
Gemeindeversammlung: die erste Rose im vereinigten Reitnau
Seit einem halben Jahr sind Reitnau und Attelwil eine Gemeinde. Doch die Gemeindeversammlung war mit der Genehmigung des Abwasser- und Wasserreglements und der Absegnung der einzelnen Jahresrechnungen von Reitnau und Attelwil noch stark von der Fusion geprägt. An die Versammlung gekommen sind 105 Stimmbürger (von 1074) aus den Ortsteilen Attelwil und Reitnau, 50 davon waren Ortsbürger. Gemeinsam nahmen sie einstimmig die Dorffest-Kredite in der Höhe von 104 000 Franken an. Das Fest findet vom 5. bis 7. Juni des nächsten Jahres statt und steht unter dem Motto «Metenand Förenand». Es soll die beiden Ortsteile weiter miteinander verschmelzen. Uwe Matthiessen, der als Vertreter des Gemeinderats im 15-köpfigen Organisationskomitee ist, stellte Festkredit (75 000 Franken), Defizitgarantie (15 000 Franken) und Kredit für die Realisierung von «Geschichten aus Reitnau» (14 000 Franken) vor. «Wir haben vorsichtig budgetiert und liegen mit unserem Budget unter demjenigen von vergleichbaren Dorffesten», sagte Matthiessen. Die Defizitgarantie von 15 000 Franken wird nur benötigt, wenn der Dorffestkredit nicht reicht, beispielsweise aufgrund schlechten Wetters.
14 000 Franken schliesslich sind für die Produktion von 1000 Büchlein mit Geschichten aus der fusionierten Gemeinde Reitnau vorgesehen. Während die Geschichte der Gemeinde Attelwil mit der Aktualisierung der Dorfchronik aufgearbeitet wird, soll es in der fusionierten Gemeinde Reitnau erst in einigen Jahren eine Dorfchronik geben. Dann, wenn die beiden Ortsteile zusammengewachsen sind. «Damit es aber auch ein Dokument aus der Zeit der Fusion gibt, werden Doris Smonig, Susanne Hochuli und Barbara Huwyler ein Büchlein mit Geschichten von früher und heute verfassen», erklärte Matthiessen. Mit dem Verkauf der Büchlein finanziert sich dieses Projekt zu einem grossen Teil auch selber.
Ja zu beiden Rechnungen
Die Jahresrechnungen 2018 von Attelwil und von Reitnau schliessen beide dank einer nicht budgetierten Fusionszahlung durch den Kanton im Plus ab. Dritte zu genehmigende Rechnung war diejenige des Gemeindeverbands Wasserversorgung Reitnau-Attelwil. Der Wasserverband ist im Zusammenhang mit der Fusion Ende 2018 aufgelöst worden. Künftig erscheint die Wasserrechnung in Rechnung und Budget der Gemeinde Reitnau als Spezialfinanzierung. Der Wasserverband weist einen Ertragsüberschuss von 42 929 Franken aus. Rund 122 Millionen Literflaschen Wasser habe der Wasserverband im vergangenen Jahr bereitgestellt, führt Katrin Burgherr anschliessend im Rahmen des Rechenschaftsberichts aus. Jahresrechnungen und Rechenschaftsbericht nahmen die Stimmbürger einstimmig an. Ebenfalls einstimmig war die Abstimmung über die Kreditabrechnung der Sanierung der Damenduschen. Der verantwortliche Gemeinderat Uwe Matthiessen sprach von einer «weiteren Punktlandung»: 205 000 Franken umfasste der Verpflichtungskredit, mit 1221 Franken wurde er unterschritten.
Aufgrund der Fusion mussten das Abwasserreglement und das Wasserreglement angepasst werden. Beim Abwasserreglement wurden die Gebühren auf das Niveau von Reitnau angehoben: Die Klärgebühr pro m³ Frischwasser kostet nun für beide Ortsteile 2.50 Franken, die Minimalgebühr für den Bezug von Frischwasser 450 Franken. Ansonsten wurden bei beiden Reglementen nur Punkte angepasst, die sich aufgrund der Fusion und der damit ergebenden neuen Organisationsart ergeben haben. Beide Reglemente wurden einstimmig genehmigt.
Reitnaus Abwart-Dynastie
Zum Schluss vergab die Kultur und Landschaftskommission KLK «E Rose för öpper vo öis». Wie gewohnt hielt die ehemalige Regierungsrätin Susanne Hochuli die Laudatio. Sie erzählte, dass es in Reitnau eine Dynastie gebe, die kein Schloss brauche. «Sie hat nicht regiert – und trotzdem den Respekt des ganzen Dorfes bekommen.» Der letzte aktive Spross dieser Dynastie solle nun die Rose bekommen. Susanne Hochuli sprach von Werner Hauri. Bis ins Jahr 2012 war er langjähriger Schulhausabwart in Reitnau. Schon seine Grossmutter und dann sein Vater waren fürs Schulhaus zuständig. Viel habe sich in den 39 Jahren seiner Tätigkeit verändert. Während Werner Hauris Vater am Sonntag noch den Zylinderofen einheizen musste, damit die Schüler am Montag nicht froren, betreute Werner Hauri dann die moderne Holzschnitzelheizung. Ihm sei es wichtig gewesen, mit den Kindern zu reden – aber auch den Tarif durchzugeben. «Schliesslich gab es viele Schlitzohren», meinte Susanne Hochuli. Auch heute engagiere sich Werner Hauri noch zugunsten der Kinder, koche beispielsweise im Tessin in Kinderlagern. Werner Hauri geniesse aber auch die Arbeit in seinem Garten oder Ausflüge in die Berge mit Wanderungen zu SAC-Hütten. Das habe er früher auch als Familie mit seiner Frau und den beiden Söhnen gerne gemacht. Unter grossem Applaus – schliesslich haben von vielen Reitnauer Familien zwei Generationen Werner Hauri als Schulhausabwart erlebt – überreichte Susanne Hochuli die Rose.