Fertig blumige Zeiten: Schläflis müssen die Lichter löschen – mit Video

Sechs Generationen lang hat das Blumen- und Gärtnereifachgeschäft in Oftringen bunte und fröhliche Blüten getrieben. Nun schliesst der Familienbetrieb Ende Monat nach 180 Jahren für immer seine Türen – «aus wirtschaftlichen Gründen», wie das Inhaberpaar Hanspeter und Susanne Schläfli seine Kundschaft bereits informiert hat.

Oftringen verliert seinen einzigen Blumenladen. Und Susanne Schläfli, die gelernte Floristin HF und Ladenchefin, kämpft mit den Tränen, wenn sie sich mit dem Abschied von der Kundschaft beschäftigt: «Fragen Sie mich lieber nicht, wie es mir geht. Die Emotionen sind da. Es ist hart für uns.» Das Ziel war ein anderes: «Wir haben das Geschäft 1998 von meinen Eltern übernommen», sagt Hanspeter Schläfli, «und wollten es zum Fliegen bringen. Nun ist die Ernüchterung gross.» Fast sein ganzes Leben hat der 57-Jährige in Laden und Gärtnerei verbracht. 19 Jahre als Inhaber, zuvor als einfacher Mitarbeiter und davor als kleiner, aufmüpfiger Bub, der zwischen den Beinen von Vater und Mutter hin- und herflitzte.

Genickbruch kam Ende 2015

Langweilig wird es ihm und Frau Susanne zwar nicht werden. Hanspeter Schläfli tritt auf Anfang 2018 bekanntlich seinen neuen Job als Gemeindeammann von Oftringen an. «Wir haben beide grossen Respekt vor dieser Aufgabe – und mein Job soll und wird es sein, Hanspi den Rücken zu stärken», sagt Susanne Schläfli. Die beiden sind privat wie beruflich ein gut funktionierendes Team, ihren Laden haben sie mit viel Herzblut geführt. Das Aus konnten sie dennoch nicht verhindern. Bereits 2013 verkauften sie das Land, auf dem bis dahin ein Teil ihrer alten Gewächshäuser standen, um Schulden zu tilgen. «Das Ende näherte sich schleichend», sagt Hanspeter Schläfli, der im Geschäft für die Gärtnerei und das Büro sorgte. Der Genickbruch kam ausgerechnet wegen des genannten Verkaufs. Als auf dem verkauften Land Ende 2015 mit dem Bau des «Löwenparks» begonnen wurde, fehlten dem Blumengeschäft deshalb oft Parkplätze. Etliche Kunden, vor allem viele spontane, seien nicht mehr gekommen, so Schläfli, «und diesen Verlust konnten wir nie mehr gutmachen».

Ein Sonderfall ist «Blumen Schläfli» nicht. Die ganze Branche kämpft seit Jahren mit sinkenden Umsätzen. Ein Phänomen, das nicht mal an der Landesgrenze haltmacht. So schrieb die «Welt» über Hamburg bereits 2013: «Discounter und Online-Händler bedrängen die alteingesessenen Floristikläden.» Der Schweizerische Floristenverband hat in den letzten sieben Jahren knapp zehn Prozent an Mitgliedern verloren. Selbst der führende Internet-Anbieter Fleurop, mit dem auch Schläflis zusammenarbeiteten, muss bluten: Der Umsatz ist seit 2012 um über 13 Prozent gesunken.

Ausverkauf bis Ende Monat

Wie die Branche serbelt, schlägt sich sogar im Berufsbild nieder. Immer weniger Floristen werden gebraucht, immer weniger ausgebildet. Der Aargau führt heute in der Gewerbeschule noch eine einzige Floristenklasse, vor zehn Jahren seien es noch drei gewesen, sagt Hanspeter Schläfli. Froh sind er und Susanne, dass ihre eigene Lehrtochter in Olten eine Anschlusslösung finden konnte. Auch die angestellte Floristin hat eine neue Stelle. Noch suchend ist die Gärtnerin. «Mein Team, die Kunden, aber einfach auch die Blumen werden mir sehr fehlen», sagt Susanne Schläfli.

Umso mehr geniesst sie in diesen Tagen die letzten Besuche der Menschen, die sie in den letzten zwei Jahrzehnten ein- und ausgehen sah. Schnittblumen gibt es schon seit Mitte September keine mehr zu kaufen. Im gegenwärtigen Ausverkauf bis Ende Monat werden nun die allerletzten Dekorationsartikel zum halben Preis veräussert.

Darauf angesprochen, wie dieser Teil ihres Lebens zusehends verschwindet, rollen bei Geschäftsführerin Susanne Schläfli dann doch noch die Tränen. Ihr Mann versucht sie zu trösten. Als funktionierendes Team blicken die beiden aber nach vorne. Während für Hanspeter Schläfli unternehmerisch ein Abschnitt endet, beginnt politisch ein neuer. Er freut sich auf seine baldige feierliche Amtseinsetzung als Ammann. Doch bedauert er, dass ihm das Glückwunsch-Blumenbouquet nicht mehr seine Frau zusammenstellen wird. Zumindest nicht mehr im eigenen Laden.