
Führung des Seniorenzentrums: Der Stadtrat erntet Kritik
Der Zofinger Stadtrat hat fürdas Seniorenzentrum ein strategisches Leitungsgremium eingesetzt, welches die Ressortführung ersetzt. Er wolledamit die strategische Führung der Institution auf eine breitere Basis stellen, teilte er gestern mit.
Bisher hat SP-Stadträtin Rahela Syed das Seniorenzentrum als Ressort geführt. Die Anforderungen an die strategische Führung eines so grossen und komplexen Betriebs würden immer höher – eine breitere Abstützung sei deshalb angezeigt, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Begründet wird der Schritt zudem mit den «Ereignissen in der jüngsten Vergangenheit». So wurde Ende Mai die Entlassung von zwölf Personen kommuniziert, weil sonst per Ende Jahr ein Minus von 1,6 Millionen Franken gedroht hätte. Im März kam es zudem zu einem Eklat um die Führung des Zentrums: Dem designierten Geschäftsführer wurde gekündigt, bevor dieser die Stelle überhaupt antrat.
Vorwurf des «Ablenkungsmanövers»
Das Gremium sei nach fachlichen Gesichtspunkten zusammengestellt worden – und um Synergien mit der Stadtverwaltung zu nutzen, sei es möglichst intern besetzt worden. Folgende Personen gehören ihm an: Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger (zuständig für Führung/Strategie/Kommunikation), Stadträtin Rahela Syed (Ressortvertretung Alter), Stadtschreiber Fabian Humbel (zuständig für Rechtsfragen) sowie als Finanzverantwortlicher Christian Glur, der Leiter Finanzen und Controlling der Stadt Zofingen. Gesucht werde noch eine externe Fachperson, die den Bereich Medizin/Pflege abdecken soll.
Mit der Schaffung des strategischen Leitungsgremiums könne man die Vorteile einer breit abgestützten, nach Fachkriterien besetzten Führung einer AG oder Stiftung ausschöpfen und gleichzeitig die Synergien des Seniorenzentrums als Verwaltungsabteilung mit der übrigen Stadtverwaltung nutzen, argumentiert der Stadtrat.
Bei verschiedenen Einwohnerräten stösst die stadträtliche Ankündigung auf Kritik. Von «altem Wein in neuen Schläuchen» spricht glp-Präsident Adrian Borer. Borer ist Mitinitiant einer überparteilichen Motion, die im Juni eingereicht wurde und verlangt, das Seniorenzentrum in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Um eine richtige strategische Führung zu verankern und es von der Politik loszulösen, brauche es diese AG nach wie vor, sagt Borer – das jetzt angekündigte Gremium sei ein «Ablenkungsmanöver», mit dem Ziel, den Status quo zu zementieren.
Ähnlich sieht es Mitte-Einwohnerrätin Irma Jordi. «Der Schritt zeugt nicht von langfristigem Denken. Der Stadtrat ist nicht gewillt, das Problem zu lösen. Mit einem solchen Gremium hätte der Stadtrat ja schon längst eingreifen können. Warum erst jetzt?», fragt sie. Ähnlich klingt es von SVP-Fraktionschef Moritz Weber: «Es stellt sich die Frage, was dieses Gremium leisten soll, was nicht schon die letzten Jahre hätte geleistet werden können», sagt er. In der aktuellen Besetzung mit zwei Mitgliedern des Stadtrates und zwei Verwaltungsangestellten werde die Aussensicht praktisch verunmöglicht.
Hans-Ruedi Hottiger sagt auf Anfrage, die strategische Führung des Seniorenzentrums sei in den letzten Jahren tatsächlich nicht optimal gewesen. «Der Stadtrat will sofort etwas machen. Bei der Gründung einer Aktiengesellschaft gehen noch einmal zwei Jahre ins Land», sagt er. Aus stadträtlicher Sicht wird es deshalb die AG nicht mehr brauchen. «Der Stadtrat will das Seniorenzentrum im Grundsatz weiterhin als Eigenwirtschaftsbetrieb betreiben, aber die strategische Führung deutlich verbessern.» Wer das Gremium nach seinem Rücktritt leite, habe der Stadtrat bewusst offengelassen. «Es kommt auch noch darauf an, wer zum neuen Stadtammann gewählt wird», so Hottiger. Falls der neue Stadtrat das wolle, könne er sich vorstellen, das Gremium auch nach seinem Rücktritt zu leiten. Was mit der Betriebskommission geschieht, sei noch nicht definitiv entschieden. Sie parallel zum neu geschaffenen Leitungsgremium zu betreiben, mache wohl wenig Sinn.