
Gefühlt waren 100 Velos mehr als sonst im Angebot
Die Velobörse im letzten Frühjahr wurde auf den Herbst verschoben, doch wer kauft schon ein Fahrrad kurz vor Wintereinbruch? Das Interesse der Käuferschicht war deshalb riesig. Von sechs bis sechzig drängte sich ab 10 Uhr Jung und Alt durch den mit Fahrrädern aller Art bestückten Parcours hinter dem ehrwürdigen Gebäude an der Dorfstrasse 1. Für Beratung und kleine Reparaturen am neu erstandenen Velo sowie die Umsetzung des Corona-bedingten Einbahnstrassenkonzepts sorgten 13 Helfer. Abstandhalten und Masketragen waren Pflicht. Schaulustige, Käuferinnen und Käufer folgten brav den Pfeilen. «Mehr als 50 Personen auf dem Gelände gleichzeitig sind nicht erlaubt», machte Bea Wildhaber, Leiterin des Freizeitzentrums Obristhof Oftringen, den drängelnden Velobörsenbesuchern klar. Vieles ist möglich, nur keine Preisverhandlungen. Das lässt das Velobörsenkonzept derzeit nicht zu, versucht hat es trotzdem ein Kaufwilliger.
Über den Ladentisch gingen vor allem gut erhaltene Stadträder zu Preisen zwischen 100 und 250 Franken. Höherpreisige Rennräder, Mountain- und E-Bikes waren weniger gefragt. Wer kauft schon ein 10 Jahre altes E-Bike, kommentierte ein fachkundiger Berater den «ausgezeichneten» Preis auf dem Schild am Lenker. Probefahren war nicht nur erlaubt, sondern unerlässlich. Eine junge Dame flirtete mit einem Herrenrad, mit dem sie täglich ins Nachbardorf pedalieren wollte. Bei der Probefahrt stellte sich heraus, dass es etwas zu hoch und auch bei niedrig eingestelltem Sattel unbequem zu fahren war, schade für das gut erhaltene Stück.
Ihr bester Kunde ist die Obristhofleiterin im Übrigen selbst: «Ich habe ein Klapprad für den Campingbus erstanden.» Obwohl sie es gar nicht will, ersteht sie fast jedes Jahr ein gebrauchtes Velo.
Alain Hurni organisierte die Velobörse bereits zum sechsten Mal. «Gefühlt bieten wir heute rund 100 Velos mehr an als gewöhnlich», schätzte der Obristhofmitarbeiter die Zahl der ausgestellten Räder. Buchhalterisch waren es dann 294. Davon wechselten 110 ihren Besitzer, eine Grössenordnung wie in den letzten Jahren auch. Tendenziell boten die Verkäufer ihre Räder leicht teurer an. Dank Corona-Pandemie entwickelte sich die Velobörse am Obristhof zu einem Käufermarkt. Trotz Maskenpflicht und Corona-Schikane wie im bekannten schwedischen Möbelhaus verliessen Käuferinnen und Käufer das Areal mit einem Lächeln im Gesicht.