Für die Haare sitzen Männer acht Stunden lang auf dem Arztstuhl – der Experte dafür ist ein Zofinger

Der 59-jährige Zofinger Alberto Sandon ist ein Schweizer Pionier und Experte für Haartransplantationen. Er arbeitet neu bei Doktor Felix Bertram. Seine Skinmed hat im Hochhaus des Lenzburger «Im Lenz»-Quartiers neben den ersten drei Etagen neu auch den 11. Stock, das Geschoss unter der Dachterrasse, gemietet. Dort arbeitet Alberto Sandon, der Spezialist für Geheimratsecken, der bei weitem nicht nur Männer behandelt. «Zehn Prozent meiner Patienten sind Frauen», sagt Sandon, der seit dem Juli bei Bertram ist.

In diesen Tagen kommt ein weiterer Crack in den 11. Stock. Bertram hat das «Swiss Aesthetic Institute» gegründet. Dort wird regelmässig Julie Horne, ein Weltstar der Lippenbehandlung, Fachleute aus der Schweiz und der ganzen Welt trainieren. Sie lebt normalerweise in Südafrika, was aktuell von Vorteil ist, denn sie muss nach der Einreise nicht in die Coronaquarantäne.

Ein erstes Mal unterrichtet sie am 16. Oktober in Lenzburg. 20 Personen wären gerne dabei, nur zwölf können aus Kapazitätsgründen kommen. «Wir hätten haufenweise Anmeldungen aus den USA», erklärt Bertram. Doch diese Interessenten fliegen zurzeit wegen der Quarantäne-Pflicht nicht in die Schweiz.

Der Start lief überraschend gut

Die Expansion von Skinmed ist mit dem Aufstieg in den 11. Stock noch nicht abgeschlossen. Neben Aarau und Lenzburg kommt mit Olten ein dritter Standort dazu. Das Baugesuch ist eingereicht. Felix Bertram sagt: «Ich gehe davon aus, dass wir nächstes Jahr die Grenze von 100 Angestellten knacken werden.» Haartransplantation-Spezialist Alberto Sandon arbeitet eng mit Sascha Dunst, dem Facharzt FMH für Plastische und Ästhetische Chirurgie, zusammen. Sandon ist überrascht, wie gut der Start lief: «Vielleicht gibt’s auch einen Corona-Effekt: Die Leute haben wegen des Homeoffice mehr Zeit.»

Sandon arbeitet mit der «Follicular Unit Extraction (FUE)»-Methode. «Wir entnehmen die Haare am Hinterkopf zwischen den Ohren», erklärt Sandon, der schon 10’000 Behandlungen gemacht hat. «Die hinteren Haare wachsen vorne normal weiter.» Sie werden mit einem Hohlbohrer ausgestochen. In kleinen Büscheln mit einem bis drei Haaren pro Stich. Dies geschieht unter Lokalanästhesie.

Bei einer grösseren Operation (eine Fläche von der Grösse einer Hand) werden 6000 bis 7000 Haare ausgestochen. Das dauert vier Stunden, während derer der Patient – mit kleinen Unterbrüchen – auf dem Bauch liegen muss.

Sogar beim Bart funktioniert die Transplantation

Nach einer Pause beginnt die Implantation. Der Patient sitzt auf einem Stuhl. Auch das dauert. Am Schluss sind es insgesamt acht Stunden (plus/minus zehn Prozent). Die Schmerzen halten sich in Grenzen, nach zwei Wochen ist der Patient wieder voll gesellschaftsfähig. Vorher trägt er ein Stirnband. Zurück bleiben nur Mini-Wunden. Die transplantierten Haare fallen in der Regel nach 14 bis 20 Tagen aus, und die transplantierten Wurzeln beginnen zu spriessen. Das funktioniert nicht nur beim Kopfhaar, sondern auch bei Augenbrauen, ja sogar beim Bart.

Es kommen vor allem Patienten zwischen 25 und 45 Jahren. «Der Älteste, den ich hatte, war 95», sagt Sandon. Und was kostet das? Eine grosse Transplantation gibt’s für 5500 bis 7000 Franken. Eine Transplantation kann man nur drei Mal machen.