Franke-Preis: Freudige Überraschung für Spiis&Gwand

Freitagabend, 19.00 Uhr. Nach und nach treffen die Gäste zur Verleihung des Franke Preises im Hotel Zofingen ein. Die Vertreter der Stiftung sind als Erste da. Das Servicepersonal schenkt Apéro aus, die adrett gekleideten Leute unterhalten sich wohlgelaunt. Eine grosse Gruppe betritt den Saal. Es sind rund 15 ehrenamtliche Helfer des Projektes Spiis&Gwand der reformierten Kirchgemeinde Oftringen. Nichtsahnend schlendern sie durch die Tür. Sonja Neuenschwander, Leiterin von Spiis&Gwand, hat ihnen ein gemeinsames Nachtessen angekündigt. Die Leute stellen sich einander vor. Langsam ahnen die Spiis&Gwand-Leute, worum es geht.

Einsatz für Bedürftige
Der Name des Projektes ist Programm: Die ehrenamtlichen Helfer versorgen Menschen in finanziellen Notlagen mit «Spiis» und «Gwand». Für den symbolischen Preis von einem Franken beziehen die Bedürftigen die Hilfeleistungen. Spiis&Gwand bietet mehr als Verpflegung und Kleider. Die Organisation entwickelte sich zu einem Treffpunkt. Die Hilfesuchenden werden mit offenen Armen empfangen, tauschen sich mit den Helfern und anderen Bedürftigen aus. So erhalten sie den sozialen Rückhalt, der ihnen häufig fehlt. «Wir fragen nicht, woher die Menschen kommen oder weshalb sie mittellos sind», sagt Sonja Neuenschwander. Es sei wichtig, die Bedürftigen unvoreingenommen aufzunehmen und ihnen Gemeinschaft zu spenden. Denn: «Diejenigen, die zu uns kommen, sind sonst nirgends mehr willkommen.»

Gegründet wurde Spiis&Gwand 2006. Sonja Neuenschwander und zwei Freundinnen entwickelten die Idee während eines Seminares der Kirche. «Wir fanden, dass es nicht reicht, über die christlichen Werte und die Nächstenliebe zu diskutieren. Wir wollten etwas umsetzen, das diesen Begriffen gerecht wird.» So starteten sie vor zwölf Jahren das Projekt. Zu Beginn war Spiis&Gwand in einer Garage zuhause. Diese genügte den Bedürfnissen der Organisation schon bald nicht mehr. 2008 zog Spiis&Gwand in die alte Metzg in Oftringen. Dort fand sich mehr Platz für die stetig wachsende Nachfrage. Seit 2013 befinden sich die Lokalitäten in Küngoldingen. Die Helfer betreiben dort die Essensvergabe und den Secondhand-Kleiderladen. Zudem besteht ein Bistro für die Bedürftigen.

Offen für neue Projekte
Über die Auszeichnung freue sie sich riesig, sagt Neuenschwander. «Der Preis ist für uns wie das Benzin für ein Auto.» Er sporne die Helfer an und motiviere, weiterzumachen. 80 Arbeitsstunden leisten die rund 60 Freiwilligen wöchentlich. Davon profitieren 160 Bedürftige.

Marianne Breitenstein, Präsidentin der Regionalkommission der Franke Stiftung, ist eine der Personen, die alljährlich den Gewinner des Preises wählt. Von Spiis&Gwand ist sie begeistert. «Die Helfer setzen sich unermüdlich für Menschen ein, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Das ist grossartig.» Dr. Michael Soormann, CEO der Artemis Asset Management Group und Stiftungsratspräsident der Franke Stiftung Aarburg, zeigte sich vom Engagement der Freiwilligen ergriffen. In seiner Ansprache sagte er: «Ich bin zutiefst beeindruckt. In all den Jahren hat mich die Vergabe des Preises emotional noch nie so berührt.»

Wofür die 10 000 Franken Preisgeld eingesetzt werden, ist noch nicht festgelegt. «Wir sind immer offen für Neues», sagt Neuenschwander. Denkbar sei, eine Coiffeuse zu engagieren oder den Bedürftigen Internetzugang zur Verfügung zu stellen.