
Feuerwerk-Händler hofft auf Regen: «2018 war absolut verheerend für uns»
Die Produkte, die in Walterswil gelagert werden, dürfen explodieren, brennen und knallen. Aber natürlich erst, wenn der Konsument es wünscht. Wer in der Schweiz Feuerwerk kauft, der hält ziemlich sicher einen Artikel der Firma Weco Suisse AG in der Hand.
Die Wochen vor dem 1. August sind für das Unternehmen der international operierenden Weco-Gruppe besonders intensiv. Geschäftsführer Franklin Herz sagt: «Drei Viertel des Umsatzes machen wir vor dem Bundesfeiertag. An Silvester verkaufen wir den übrigen Viertel. Und der Verkauf unter dem Jahr macht noch ein Prozent aus, wenn überhaupt.»
Erneutes Abbrennverbot wäre ein Problem
Das vergangene Jahr war für die Weco deshalb umso schwieriger. In fast allen Kantonen galten ein Feuer- und Feuerwerkverbot, die Einnahmen der Walterswiler Firma brachen ein. «Es war absolut verheerend für uns», sagt Herz. Die im Verkaufspreis enthaltene Marge könne ein solches Risiko nicht abdecken.
Das Unternehmen habe «das schwierige Jahr 2018» nur dank den normalen Jahren zuvor verkraften können. «Wenn dieses Jahr nochmals ein Abbrennverbot ausgesprochen wird, wird das für uns zu einem grossen Problem», meint Herz ernst.
«Derzeit gibt es eine regelrechte Umwelthysterie»
Zur Trockenheit durch die Sommerhitze kommen die Diskussionen rund um die Klimaerwärmung. Auch die Stadt Olten hat mittlerweile auf die Proteste aus der Bevölkerung reagiert: Sie hat das 1.-August-Feuerwerk abgesagt. Herz wurde schon mehrfach auf die Umweltthematik angesprochen: «Entweder man liebt Feuerwerke oder man hasst sie.» Diese Problematik habe sein Wirtschaftszweig schon immer gehabt. Zudem sei Feuerwerk ein Luxusgut, das «einfach Spass machen» soll.
Aber der Weco-Geschäftsführer ist überzeugt: «Derzeit gibt es nach meinem persönlichen Empfinden eine regelrechte Umwelthysterie.» Es sei problematisch, dass man pünktlich zum Bundesfeiertag wieder mit dem Finger auf den Feuerwerk-Händler zeige. Herz: «In der Schweiz haben wir zwei Anlässe pro Jahr, an denen wir abbrennen. Darum appelliere ich an Toleranz.»
40 Angestellte in fünf Lagerhallen
Noch stehen in den fünf Lagerhallen, im vor fünf Jahren neu gebauten Weco-Gebäude, unzählige Kartonschachteln bereit. Sie warten auf den Transport in eines der Detailhandelgeschäfte in der ganzen Schweiz. 40 Angestellte sorgen in Walterswil dafür. Sie arbeiten in den Bereichen Logistik und Administration.
Der Neubau wurde speziell für die Lagerung von Feuerwerkskörper entworfen. «Ich glaube, es gibt keine andere Halle mit diesem Standard in Europa», sagt Herz. Auf jeder Etage der Lagerregale hat es Sprinkleranlagen, damit sich ein Feuer nicht ausbreiten könnte. Bei den Türen sind Löschwassersperren angebracht, damit keine Chemikalien ins Grundwasser gelangen. Im Untergrund steht für den Notfall ein Fluchtkorridor bereit, damit die Mitarbeitenden sich in Sicherheit bringen können. «Und der Feuerwehrkommandant von Walterswil arbeitet hier», sagt Herz, als gerade ein Mitarbeiter mit dem Gabelstapler vorbeifährt.
Die Lieblinge der Schweizer: Vulkane und Feuerwerk-Batterien
Die Weco-Gruppe beschäftigt weltweit rund 400 Mitarbeitende. Die Feuerwerkskörper werden an drei Standorten in Deutschland produziert. Ausserdem arbeitet die Weco mit zwei Lieferanten – in Aesch und Neudorf im Kanton Luzern – zusammen, die Schweizer Vulkane herstellen. Laut dem Geschäftsführer deckt das Unternehmen den grössten Teil des Schweizer Markts ab.
Herz, der seit 20 Jahren im Unternehmen arbeitet, kennt denn auch die Lieblingsprodukte der Schweizerinnen und Schweizer. «Das sind seit einiger Zeit einerseits Vulkane in allen Farben und Grössen. Zum anderen kaufen die Kunden gerne Feuerwerk-Batterien», berichtet er. Das sind Boxen, in denen unterschiedliche Feuerwerkskörper eingebaut sind. Diese explodieren nacheinander.
«Wenn nicht ich, wer sonst»
Herz hofft, dass der angekündigte Regen am Wochenende die Waldbrandgefahr vermindert. Denn er setzt am 1. August bei sich zu Hause auf das volle Programm: «Ein Vulkan zum Einstimmen, dann grosse Batterien und zum Schluss eine schöne Knallrakete, damit die Leute wissen, jetzt ist fertig», erzählt Herz.
Er zelebriere den Feiertag jedes Jahr. «Wenn nicht ich, wer sonst», meint er lachend. Seine vier erwachsenen Kinder hätten seine Freude für das Feuerwerk von ihm geerbt. So freue sich die ganze Familie auf das Spektakel aus dem eigenen Garten. «Das ist schliesslich der Höhepunkt der Saison», so Herz. Und: «Wenn ich kein Feuerwerk abbrennen würde, wäre ich ja wie ein Metzger, der kein Fleisch isst.»