
«Geschichte ohne Erinnerung ist leer, und Erinnerung ohne Geschichte ist blind»
25 Jahre davon war Alfred Schriber der Kopf und Gestalter dieser Institution, die weder Statuten noch eine Generalversammlung kennt und trotzdem fest im kulturellen Leben der Stadt verankert ist. Dies gelang ohne jegliche finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand. Ihre finanzielle Quelle war und ist das sogenannte «Tannli», ein Topf, wo nach jeder Veranstaltung die Anwesenden ihren Obolus einwerfen. Das genügt; einen besseren Beweis, dass Geschichte lebt und ihre Kenntnis ein Bedürfnis ist, gibt es wohl kaum. Wie das funktionierte, wer dahinter stand und was thematisiert wurde, dokumentierte der abtretende Präsident Alfred Schriber in seinem Rückblick. Umrahmt wurde der Festakt durch das Gitarrenquartett der Kanti Zofingen unter Leitung von Andreas Hunziker. Sie erhielten grossen Applaus.
Vier Präsidenten in 90 Jahren
Initiant und erster Präsident der 1928 gegründeten Vereinigung war Theodor Gränicher. Er starb drei Jahre später. Ihm folgten Dr. Ernst Wiedmer von 1931 bis 1956, Dr. Otto Mauch (1956 bis 1993) und danach lic. phil. Alfred Schriber. Die Kontinuität in der Führung sei eine der Qualitäten der Vereinigung, die andere bestehe im Handeln gemäss Sinn und Geist der Gründungsmitglieder: eine freie Vereinigung von historisch und kulturell Interessierten. Auch die übrigen Vorstandsmitglieder weisen stets lange Amtszeiten nach. Sie fühlten sich dem Grundsatz im Gründungsprotokoll verpflichtet: Erforschung und Pflege der Geschichte in allen ihren Teilen. Vorerst lag das Schwergewicht auf lokal-regionalen Themen. Ab 1994 galten ein Drittel der Lokal- und Regionalgeschichte und zwei Drittel der Kantons-, Schweizer- und Weltgeschichte. Von 1993 bis 2018 fanden jeweils im Winterhalbjahr vier bis sechs Vorträge statt (total 146). Anfänglich standen vorwiegend Mitglieder des Vorstandes und der Vereinigung am Rednerpult. Sie wurden zunehmend von Fachleuten abgelöst. Wichtig sei stets die mediale Präsenz gewesen, fügte Alfred Schriber hinzu. So gesehen leistete auch das Zofinger Tagblatt einen wichtigen Beitrag zum Überleben. Auch die Kooperation mit der städtischen Kulturszene (Museum, Stadtbibliothek) habe die Position der Vereinigung gefestigt. Zum Beispiel die 800-Jahr-Feier 2001, «Die Berner kommen» 2015 oder die Benefizveranstaltung mit Kurt Aeschbacher, die dem Kinderhilfswerk Unicef 3354 Franken eingebracht hat. Dr. Angela Dettling überbrachte sodann die Grussbotschaft der Historischen Gesellschaft Aargau. Die Historische Vereinigung Zofingen gebe allen, die forschen, studieren und schreiben, eine Plattform, fördere damit das Geschichtsbewusstsein über Generationen, wodurch ein grandioser Teppich voller Wissen über die lokale, regionale und sogar globale Geschichte entstanden sei.
«Die Vergangenheit ist wichtig»
«Geschichte ohne Erinnerung ist leer, und Erinnerung ohne Geschichte ist blind.» Dies ist das Fazit der Festrede von Professor Dr. Peter Gautschi, Geschichtsdidaktiker an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Das liess aufhorchen, als er davon sprach, dass die Beschäftigung mit der Vergangenheit heute vielen als nutz- und sinnlos erscheint, die auch ihre Zukunft als Gefahr empfinden. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte setze uns jedoch in die Lage, Antworten auf zentrale Fragen zu finden. Wir würden uns alle aufgrund von Erfahrungen, Ereignissen und Begegnungen mit anderen orientieren und nach Merkmalen suchen, die uns trotz des dynamischen Wandels in unserer Zeit auch in Zukunft verlässlich erscheinen. Was das sein könnte, lehre nur die Geschichte. Stadträtin Christiane Guyer überbrachte der Historischen Vereinigung den Dank und die Anerkennung der Stadt für ihr Wirken. Das verhelfe der Bevölkerung zur Identität und lasse sie ihre Wurzeln erkennen.
Als letzte Amtshandlung verabschiedete Präsident Alfred Schriber die Vorstandsmitglieder Dr. Christian Brunner und lic. phil. Rudolf Hagmann und verdankte ihre Mitarbeit. Das «Tannli» als Statussymbol der leitenden Organe erhielten jetzt Dr. Dominique Metzler (Präsident) und lic. phil. Marco Arni (Sekretär), beide Historiker, Kantonsschullehrer und in Zofingen wohnhaft. «Wir werden auf Bewährtes setzen», erklärte der neue Präsident, «aber auch neue Wege beschreiten und historische Themen zum Beispiel für andere Zielgruppen organisieren.»