
«Früher musste man sich rechtfertigen, wenn man sein Kind in eine Kita geschickt hat»
Lautes Kinderlachen schallt aus der Kindertagesstätte zobra des Spitals Zofingen. Vergnügt spielen zwei Jungs in einem Bällchenpool. «Wir sind Haie», erklären sie stolz und werfen mit einem gefährlichen Knurren die farbigen Bällchen aus dem Pool. In einem Zimmer weiter vorne greifen junge Künstlerinnen und Künstler zu den Farbstiften. Sie malen Mandalas. Höchste Konzentration ist gefragt, während die Kleinen mit akribischer Genauigkeit Stifte aussuchen. «Ist der Igel wirklich blau?», fragt die Betreuerin kritisch. Der junge Künstler beginnt zu lachen.
Szenen wie diese waren vor 25 Jahren noch ein entfernter Traum. «Anfang der 90er-Jahre stand zur Diskussion, wie man das Spital attraktiver gestalten könnte», erzählt Martina Cadel, Leiterin der Kindertagesstätte. Am 6. Januar 1992 dann konnte die Kindertagesstätte Mini-Club, wie sie damals noch hiess, eröffnen. «Es gab zu diesem Zeitpunkt Platz für 14 Kinder, neun waren es bei der Eröffnung», weiss Cadel. Zu dritt haben die damaligen Leiterinnen die Kinder betreut.
Kita im Wandel
2008 erfolgte dann der Namenswechsel. «Die Geburtenabteilung des Spitals hiess zobra. Als sie schloss, übernahmen wir den Namen», erzählt Cadel. 22 Jahre lang befand sich die Kita direkt im Spitalgebäude. Im 2014 erhielt sie ihr eigenes Gebäude. «Das war ein Geschenk des Spitalvereins zum 125-Jahre-Jubiläum des Spitals», sagt Cadel. Die Kita wurde mit dem Umbau auf 24 Plätze vergrössert. Dazu gab es einen grosszügigen Batzen von 3450 Franken für neues Spielzeug. Das Geld schenkte die Radiologie, welche damals ihren 100. Geburtstag feiern durfte. Cadel und die stellvertretende Pflegeleitung Kathrin Bertschi waren in der Planungs- und Umsetzungsphase des Neubaus massgeblich beteiligt.
Heute lädt der freundliche Holzbau mit einem grosszügigen Naturgarten zu vergnüglichen Stunden ein. «Im Moment kommen 40 Kinder zu uns», sagt Cadel. «Etwa ein Drittel der Kinder sind Externe.» Die Kita zobra stehe jedoch für Interne und Externe zur Verfügung. «Seit dem August können in allen Kitas innerhalb von Zofingen Betreuungsgutscheine eingelöst werden», weiss Cadel.
Mit «elmar» lernen
In den vergangenen 25 Jahren durchlief die Kita aber noch mehr Veränderungen. Statt der drei, sind es jetzt zehn Mitarbeitende, darunter fünf Auszubildende. «Die Mentalität der Leute hat sich verändert. Früher musste man sich regelrecht rechtfertigen, wenn man sein Kind in eine Kita geschickt hat», sagt Cadel. Heute sei die Akzeptanz dafür viel grösser. Bereits ab vier Monaten können Eltern ihr Kind in die Kita zobra bringen. «Wir nehmen Kinder bis zum Kindergarteneintritt auf, wenn sie aber schon vorher von uns betreut werden, dürfen sie bis im Alter von 12 Jahren bleiben», erklärt Cadel. Betreut werden die Kinder des dualen Bildungskonzepts «elmar». Dieses soll die elementaren Bildungsbereiche anregen und unterstützen. In der Kita zobra gibt es ein Morgen- und ein Nachmittagsprogramm, welches auf «elmar» eingeht. Die Kinder bekommen auch Zeit, in einem begleiteten Rahmen selber gewisse Spiele und Aktivitäten auszusuchen. «Mindestens einmal am Tag gehen wir nach draussen», erzählt Cadel – und zwar bei Wind und Wetter.
In einem Punkt unterscheidet sich die Spitalkita von anderen: «Wir haben medizinische Fachgruppen im Haus.» Die Kita-Betreuerinnen bilden sich durch Kurse weiter. «Wir sind alles Fachfrauen», sagt Cadel. So erhalten die Kinder eine optimale Betreuung. Das wichtigste für Martina Cadel bleibt jedoch: «Das Kind steht im Mittelpunkt. Das Kind soll Kind sein dürfen.»