
Gemeindeammann Daniel Zünd: «In Safenwil sind alle willkommen, nicht nur gute Steuerzahler»
Der Rechnungsabschluss 2020 von Safenwil liegt 2,3 Millionen Franken im Plus. Budgetiert war noch ein Minus. Sind Sie vom guten Ergebnis überrascht?
Daniel Zünd: Es gab mehr Steuereinnahmen von juristischen Personen als gedacht. Diese stammen aus den guten Jahren. Gleichzeitig hat der Finanzausgleich aus den schlechten Jahren angefangen zu greifen. Diesen Doppeleffekt haben wir nicht kommen sehen, er hat sich aber abgezeichnet im Verlaufe des letzten Jahres. Und dann gab es natürlich auch corona-bedingt weniger Ausgaben. Diverse Anlässe haben nicht stattgefunden. Das hat sich summiert.
Ist jetzt der Moment, um in Safenwil Steuern zu senken?
Nein. Wir haben immer gesagt, wir wollen bei 115 Steuerprozenten bleiben – in guten wie in schlechten Zeiten. So schwankt der Steuerfuss nicht immer nach oben und nach unten. Das haben wir jetzt schon einige Jahre geschafft. Daher ist es das Ziel, weiterhin bei 115 Prozent zu bleiben.
Das ist relativ hoch dafür, dass Safenwil nicht viel Infrastruktur hat. Andere Gemeinden müssen beispielsweise ein Schwimmbad unterhalten.
Das mag von dieser Seite her als hoch angesehen werden. Für uns aber hat sich das als ein gutes Mittelmass aufgezeigt in den letzten fünf, sechs Jahren. So konnten wir mit konstantem Steuerfuss arbeiten.
Was macht Safenwil, um gute Steuerzahler anzulocken?
Bei uns sind grundsätzlich alle willkommen, nicht nur die guten Steuerzahler (lacht). Neubauten sollen an Wohnlagen entstehen, mit denen man gute Steuerzahler anziehen kann. Wir probieren also das Gleiche wie andere auch.
Können die neuen Überbauungen wie beispielsweise der Striegelpark gute Steuerzahler anziehen?
Das ist immer die Frage, was ein guter Steuerzahler ist. Ein normaler Steuerzahler kann sich das sicher leisten. Es sind ja nicht nur Miet-, sondern auch Eigentumswohnungen. Und sobald jemand Eigentum besitzt, kann man davon ausgehen, dass sich das positiv aufs Steuersubstrat auswirkt.
Gibt es in Safenwil auch Gebiete, die zum Überbauen mit Einfamilienhäusern vorgesehen sind?
Wir haben keine klassischen Einfamilienhausgebiete mehr, die neu entstehen. Bei uns wird meist verdichtet gebaut, also Mehrfamilienhäuser mit Wohneigentum.
Gibt der Gemeinderat vor, wie eine Überbauung aussehen soll, beispielsweise mit einem Gestaltungsplan?
Im Rahmen der Überarbeitung der Bau- und Nutzungsplanung (BNO) werden Gebiete definiert, die mit einem Gestaltungsplan belegt werden. So können wir bei Überbauungen mitgestalten. Ein solcher Gestaltungsplan kann übrigens auch zum Vorteil des Investors sein.
Wann wird die überarbeitete BNO gültig sein?
Im Moment sind wir im Mitwirkungsverfahren des Regionalen Entwicklungsleitbildes (REL). Die neue BNO wird etwa in zwei Jahren in Kraft treten, wenn alle Regulative da sind. Eine BNO-Revision kann drei bis vier Jahre dauern, wir sind nun schon ein Jahr an der Arbeit.
Eigentlich hätten Sie schneller vorwärtsgehen wollen.
Wegen Corona gibt es da leider Verzögerungen. Wir haben klar gesagt, dass wir die Bevölkerung miteinbeziehen wollen. Darum gab es zum Start des Regionalen Entwicklungsleitbildes eine Mitwirkung. Zum Abschluss des REL soll nun auch wieder die Bevölkerung mitwirken – das war aufgrund der Bestimmungen bisher nicht möglich. Parallel dazu beginnen wir an der klassischen BNO-Revision zu arbeiten.
Welche anderen Spuren hat Corona ausser bei der BNO-Revision hinterlassen?
Ausser den üblichen Auswirkungen, von denen wir alle genug haben? Bis jetzt zeichnet sich noch nichts ab. Es ist aber zu früh, um definitiv zu sagen, ob sich etwas abzeichnen wird. Ich weiss nicht, welche Auswirkungen die Autoindustrie, also die Emil Frey AG, auf der Verkaufsseite hinnehmen muss. Von den Steuereinnahmen her wären wir vor allem von dieser Seite her betroffen. Wie stark die Auswirkungen sind, wissen wir erst in etwa zwei Jahren. Und auch bei den Restaurationsbetrieben, beispielsweise dem «Central» sind die Auswirkungen von Corona noch schwer abzuschätzen.
Welchen Beitrag leistet die Emil Frey AG zu den Steuereinnahmen von Safenwil?
Auf eine Zahl kann man das nicht festnageln. Die Steuerzahlungen der Emil Frey AG machen aber immer etwa 20 bis 25 Prozent der Safenwiler Steuereinnahmen aus – in Krisenjahren etwas weniger.
Können Sie sich Safenwil ohne Emil Frey vorstellen?
Nein. Wenn man hier auf die Welt gekommen ist, hier aufgewachsen ist und immer die Emil Frey hier war, dann gehört die Emil Frey zu Safenwil. Ich bin schon 1975 auf dem Skilift angesprochen worden, woher ich komme. Safenwil kannte man nicht, wenn man aber sagte, «da wo Toyota ist», dann war alles klar.
Und umgekehrt? Emil Frey ohne Safenwil?
Das müssen Sie Walter Frey fragen. Ich hoffe natürlich nicht.
Wegen Corona kann auch das Jugendfest nicht stattfinden. Gibt es erst in vier Jahren das nächste Dorffest?
Wir wollen jetzt die Krise erst mal beenden und dann eine Auslegeordnung machen. Wir müssen die Veranstaltungsdaten mit den Nachbargemeinden abgleichen, es soll ja nicht Überschneidungen geben. Grundsätzlich hat der Gemeinderat gemerkt, dass ein Jugendfest auch schon vor Ablauf des Vier-Jahre-Rhythmus erwünscht ist.
Was macht das mit der Dorfgemeinschaft, wenn so lange kein Dorffest stattfindet?
Das letzte Jahr hat ganz sicher keiner Dorfgemeinschaft gutgetan. Auch unserer nicht. Explizit muss man da fast mehr auf die Vereine hinweisen, die alle ihre Anlässe nicht durchführen konnten und auch aktuell nicht durchführen können. Das hinterlässt sicher Spuren. Man sieht sich ja auch nicht mehr. Eine Musikgesellschaft leidet sicher extrem. Man muss sehen, was am Ende der Krise überhaupt noch da ist.
Wird es nun auch schwieriger, Kandidaten für den Gemeinderat zu finden? Sie haben ja zwei Vakanzen für die Erneuerungswahl im Herbst.
Das wird so sein, wie es immer war: Eine «Knochenbüez», geeignete Kandidaten zu suchen. Dass dies wegen Corona schwieriger wird, glaube ich nicht. Die Personen, die man anfragen könnte, hat man ja schon länger im Hinterkopf, die kennt man.
Sie selber kandidieren nochmal als Gemeindeammann. Wieso?
Ist das eine Fangfrage (lacht)? Grundsätzlich fühle ich mich nach wie vor motiviert und mache das gerne – trotz der Anstrengungen, die es manchmal gibt. Ich habe das auch mit meinem Umfeld abgeklärt und stelle mich nun nochmal vier Jahre zur Verfügung.
Was macht Ihr Amt mühsam?
Mühsam ist das falsche Wort. Fordernd, anstrengend wäre richtiger. Das sind ja meist Kleinigkeiten, Details, die zu lösen sind, Sachen, die man schon längst hätte machen müssen, die sich hinschleppen. 80 Prozent läuft gut und macht Spass. Und dann gibt es halt noch die Sachen, wo man nachbohren muss.
Was macht Spass?
Alles sonst. Spass ist der Hauptantrieb: Man kann etwas bewegen, gestalten. Man vergisst manchmal, was man alles schon hat machen können in den vergangenen Jahren. Und dann sieht man auch, was in den nächsten Jahren alles Gutes kommen wird, das noch zu gestalten ist.
Und was ist in den nächsten Jahren noch zu gestalten?
Viel, wir hören ja nie auf. Die Aufwertung der Kantonsstrasse ist im Moment schon das Herzstück. Wir konnten an den Dorfeingängen schon anfangen mit der Sanierung. Jetzt kommen wir in den Dorfkern. Wir wollen nun auch links und rechts der Strasse den Raum aufwerten, sodass es optisch etwas hergibt. Geplant ist, dass an der Novembergemeinde der Kredit abgeholt wird. 2023 könnte dann Baustart sein.