Gewinn, Chefarzt, Krähenbaum: Die 5 grössten Baustellen im Kantonsspital Aarau

1. Zu niedrige Gewinnmarge

Der Regierungsrat gibt den Kantonsspitälern eine Gewinnmarge – in der Fachsprache Ebitda genannt – von 10 Prozent als Ziel vor. Dies ist nötig, damit die Spitäler genug Geld erwirtschaften, um Aus- und Umbauten zu finanzieren. Während das Kantonsspital Baden in den letzten vier Jahren bei der Ebitda- Marge durchweg über 10 Prozent lag, schwankte der Wert im KSA zwischen 0,9 und 6,1 Prozent. Erst wenn der Neubau (siehe unten) realisiert ist, soll das 10-Prozent-Ziel erreicht werden. Laut dem aktuellen Businessplan ist dies für das Jahr 2026 vorgesehen, die aktuelle Durststrecke dauert also noch an.

2. Ausbaupläne für 600 Millionen

Trotz der ungenügenden Gewinnmarge (siehe oben) plant das KSA einen Neubau für rund 600 Millionen Franken. Derzeit läuft ein Wettbewerb von sechs Totalunternehmern, 2019 soll das Bauprojekt vorliegen. Die Regierung hält es für realistisch, dass das Spital den Neubau finanzieren kann. In der Antwort auf einen Vorstoss von FDP-Grossrätin Maja Riniker hält sie jedoch fest, das Controlling sei von grosser Bedeutung, um die finanziellen Risiken zu überwachen und zu steuern. Der Regierungsrat prüft deshalb eine Verstärkung
des Controllings während und unmittelbar nach der Bauphase.

3. Chefarzt-Affäre zieht sich hin

Aus seiner Sicht sei der Fall des Chefarztes, der medizinische Leistungen auf seinen Namen erfasst hatte, die er nicht erbracht hatte, für das KSA erledigt. Das sagte Spital-CEO Robert Rhiner Anfang September, nachdem publik geworden war, dass ein Angiologe verwarnt wurde und eine Rückzahlung leisten musste. Abgeschlossen ist der Fall aber nicht: Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates untersucht, die Staatsanwaltschaft prüft auf Antrag des Regierungsrats die Eröffnung eines Strafverfahrens, zudem ist zu hören, der fehlbare Arzt sei entlassen worden.

4. Streit um die Herzchirurgie

Seit gut vier Jahren arbeiten KSA und Hirslanden Klinik Aarau bei der Herzmedizin zusammen. Die Ankündigung des Kantonsspitals, den Vertrag zu kündigen und sich selber um den Leistungsauftrag für die Herzchirurgie zu bewerben, löste Kritik aus. Hirslanden reagierte angesäuert und warf dem KSA schlechte Kommunikation vor, zudem sind zwei Vorstösse hängig. Einer verlangt, die Herzchirurgie im Paket mit anderen Disziplinen an einen Bewerber zu vergeben, der andere stellt infrage, ob die KSA-Pläne im Sinn der Regierung als Besitzervertreter sind.

5. Demo für den Krähenbaum

Verglichen mit den anderen Baustellen ist es ein Nebenschauplatz: Im Februar sollte die Rotbuche beim KSA-Eingang gefällt werden. Der Baum ist Heimat vieler Krähen, diese sorgen für Lärm und Dreck. Das Baumfällkommando rückt am 2. Februar an, doch die Kettensäge kommt nicht zum Einsatz. Demonstranten verhindern, dass der Krähenbaum gefällt wird. Die Aktion verläuft friedlich, doch zwischen Spital-CEO Robert Rhiner und Naturschützer Peter Suter kommt es zu einem lauten Wortgefecht. Es ist ein Sinnbild für die angespannte Stimmung um das KSA.