Gastrokonzept, Parkplätze, Terminplan: die neun wichtigsten Punkte aus dem Gesuch für den KSA-Neubau

Rund zwölf Meter hoch ist der Dokumentenstapel für das bislang wohl umfangreichste und teuerste Baugesuch, das in Aarau je aufgelegen ist: der KSA-Neubau Dreiklang. Das Gesuch liegt noch bis zum 5. Oktober öffentlich auf beziehungsweise kann online auf der Website der Stadt eingesehen werden.

1. Bauplatz: Wie viele Lastwagen beladen werden dürften

Der Dreiklang kommt auf dem heutigen Parkareal direkt vor Haus 1 – dem heutigen Hauptgebäude – zu stehen. Für den Aushub rechnen die Gesuchsteller mit einer losen Aushubmenge von rund 192’000 Kubikmeter. Bei einem Ladevolumen von 25 Kubikmetern wären das knapp 7700 Lastwagenfahrten.

Während der effektiven Bauarbeiten (Betonbauten) zwischen Frühling 2021 und Herbst 2022 – so ist es zumindest geplant – werden auf dem Gelände acht Kräne stehen. Um möglichst wenig Lärm zu verursachen, werden unter anderem vor den Häusern 8 (Frauenklinik) und 7 (Infektiologie/Spitalhygiene) dreistöckig und mit der Rückseite zur Fassade die Mannschaftscontainer aufgestellt. Sie dienen als Staub-, Lärm- und Sichtschutz. Für lärmintensive Arbeiten gelten Zeitvorgaben und Ruhephasen. Die Höchstgeschwindigkeit auf den befestigten Transportstrecken wird auf nur 20 km/h reduziert. Ausserdem wurden erschütterungsarme Bauabläufe und -methoden gewählt.

2. Betriebslogistik: Transportwagen ohne Fahrer

Im neuen Dreiklang setzt das Kantonsspital laut Gesuch auf vier Transportsysteme: eine Rohrpostanlage, ein ­manueller Transportdienst (beispielsweise Bettentransport), ein Drohnensystem und ein fahrerloses Transportsystem via Tunnelsystem. Letzteres transportiert nach Fahrplan unter anderem Schmutzwäsche, Reinigungsmittel, Apothekengüter oder Speisen. Abfall wird ebenfalls über das Transportsystem entsorgt, je nach Art über Abwurfschächte (Hauskehricht) oder per Transportwagen zum Entsorgungshof. Weiter ist ein Gerätetracking ­geplant, was die Bildung von Pools für teures medizinisches Gerät er­möglicht.

Der Neubau wird neben dem heutigen Hauptgebäude (Bildmitte) erstellt.

Der Neubau wird neben dem heutigen Hauptgebäude (Bildmitte) erstellt. © MIK (3.9.20

3. Erschliessung: Auf Areal blieben es 200 Parkplätze

Das Kantonsspital-Areal wird künftig für den motorisierten Individualverkehr über fünf Achsen erschlossen: Südallee, Parkhaus, Tellstrasse, West und Nordallee. Patienten und Besucherinnen erreichen das Spital über den Haupteingang im Westen (gegenüber dem heutigen Haupteingang von Haus 1).

Alle Notfälle kommen von Osten (50 Parkfelder für Notfälle/Dialyse, 19 für Blutspendezentrum). Auf dem neuen Spitalvorplatz entstehen 30 Parkfelder für Taxis und Kurzparkierer. Die Anzahl aller auf dem Areal verteilten Parkplätze (heute 18, künftig elf Standorte) bleibt unverändert bei 200.

Die Bushaltestellen «Spital» und «Bavaria» sollen aufgewertet und ­behindertengerecht gestaltet werden. Beim Dreiklang werden 440 gedeckte Zweiradabstellplätze erstellt, 15 davon für Velos mit Anhängern, 20 für ­Motorfahrräder. Das neue Personalparkhaus ist als eigenständiges Projekt nicht Teil des Dreiklang-Bau­gesuches.

4. Gastronomiekonzept: Essen vom Basler Unispital

Die Patientenmahlzeiten werden ­verzehrfertig (als Micropast) vom ­Universitätsspital Basel angeliefert, einmal pro Tag auf die Stationen verteilt und gewärmt. So stehen den ­Patienten neu 25 bis 30 verschiedene Gerichte zu Verfügung, die sie nicht mehr am Vorabend, sondern kurz­fristig und nach Bedarf bestellen können. Die Küche im Neubau stellt Mahlzeiten für die Restauration, das Catering ­sowie Diätessen her. Im Neubau ist nebst dem Selbstbedienungsrestaurant und einer Cafeteria samt Kiosk/Shop-Bereich (mit insgesamt 690 ­Innen- und 490 Aussensitzplätzen) auch ein bedientes Restaurant ge- plant.

5. Personenbelegung: Wo, wann, wie viele arbeiten

Im Funktionsbeschrieb findet sich unter anderem eine Tabelle mit der durchschnittlichen maximalen Personenbelegung des Dreiklangs wochentags von 8 bis 17 Uhr. Nicht nur aufgeschlüsselt nach Abteilung und Geschoss, sondern auch nach Geschlecht. So wird beispielsweise der Mutter-­Kind-Bereich im 3. OG mit jeweils durchschnittlich 270,8 Personen belegt sein, davon beispielsweise 116 in der Kinderklinik und 31,8 auf der Entbindungsstation (davon 31,2 weiblich und 0,6 männlich). Auf der Intensivstation im 2. OG sind es 81 Personen, davon sind 69 Frauen. Insgesamt werden pro Wochentag im Schnitt maximal 1617 Personen im Dreiklang arbeiten (davon rund 80 Prozent Frauen), erwartet ­werden täglich maximal rund 1391 Besucher.

6. Helikopterplatz: Mit Heizschlangen gegen Eis

Auf dem Dreiklang sind zwei nicht einsehbare Helikopter-Landeplätze geplant. Diese sind je für ein Gewicht von sechs Tonnen ausgelegt, noch nicht berücksichtigt sind da allfällige Schneelasten. Da sich die Landeplätze bei Frost nicht mit Salz enteisen lassen, sind sie beheizt. Um weiteren Naturgewalten zu trotzen, muss alles in unmittelbarer Nähe der Landeplätze orkanfest sein (Windgeschwindigkeiten von 118 km/h oder mehr, wobei der Helikopter allein schon vertikale Windgeschwindigkeiten von 120 km/h aufbringt). Weiter gibt es ein automatisches Löschsystem sowie allerlei Rettungsgeräte: Dazu gehören nebst Verbandskasten beispielsweise ein Brecheisen, ein Bolzenschneider, Helme und Handlampen, eine Leiter sowie zwei Paar Fünf-Finger-Schutzhandschuhe.

7. Fassade: Mit Details Kompetenz ausdrücken

Eindrücklich beschrieben ist die Aussenfassade: Deren Oberfläche wechsle «von schalungsglatt zu gestockt, was den Jurakalksteinbeton hervorhebt und Tiefe generiert». Die «natürlich vorhandene Farbigkeit» des Steins werde durch die bronzefarbigen Nuancen der sogenannten Füllungselementen aufgegriffen und unterstrichen. Der Detailreichtum hat einen Zweck: Er soll «die hohe medizinische Kompetenz des Hauses» ausdrücken und den Patienten Sicherheit vermitteln. Ausserdem spende die Haptik des verwendeten Materials «dem sich erholenden Patienten Wärme und Geborgenheit», heisst es im Projekt­beschrieb.

8. Das Projekt: Zum Innenleben des Dreiklangs

Der Dreiklang wird aufgeteilt in Ambulatorien, klinische Kernbereiche und Bettenstationen. Ambulante und stationäre Verkehrsströme werden getrennt. Im Erdgeschoss befinden sich die hochfrequenten Bereiche der Inneren Medizin, der Notaufnahme und der Radiologie sowie der Gastrobereich und die Apotheke, alles verbunden durch einen grosszügigen Boulevard. Im ersten Obergeschoss sind die operativen Disziplinen (u.a. Onkologisches Zentrum, Zentrum für Operative Medizin, Urologie), im zweiten OG die interventionellen und konservativen Disziplinen (u.a. Lungen- und Thoraxzentrum, Herz-, Kreislauf- und Gefässzentrum) inklusive Intensivstation (drei Gruppen mit je acht Einzelzimmern) und im dritten OG der Mutter-­Kind-Bereich untergebracht. Im darüber gesetzten Bettenhaus befinden sich die Pflegestationen (4. bis 9. OG).

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© Visualisierung/ZVG

Im 10. OG befindet sich die Lüftungstechnik für das Bettenhaus, auf dem Dach sind zwei Helikopter-­Landeplätze geplant. Im ersten UG sind Logistik und Gebäudetechnik untergebracht, im 2. UG der Logistikkanal zum Haus 17/18.

Laut Baugesuchsmappe betragen die reinen Baukosten 339 Millionen Franken, die Umgebungsarbeiten 5,6 Millionen, total also 344,6 Millionen. Insgesamt wird das Projekt – inklusive Inneneinrichtung und Umzug – 563 Millionen Franken kosten.

9. Mit Vorsicht zu geniessen: Der Terminplan

Was den Bauablauf betrifft, ist das ­Gesuch nicht eindeutig: Es gibt unterschiedliche Terminpläne. Der aktuellste – datiert vom 27. Juli 2020 – rechnet für Dezember 2020 bis Mai 2021 mit der Errichtung der Installationsplätze und dem Aushub. Der Betonbau des Sockelgebäudes ist für Frühling 2021 bis April 2022 geplant, der Bau der Bettengeschosse und der Fassaden zwischen Februar 2022 bis September 2022. Der Ausbau soll im März 2025 abgeschlossen werden, der Umzug würde ab Sommer 2025 stattfinden. Abgeschlossen werden könnten die Arbeiten am Dreiklang gemäss diesem sportlichen Zeitplan im Sommer 2026.