
Gesang und Geselligkeit als Bindeglied – Stadtchor feiert Geburtstag
«Wo man singt, da lass dich ruhig nieder: Böse Menschen haben keine Lieder.» So lautet ein Sprichwort. In Tat und Wahrheit wurde es am Sonntag umgesetzt auf dem Bio-Bauernhof der Familie Braun in Rothrist. Eingeladen waren alle Chormitglieder, Ehemaligen und Dirigenten, eine in sich geschlossene Gesinnungs-Gemeinschaft. Froh zu sein bedarf es bekanntlich wenig. Wenn so viel Harmonie herrscht wie an diesem Jubiläum, können sich alle als Könige fühlen.
Wohlgefühl und Sonnenschein
Die Wahl des Bio-Bauernhofes Braun erwies sich als Volltreffer. Abseits vom Durchgangsverkehr am Ufer der Aare gelegen, konnte er mit den Köstlichkeiten aus eigener Produktion aufwarten: Milchprodukte, Aufschnitt, Würste, vielerlei Müesli, Brot und Gebäck, Butter, Nidle, Konfitüre, Eier und Früchte, kurz: der ganze Segen eines mit Liebe zur Natur und der Landwirtschaft geführten Betriebes. Entsprechend liess man sich Frühstück und Zmittag in einem Gang schmecken. Zwischendurch ergriff Präsident Norbert Huber das Wort. Vor 20 Jahren sei der Stadtchor aus der Fusion von Frauenchor und Männergesangsverein entstanden. Rückblick und Ausschau hätten ihre Vor- und Nachteile. Früher sei nicht alles besser gewesen, nur anders. Bei der Zukunft frage man, wann sie beginne. Wenn man auf sie warte, vergrössere sich die Menge an Vergangenheit mit jedem Tag und gleichzeitig schwinde der Vorrat an Zukunft. Zukunftsprognosen seien oft fehlerhaft. Mit Sicherheit könne er jedoch sagen, dass mit Hiram Santos ein würdiger Dirigent die Nachfolge von Markus J. Frey antrete. Wenn sich der Stadtchor an ihn gewöhnt habe, stehe eine schöne musikalische Zukunft bevor.
Ungeachtet aller Gedanken über Vergangenheit und Zukunft gelte es, in der Gegenwart zu leben und diese mitzugestalten. Auf diese Aussage wurde danach mit Sekt angestossen und sie mit einigen Liedern unter der Leitung von Walter Ziörjen bekräftigt. Darunter waren das neckische «S isch mer alles eis Ding» und das romantische «Am Brunnen vor dem Tore». Vor dem Tor der Scheune stand nun eine mit Pferden bespannte Kutsche zu romantischen kurzen Rundfahrten bereit.
Historisch verankert
Seine Wurzeln hat der Zofinger Chorgesang im 1750 gegründeten Collegium Musicum Zofingen. 1827 rief Hans Birrer, Gesangslehrer an den Zofinger Schulen, zusammen mit einigen Gleichgesinnten zur Bildung eines Männerchores auf. Am 28. November 1827 erfolgte dessen Gründung. Der Verein erlebte Höhen und Tiefen und es entstanden Konkurrenzvereine, so unter anderem ein «Liederkranz». 1878 schlossen sich der Männerchor und der Liederkranz zum Männergesangsverein zusammen. Während Jahrzehnten prägten markante Dirigenten wie Eugen Petzold (1813–1889), Musikdirektor Ernst Fröhlich (1852–1909) und der unvergessliche Ernst Obrist (1887–1971) das gesangliche Kulturleben der Stadt.
Am 16. Januar 1998 hielten der Männergesangsverein und der Gesangsverein (Frauenchor) vorerst getrennt ihre ordentliche (und letzte) Generalversammlung ab und vereinigten sich anschliessend einstimmig zum (gemischten) Stadtchor. Die Fusion basierte auf soliden Grundlagen, konnten sie doch bereits auf eine mehrjährige gemeinsame Konzerttätigkeit zurückblicken. Beide Vereine brachten je 15 000 Franken in die Ehe ein. Der neue Vorstand setzte sich aus beiden Vereinen zusammen. Als erster Präsident des Stadtchores wurde Ueli Schär gewählt und als Dirigent Johannes Diederen, der schon die getrennten Chöre geleitet hatte. Auch über das Repertoire war man sich von Anfang an einig: Der Stadtchor sollte sowohl weltliche als auch geistliche Werke einstudieren und regelmässig auch grosse Werke der Chorliteratur aufführen, die dem hohen Anspruch eines kritischen Publikums genügen. Das ist seither geschehen und wird auch in Zukunft unter der neuen Leitung so bleiben. Hiram Santos erklärt: «Die einzigartige und magische Kraft der Musik inspiriert und bringt uns zusammen.»