
Gemischte Gefühle, verunsicherte Eltern und eine Prise Humor – so lief der erste Schultag nach dem Lockdown
Gestern, endlich, war es wieder so weit. Im ganzen Kanton gingen Kinder und Lehrerinnen und Lehrer wieder ins Klassenzimmer für den Unterricht. Seit den Frühlingsferien fand Fernunterricht statt, geschlossen waren die Schulen seit Mitte März. Am 29. April hatte der Bundesrat beschlossen, die Schulen wieder öffnen zu lassen, die Umsetzung überliess er den Kantonen. Das Bildungsdepartement (BKS) gibt wiederum Eckwerte vor. Grundsätzlich findet der Unterricht an der Aargauer Volksschule wieder mit der ganzen Klasse und nach Stundenplan statt, dies aber unter Einhaltung der Schutzbestimmungen durch das BAG. Sprich: Hygiene- und Distanzregeln sind einzuhalten.
«Die Schulaufsicht stand in der letzten Woche mit jeder Schule in Kontakt. Alle haben Lösungen für die Umsetzung gefunden, sodass die Schule heute wieder anfangen konnte», sagt Simone Strub, Leiterin Kommunikation des BKS, auf Anfrage. Genaue Zahlen, wie viele Lehrerinnen und Lehrer nicht im Klassenzimmer unterrichten können, weil sie durch ihr Alter oder Vorerkrankungen einer Risikogruppe für eine Covid-19-Erkrankung angehören, gibt es nicht. Grundsätzlich organisieren die Schulen die Stellvertretungen selber oder gestalten den Unterricht so, dass eine Lehrperson weiterhin im Homeoffice arbeiten kann und jemand anderes ihre Unterrichtsstunden übernimmt. Eine kleine Umfrage bei Schulleitungen im Aargau zeigt: Stellvertreterlösungen für ausfallende Lehrpersonen wurden gefunden und wegen Corona blieben gestern nur vereinzelt Schülerinnen und Schüler der Schule fern.
Positive Rückmeldungen von Lehrpersonen
Das bestätigt Philipp Grolimund, Co-Präsident des Verbands Aargauischer Schulleiterinnen- und Schulleiter. Selber ist er Schulleiter an der Primarschule Laufenburg. «Ich hatte viele positive Rückmeldungen von Lehrpersonen, die erzählen, wie sich die Kinder darüber freuen, wieder in der Schule zu sein», sagt er. Die Kinder würden aber auch die Distanz- und Hygieneregeln ernst nehmen und kämen mit Fragen zurück in die Schule. «Wir müssen ihnen erklären, warum wann welche Regeln gelten und warum sie und die Lehrpersonen sich anders verhalten müssen als in normalen Zeiten», so Grolimund.
Schwieriger auszuräumen seien Unsicherheiten, die Eltern dazu bewegen, ihre Kinder nicht in die Schule zu schicken. An der Primarschule Laufenburg sind das derzeit vier Familien. «Sie sind der Meinung, dass die Schutzmassnahmen nicht genügen. Wir wollen keine harten Fronten bilden und versuchen, solche Konflikte im Gespräch zu lösen», sagt Philipp Grolimund. Am Schluss bleibe allenfalls nur, die Betreffenden an den Kanton zu verweisen. «Wir können festhalten, dass wir dessen Weisungen umsetzen, den Entscheid darüber, dass Schule in der aktuellen Form stattfindet, liegt aber nicht bei uns», sagt der Schulleiter.
Derartige Unsicherheiten stellt auch Alexandra Wiegand fest, Schulleiterin für den Kindergarten und die Unterstufe Tannegg in Baden. «Wir halten uns an die Weisungen von Kanton und Bund und haben alle Schutzmassnahmen so umfassend umgesetzt, wie es irgendwie möglich ist», sagt sie. Dennoch blieben bei Eltern und Lehrpersonen teilweise gemischte Gefühle, dass der Unterricht wieder stattfindet, auch wenn sich viele in erster Linie darüber freuten. Gekommen seien aber gestern alle Schüler. Für eine knappe Handvoll Lehrpersonen habe man eine Stellvertreterlösung gefunden.
Zweimal Fernunterricht in Frick, Humor in Windisch
In Frick werden Kinder aus zwei Familien vorläufig weiterhin aus der Ferne unterrichtet, die entsprechenden Gesuche seien bewilligt worden, sagt Peter Boss, Leiter der Primarschule und des Kindergartens. Auf 470 Kinder seien zwei aber sehr wenig, findet er.
Etwas älter sind die Schüler an der Schule von Susanne Looser. Sie ist Schulleiterin für die Sekundar- und die Realschule in Windisch. «Manche haben vielleicht etwas Mühe damit, sich wieder an den normalen Schulalltag zu gewöhnen, aber der Start hat gut funktioniert», sagt sie. Die Platzverhältnisse im Schulhaus Chapf seien grosszügig, die Umsetzung der Distanzregeln und der Hygienemassnahmen unkomplizierter als vielleicht anderswo. «Die Jugendlichen kennen die Schutzmassnahmen bereits und sie wissen, dass sie Distanz halten müssen. Ich stelle bisher keine Probleme fest», so Looser. Und auch wenn alle die Regeln respektierten, so sei doch der Alltag jetzt nicht nur ernst, sagt die Schulleiterin: «Wir haben den Humor nicht verloren.»