Galaxy S9 oder iPhone X: Lohnt sich der Kauf teurer Top-Geräte überhaupt?

Mehr Megapixel, mehr Speicherplatz, mehr Prozessorleistung und mehr Funktionen: Smartphones sind in den vergangenen Jahren viel besser geworden – und gleichzeitig auch viel teurer. Das aktuelle iPhone kostet in der Schweiz weit über 1000 Franken, und auch die neuen Samsung-Handys, die Mitte März auf den Markt kommen werden, liegen preislich nur noch knapp unter dieser magischen Grenze.

Wie jedes Jahr fand diese Woche in Barcelona der Mobile World Congress (MWC) statt, die wichtigste Handy-Messe der Welt. Und wer sich in den vergangenen Tagen durch die riesigen Messehallen und Menschenmassen kämpfte, der merkte, dass es mittlerweile erstaunlich gute und günstige Alternativen zu den bekannten Flaggschiffen gibt.

So präsentierte beispielsweise Wiko am vergangenen Montag das neue «View 2». Die Pressekonferenz der relativ unbekannten französischen Firma fand einen Tag nach jener von Samsung statt, wo der koreanische Konzern das mit Spannung erwartete «Galaxy S9» vorstellte.

Der Gegensatz zwischen der Mega-Show von Samsung in einer separaten Halle und der etwas improvisiert wirkenden Enthüllung am Messestand von Wiko hätte grösser nicht sein können. Die vorgestellten Geräte sind sich hingegen erstaunlich ähnlich: Genau wie das Galaxy S9 hat auch das View 2 einen fast randlosen Bildschirm, es hat das aktuelle Android-Betriebssystem sowie in der Pro-Version eine Doppelkamera auf der Rückseite. Das Design ist elegant, und wer sich nicht intensiv mit Smartphones beschäftigt, der bemerkt bei einem kurzen Test wohl keine bedeutenden Unterschiede zum neusten Samsung-Handy.

Die grösste Differenz ist der Preis: Das Galaxy S9 und S9+ werden in der Schweiz 899 und 999 Franken kosten, das View 2 und View 2 Pro hingegen nur 199 und 299 Franken.

Wenn man sie sucht, findet man sie natürlich schon, die Gründe für diesen riesigen Preisunterschied: Die Wiko-Kamera ist zwar sehr gut, kann im Direktvergleich aber nicht mit jener der Top-Geräte mithalten. Bildschirmauflösung und Prozessorleistung sind geringer, und erst ein längerer Test wird zeigen, ob das Wiko-Handy auch nach einigen Monaten noch gut funktioniert. Dank aktuellem Android-Betriebssystem stehen Nutzern aber zumindest fast alle Funktionen und Apps zur Verfügung, welche auch die aktuellen Samsung-, HTC- und LG-Handys bieten.

Diverse weitere Firmen profitieren davon, dass Google ihnen mit Android bereits ein komplettes Betriebssystem zur Verfügung stellt. Dadurch muss nur noch die Hardware, also das eigentliche Gerät produziert werden. Und in China ist das unterdessen nicht mehr nur billig, sondern auch auf einem qualitativ hohen Niveau möglich. So sorgten am MWC neben Wiko unter anderem auch die neusten Handys von Alcatel und Nokia für Aufsehen.

Sie alle kombinieren Software aus dem kalifornischen Mountain View, wo Google an der neusten Android-Version tüftelt, mit Hardware aus China. Auf diese Weise schaffen sie preiswerte Geräte, welche sich vor den teuren Flaggschiffen nicht zu verstecken brauchen.

Nachdem die Marktführer Samsung und Apple schon seit längerem keine revolutionären Funktionen mehr auf den Markt gebracht haben, müssen sie sich jetzt etwas einfallen lassen, um sich auch technologisch und nicht nur mit ihrem Markenwert von der günstigeren Konkurrenz abheben zu können.