
Freiwillige verwandeln den Alten Friedhof in eine Perle

Mit grossem Fingerspitzengefühl platziert der Baggerführer die schweren Jurakalksteine auf dem Platz neben der Kirche von Vordemwald. Gerade eben hat er wieder einen Stein abgesetzt, mittlerweile ist eine vierreihige Mauer erkennbar. Kritisch schaut Adrian Wullschleger, Leiter des Werkhofs Vordemwald, wie der grob behauene Steinquader neben den anderen liegt. Er gibt Anweisungen in Richtung Bagger – der Stein liegt noch nicht so, wie er soll. Kurz mit dem Zweischalengreifer angehoben und etwas abgedreht, kommt der Stein doch noch so zu liegen, damit Wullschleger zufrieden ist. Hier muss alles penibel stimmen. Denn wenn die Mauer steht, wird der aktuell noch leicht abfallende Platz aufgefüllt und stellt so eine Fortsetzung des Kirchenvorplatzes dar. Ganz am Schluss wird in die Mitte des neuen Platzes noch eine Linde gepflanzt. «Dann hat Vordemwald auch einen ‹Lindenplatz›», sagt Markus Schneitter und lacht.
Der Platz verfügt über eine reiche Geschichte
Der für das Bauwesen zuständige Gemeinderat steht zusammen mit dem Vordemwalder Landschaftsarchitekten Christian Fluri etwas abseits und betrachtet das Treiben auf dem zukünftigen Lindenplatz. Die beiden fungieren als Projektleiter. Denn der Platz ist Teil des Projektes «Neugestaltung Alter Friedhof». Zwischen 1895 und 1967 erhielten die Verstorbenen von Vordemwald auf der Parzelle zwischen der Kirche und dem Schulhaus ihre letzte Ruhestätte. 1995 wurden schliesslich die letzten Gräber komplett geräumt und das Grundstück wurde bis anhin von einem Landwirt als Futterwiese bewirtschaftet. 2006 wurden erste Gedanken zur Umgestaltung des Areals gesammelt und 2015 schliesslich wurde das Projekt richtig in Angriff genommen.
Als Markus Schneitter das Projekt an der letzten Gemeindeversammlung zur Abstimmung brachte, war ein zentraler Teil davon ein geplanter Einsatz des Zivildienstes. Doch aufgrund der Coronakrise war dieser Einsatz nicht möglich. Schneitter suchte nach Freiwilligen, welche die Arbeit des Zivildienstes übernehmen. Und er wurde fündig. «Wir haben drei Personen, die uns helfen», so Markus Schneitter. Er fügt an: «Für mich war es wichtig, Personen, die wegen Corona nicht arbeiten können, eine sinnvolle Tätigkeit zu bieten.»
Naturelemente sollen als Inspiration dienen
So entsteht auf dem «Alten Friedhof» langsam ein sinnlicher Ort der Begegnung. Mit diversen Naturmodulen, die den Besuchern des Areals gleich als Ideenanstoss für den eigenen Garten dienen, wird die Nähe zur Natur geschaffen. Ein Weg mit Infotafeln soll die Besucher über die Geschichte des Ortes aufklären und Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. «Uns war sehr wichtig, den ursprünglichen Charakter des Ortes beizubehalten und seine Geschichte in das Projekt einfliessen zu lassen», erklärt der Landschaftsarchitekt Christian Fluri. «Unser Motto ist: Ein kulturelles Erbe wertschätzen und für das Dorf einen Mehrwert erzielen», fügt er an. Markus Schneitter pflichtet ihm bei: «Wenn das Projekt fertig ist, bepflanzt wird im Herbst, wird das Areal zu einer weiteren Perle in der Perlenkette Vordemwald.»