Gemeinde dreht Post den Hahn zu – keine Entsorgungsartikel mehr am Postschalter

Es war «gäbig»: Wer bislang zum Postschalter musste, konnte dort auch gleich bequem Abfallsäcke, Grünabfuhr- und Sperrgutmarken beziehen. Ein langjähriges und gemäss Post «geschätztes» Angebot, mit dem nun Schluss ist. Eine der ersten Gemeinden, die den Hahn zugedreht hat, ist Oftringen. Sie liefert der Post bis auf Weiteres keine Entsorgungsartikel mehr. Am Schalter der Post im Oberfeld heisst es: «Es tut mir leid, aber die Gemeinde arbeitet nicht mehr mit uns zusammen.» Bereits seit August hat die Bauverwaltung als offizielle Verkaufsstelle im Entsorgungsgebiet die Lieferungen einstellen müssen. Darauf weist ein Infoblatt auf der Verwaltung hin, das zugleich die Erklärung liefert: «Lieferung und Abrechnung von Entsorgungsartikeln müssen neu geregelt werden; das bisherige Verfahren entspricht nicht mehr den Vorgaben an eine transparente Rechnungsführung in den Gemeinden.» Das Infoblatt gibt den Verwaltungsangestellten Luft zum Atmen: Etlichen Kunden mussten sie erklären, warum diese ihre Abfallmarken nicht mehr wie gewohnt kaufen können.

Schluss mit der Post-Extrawurst
Für bis zu 100 000 Franken gab die Gemeinde Oftringen Abfallsäcke und Marken für Container, Grünabfuhr, Container und dergleichen ab. Peter Göldi, Leiter Abteilung Bau Planung Umwelt, erklärt: Die Post habe – anders als andere externe Verkaufsstellen aus dem Detailhandel – die Rechnungen nicht wunschgemäss beglichen. Die Post rechnet laut Mediensprecherin Nathalie Dérobert Fellay die Beträge nämlich jeweils monatlich mit den Gemeinden ab und weist ihnen die Verkäufe inklusive Inventurdifferenzen und Bestände aus, statt die Rechnungen direkt zu bezahlen. Die Gemeinden müssen die Bestandeskontrolle durchführen und allfällige Abweichungen melden. Eine Extrawurst, die Oftringen der Post nach der Umstellung der kommunalen Rechnungsführung auf HRM2 (Harmonisiertes Rechnungsmodell 2 der Schweizer Gemeinden) nicht mehr durchgehen lassen kann. «Weil wir die Beträge sonst nicht mehr korrekt verbuchen können», sagt Göldi.

Eine Überraschung kann und darf der Notstopp auf Oftringen für die Post indes nicht sein. Möglicherweise hätte der jetzige Angebotsunterbruch sogar verhindert werden können. Denn die ersten Anfragen aus Oftringen, das Abrechnungssystem zu ändern, erfolgten gemäss dem Bauverwalter bereits vor zirka vier Jahren.

Beide Seiten an Lösung interessiert
Göldi betont allerdings, man stehe nicht im Clinch mit der Post, sondern erwarte bald eine Lösung. Postsprecherin Nathalie Dérobert Fellay sagt ebenfalls: «Wir sind weiterhin bestrebt, baldmöglichst eine Lösung mit der Gemeinde Oftringen zu finden.» Die Post werde weiterhin regionale Entsorgungsartikel in Zusammenarbeit mit den Gemeinden anbieten, «sofern dies von den Gemeinden gewünscht ist und es sich wirtschaftlich vertreten lässt».

Wie lange die Einigung auf sich warten lässt, ist offen. Gemäss Peter Göldi ist eine Vertragsänderung zwischen Gemeinde und Post notwendig. «Wir würden es sehr schätzen, wenn die Post wieder als Aussenverkaufsstelle funktionieren würde, da dies für die Einwohner und Postkunden eine Erleichterung bedeutet.» Man tue dies sehr gerne, wenn die Post akzeptiere, dass für die gelieferten Artikel wie in allen anderen Fällen auch (Coop, Migros, Volg, Lidl, Aldi, Denner, Spar, Tankstellenshops…) eine Rechnung gestellt werde und diese auch «entsprechend den Gepflogenheiten» beglichen werde. «Als Dienstleistungsbetrieb sind wir es nicht zuletzt auch unseren Steuerzahlenden schuldig, transparente Abrechnungen durchzuführen.»

Ob auch noch weitere Gemeinden ein Problem mit der Rechnungsstellung der Post haben, konnte bis gestern nicht abschliessend geklärt werden. Gemäss Angaben der Gemeinde Oftringen und Aussagen örtlicher Postangestellter soll dies der Fall sein. Demgegenüber steht die Aussage von Postsprecherin Dérobert Fellay, die sagt: «Uns sind keine weiteren Fälle bekannt.»