
Fische sollen auch nach Kraftwerk laichen: Etwa 1000 Lastwagen voll Kies werden nun ausgebaggert
Rund 12’000 Kubikmeter Kies werden in der Zeit von Mitte September bis Mitte Oktober aus der Reuss im Raum Jonen-Werd gebaggert. Das Material wird gegen 1000 Lastwagen füllen, damit in den Bereich des Honegger-Wehrs in Bremgarten transportiert und dort wieder in den Fluss geschüttet. Das Projekt steht unter der Leitung des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) und läuft unter dem Titel «Realisierung der Umweltmassnahmen für das Kraftwerk Bremgarten-Zufikon.»
Anlass dazu ist eine Änderungen im Gewässerschutzgesetz. Sie gilt zwar bereits seit 2011, die Planung der erforderlichen Massnahmen hat aber einige Zeit gebraucht. Die Änderung betrifft den Geschiebehaushalt. Er darf laut dem entsprechenden Artikel «durch Anlagen nicht so verändert werden, dass die einheimischen Tiere und Pflanzen, deren Lebensräume, der Grundwasserhaushalt und der Hochwasserschutz wesentlich beeinträchtigt werden.» Die Inhaber der Anlagen, so heisst es im Artikel weiter, hätte dazu geeignete Massnahmen zu treffen.
Kraftwerk Bremgarten-Zufikon ist nicht geschiebedurchgängig
Das Kraftwerk Bremgarten-Zufikon ist nicht geschiebedurchgängig. Das heisst, im Stauraum oberhalb des Flachsees lagert sich das Geschiebe ab und fehlt dann im unteren Flusslauf. Das wiederum wirkt sich auf den Lebensraum für Flora und Fauna negativ aus. Unter anderem fehlen mit den Kiesbänken im Fluss auch die Laichmöglichkeiten für die Fische.
Nun gäbe es eine relativ einfache Möglichkeit, den Geschiebehaushalt der Reuss im Bereich des Kraftwerks Zufikon-Bremgarten zu ändern. Man könnte im Rahmen einer Staupegel-Absenkung das Wehr so bewirtschaften, dass mehr Geschiebe in den Unterlauf gelangt. Diese Massnahme wird tatsächlich geprüft, ist aber in der Umsetzung nicht so einfach, weil sie unter Umständen die Ökologie des Flusses durcheinanderbringen kann.
Deshalb hat man sich vorderhand dazu entschlossen, das Geschiebe im Bereich der sogenannten Stauwurzel auszubaggern und rund 300 Meter unterhalb des Bremgarter Honeggerwehrs wieder in Reuss zu schütten. Hier sind von Kanton schon früher Kieszugaben in die Reuss erfolgt. Das Geschiebe wird von dort aus vom Fluss dann kontinuierlich in die tieferen Regionen gespült. Diese Kies-Umlagerung soll künftig alle zwei Jahre erfolgen.
Spezielle Massnahme nützen Kanuten und Surfern
Von der Kiesumlagerung profitieren nicht nur Flora und Fauna in der Reuss, sondern letztlich auch Kanuten und Surfer. Auf Antrag der Gewässerkommission des Schweizerischen Kanuverbandes wird ein kleiner Teil des Materials – die Rede ist von «einigen hundert Kubikmetern» – oberhalb des Honeggerwehrs eingebracht. Es soll helfen, die Flusssohle sowie die Wehrschwelle so zu stabilisieren, dass die berühmte stehende Welle erhalten bleibt. Während dem Materialeintrag im September wird diese allerdings laut der Mitteilung der Abteilung Landschaft und Gewässer für rund eine Woche nicht benützt werden können.
Der Ablauf der Umlagerung von rund 12’000 Kubikmetern Geschiebe ist minutiös geplant und mit den betroffenen Gemeinden Bremgarten, Aristau, Jonen und Rottenschwil abgesprochen worden. Die Vorbereitungsarbeiten starten laut Kanton am Montag, 2. September. Effektiv Kies ausgebaggert, transportiert und wieder eingebracht wird ab 16. September bis zirka Mitte Oktober. In diesem Zeitraum, so hält die Abteilung Landschaft und Gewässer fest, müsse mit intensiven Transportfahrten gerechnet werden.
Die nötigen Lastwagenfahrten werden zeitlich beschränkt
Diese werden allerdings zeitlich beschränkt. Während den Schulferien vom 28. September bis 13. Oktober darf von Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr gefahren werden. Ausserhalb der Ferienzeit dürfen die Lastwagen lediglich von 9 bis 17 Uhr verkehren. Weil ausserhalb der Stosszeiten auch Einschränkungen auf der Werdstrasse zwischen Reussbrücke und Zugerstrasse zu erwarten sind, wird dort die Geschwindigkeit vorübergehend auf 50 km/h beschränkt.
Einschränkungen gibt es laut Kanton auch für die Reuss-Böötler, sofern um diese Jahreszeit überhaupt noch solche unterwegs sind. Flussfahrten sind im Bereich der Geschiebeausbaggerung nur unter erschwerten Bedingungen und einseitig möglich. Die Baustelle, hält der Kanton fest, werde mit entsprechenden Schifffahrtssignalen gekennzeichnet. Ob die Schlauchboot-Kapitäne diese dann allerdings auch interpretieren können, ist eine offene Frage.