
Für 4,4 Millionen Franken: Das Feriendorf eines Visionärs steht zum Verkauf
«De Cheib hat öppis im Ranze, jetz stönd Zelt und Wohnwäge nebem Schwimmbad, do chöme doch Zigüner häre!» So hatte es alt Gemeindeammann Max Bolliger in Schmiedrued sagen hören, als er in den 1960er-Jahren mit Zelten und Wohnwagen auf seinem Grundstück im Stockacker das Feriendorf Walde gründete. Über 50 Ferienhäuschen sollten folgen. Ein riskantes Unterfangen, denn: Würde die hinterste Ecke des Ruedertals wirklich Erholungshungrige anziehen? Max Bolliger muss es geschmerzt haben, dass so mancher im Dorf nicht an seine Vision vom Familientourismus Schmiedrued glaubte, denn er schrieb mehrere Anekdoten, die ihm damals zu Ohren gekommen waren, Jahrzehnte später auf seiner Internetseite nieder. «Dä Burscht bringt öis nome Unglück is Dorf», soll man damals gesagt haben.
Verkäufer ist Sohn von Feriendorf-Gründer
All das ist nun zu haben: Für 4,4 Millionen Franken steht das 1,9 Hektar grosse Grundstück – inklusive den Baurechtsverträgen – zum Verkauf. Hinzu kommt die 4000 Quadratmeter grosse Parzelle mit den Parkgaragen auf der andern Seite der Ruederchen, gleich neben der Hauptstrasse.
Seit 20 Jahren sind die Parzellen im Eigentum von Max Bolligers Sohn René Bolliger. Da auch er inzwischen in fortgeschrittenem Alter ist, möchte er «altershalber etwas kürzertreten und deshalb die Anlage in neue Hände geben», ist im kürzlich aufgeschalteten Immobilieninserat zu lesen.
Umnutzen kann ein potenzieller Käufer die Parzelle nicht, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit: Der letzte Baurechtsvertrag würde gemäss Verkaufsunterlagen erst 2111 auslaufen, denn die Verträge wurden auf jeweils 99 Jahre abgeschlossen. Doch weshalb umnutzen, wenn sich die Zinseinnahmen der Ferienhäuser und Parkplätze auf jährlich über 200000 Franken (so die Verkaufsunterlagen) belaufen? Als «cleveres, ganz spezielles Investitionsobjekt» wird das Grundstück im Verkaufsinserat betitelt. Eine «gute und sichere Kapitalanlage» mit «tiefen Nebenkosten und wenig Aufwand». Zur Entstehungszeit rechneten viele Leute im Dorf mit einem Reinfall. Damals sei er «das Gespött und Gespräch in einer grösseren Umgebung» gewesen, schreibt Max Bolliger über das Projekt, das er, von Beruf Landwirt und Viehhändler, als finanzielle Absicherung gebaut hatte.
Skilift demontiert und ins Ausland verkauft
Dies unter anderem für den Skilift, den er 1965 neben dem späteren Feriendorf bauen liess. Denn um dem Ruedertal ein Skivergnügen zu bereiten, hatte er von einem befreundeten Viehhändler aus Delémont einen Kredit bekommen. 1967 erweiterte Max Bolliger den Skilift gar um einen zweiten. Im Gegensatz zum Feriendorf existiert der Lift nicht mehr. Er verschlang zu viel Geld. Er wurde 2003 abmontiert und nach Tschechien geliefert.
Ein besseres Schicksal war dem Schwimmbad Walde gleich neben der Feriensiedlung beschert, dessen Bau ebenfalls Bolliger initiiert hatte: Es konnte 2017 sein 50-Jahr-Jubiläum feiern. Manch ein Ferienhaus ist inzwischen für den einen oder anderen Besitzer zum festen (Erst-)Wohnsitz und die Ferienhaussiedlung zu einem Schmiedrueder Quartier geworden.