
Gemeinderat kündigt dem Brittnauer Feuerwehrkommandanten
«Der Entscheid kam sehr überraschend», sagt Boris Tellenbach (44). Der Kommandant der Feuerwehr Brittnau erhielt vor zwei Wochen vom Gemeinderat die Kündigung – laut Tellenbach ohne Verwarnung. Die Zusammenarbeit zwischen dem Kommandanten und der Behörde sei schwierig gewesen, heisst es im Kündigungsschreiben, das dem Zofinger Tagblatt vorliegt. Die genauen Gründe habe der Kommandant bei einem Gespräch mit der Behörde bereits erfahren. In letzter Zeit sei es zu Unstimmigkeiten gekommen– etwa «beim Akzeptieren von Entscheiden oder im Verhalten gegenüber von Mitgliedern des Gemeinderats». Bemühungen zur Verbesserung habe der Kommandant keine unternommen – so habe er Gesprächstermine nicht wahrgenommen oder hinausgeschoben. Die Vorgaben der Behörde seien auch beim neuen Gemeinderat – dessen Amtsperiode beginnt am 1. Januar – die gleichen. Der Gemeinderat sehe es als beste Lösung an, Boris Tellenbach per 31. Dezember aus dem Feuerwehrkommando und der Feuerwehr zu entlassen.
Kommandant bezieht Stellung
Die Gemeinde räumte Tellenbach im Sinn eines rechtlichen Gehörs eine Frist von zehn Tagen ein, um eine Stellungnahme einzureichen. Dies hat Boris Tellenbach nun getan. Er räumt ein, die Zusammenarbeit zwischen ihm und der Behörde sei in der letzten Zeit vielleicht nicht einfach gewesen. Dies habe wohl an beiden Seiten gelegen.
Boris Tellenbach nennt Beispiele von Streitpunkten, die zwischen ihm und dem Gemeinderat entstanden seien. Auf ein negatives Echo etwa sei beim Gemeinderat sein Einsatz für eine höhere Feuerwehrbesoldung gestossen. Die Besoldung in Brittnau gehöre zu den tiefsten im Kanton. Er sei von der Mannschaft oft mit der Frage konfrontiert worden, weshalb die Strengelbacher Feuerwehr pro Kopf und Einsatzstunde einen zehn Franken höheren Sold habe. «Ich wollte mich für meine Mannschaft wehren.»
Der Vorwurf, er habe Gesprächstermine nicht wahrgenommen, weist er zurück: Die Einladung zu einer Aussprache hätten er und sein Stellvertreter aufgrund der Teilnahme an einem Elternabend und eines Info-Abends der Feuerwehr zuerst nicht wahrnehmen können. «Wir haben uns aber schriftlich und korrekt abgemeldet.»
Gemäss Boris Tellenbach sei der Gemeinderat bereits jetzt auf der Suche nach einem Nachfolger, der den Posten am 1. Januar übernimmt. Im Gespräch war auch Mike Schär, Vizekommandant und Stellvertreter von Boris Tellenbach. Schär winkt auf Nachfrage entschlossen ab: «Von den Offizieren der Feuerwehr Brittnau ist keiner bereit, dieses Amt per sofort zu übernehmen.» Die Offiziere, die Mannschaft und die Feuerwehrkommission stünden «zu 100 Prozent» hinter Tellenbach. «Unser Ziel ist es, dass wir im nächsten Jahr mit den neuen Gemeinderäten zusammen eine Lösung finden können.»
«Fachlich und sozial kompetent»
Die Brittnauer Feuerwehr unterstützt Tellenbach auch mit einem Brief an den Gemeinderat. Sie schreibt darin, man akzeptiere das Vorgehen des Gemeinderats nicht. Die Feuerwehr appelliert, den Entscheid rückgängig zu machen. «Wir erleben Boris als fachlich und sozial äusserst kompetent.»
Er werde wohl rechtlich gegen die Kündigung vorgehen, sollte der Gemeinderat seine Meinung nicht ändern, meint Tellenbach. «Es kostet zwar viel Kraft, aber die Mannschaft möchte mich offenbar behalten.»
Der Gemeinderat äussert sich auf Anfrage zurückhaltend zum Fall. «Wir werden gerne informieren, sobald die notwendigen internen Gespräche geführt sind», sagt Frau Gemeindeammann Astrid Haller. Man sei zuversichtlich, dass bei den Gesprächen eine gute Basis für die Brittnauer Feuerwehr geschaffen werde – «damit wieder ein Miteinander statt gegeneinander zugunsten der Gemeinde möglich ist.» Das Vorgehen und die restlichen Aspekte der Kündigung habe der Gemeinderat mit der Abteilung Feuerwehrwesen der Aargauischen Gebäudeversicherung abgeklärt. Diese regelt, dass das Feuerwehrgesetz im Kanton eingehalten wird.
Boris Tellenbach ist seit acht Jahren bei der Brittnauer Feuerwehr, drei davon als Kommandant. Von 2006 bis 2009 leitete der Chemiker die Werksfeuerwehr und den Chemiewehr-Stützpunkt der Firma Siegfried in Zofingen. Den Posten gab er aus Kapazitätsgründen ab, nachdem sich die Firmen Siegfried und Ringier zu einer neuen, gemeinsamen Feuerwehr formierten.