizienz beim Impfen gesteigert werden könnte», hält er fest.
Neben mehr Tempo beim Impfen verlangt die FDP vom Regierungsrat auch, die Kapazitäten für Coronatests auszubauen. Mit mehr und vor allem unbürokratischen Testmöglichkeiten ohne Voranmeldeprozesse soll die Pandemie bekämpft werden. Grossflächig funktionierende Testzentren sollen betrieben und Firmen sollten eigene Testlösungen erleichtert werden.
«Der wochenlange Papierkrieg muss jetzt endlich aufhören», schreibt die FDP. Hassler hält fest, der Kanton setze beim Testen auf die bestehenden Strukturen im Gesundheitswesen, eigene Testzentren seien nicht nötig, denn: «Die vom Bund eingeleitete Selbstteststrategie läuft bekanntlich ausschliesslich über die Apotheken.»