
Geheimnis soll gelüftet werden: Welche Summen bezahlen Spitäler für Ärztefehler?
Wenn sich die schweren Vorwürfe erhärten, steht für das Kantonsspital Aarau (KSA) und Javier Fandino, den ehemaligen Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie, viel auf dem Spiel. Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates und das Gesundheitsdepartement prüfen im Moment schwere Vorwürfe.
Es geht um unethische Forschung, unbewilligte Studien oder fehlende Aufklärung von Patientinnen am KSA. Und es geht um eine Spitalleitung, die von all dem gewusst haben soll, aber die Vorwürfe nicht oder zu wenig ernstgenommen hat.
Ausserdem berichtete die «NZZ» letzte Woche mit Verweis auf den Risikomanager des KSA, dass dem Spital Klagen in der Höhe von Dutzenden Millionen Franken drohen könnten, wenn sich auch nur ein Teil der behandelten Patienten juristisch wehren würde.
Spitäler sollen Zahlen der letzten zehn Jahre liefern
Wie viel Geld fliesst, weil Ärztinnen und Ärzten Fehler passiert sind, ist ein gut gehütetes Geheimnis. GLP-Grossrätin Barbara Portmann will dieses lüften. In einer Interpellation verlangt sie vom Regierungsrat Antworten über die Höhe der Haftpflichtsummen, welche die beiden Kantonsspitäler Aarau und Baden in den letzten zehn Jahren ausgerichtet haben.
Dabei interessieren sie nicht nur jene Fälle, über die ein Gericht entschieden hat, sondern auch jene, bei denen sich die Parteien aussergerichtlich geeinigt haben. Im Zusammenhang mit den aussergerichtlichen Einigungen will Portmann wissen, wer die Höhe der Summe verhandelt und ob es spitalintern Konsequenzen hat, wenn eine Haftpflichtsumme ausbezahlt werden muss.
Die Regierung soll weiter beantworten, was passiert, wenn ein Spital verklagt wird. «Übernimmt das Kantonsspital die Haftpflichtforderungen oder ist es denkbar, dass das Spital Regress auf den Operateur nimmt?», fragt Portmann.
«Zu spät und zu wenig umfassend gehandelt»
Es gehe ihr mit ihrer Interpellation nicht um einzelne Fehler, hält die GLP-Grossrätin einleitend fest. Sie interessiert sich für die Prozesse und Verantwortlichkeiten, die eigentlich dazu führen müssten, dass allfällige Fehlleistungen schnell bereinigt werden.
Im vorliegenden Fall sei wohl gehandelt worden, so Portmann. «Aber vermutungsweise viel zu spät und viel zu wenig umfassend.» Leidtragende seien die Angestellten der Spitäler, die den Vertrauensverlust spürten. Portmann will deshalb vom Regierungsrat auch wissen, welche Führungsprozesse aus seiner Sicht verbesserungswürdig seien und ob die Informationsweitergabe funktioniere.
Nicht zuletzt wirft die Grossrätin die Frage der wirtschaftlichen Verflechtung von Verwaltungsratsmitgliedern auf. Sie fragt, wie und für welchen Zeitraum der Regierungsrat vor der Wahl eines Verwaltungsratsmitgliedes allfällige Interessenskonflikte prüfe und ob Verwaltungsratsmitglieder zusätzlich abgegoltene Mandate für das Spital durchführen würden.