Gibt es eine Glas-Pyramide über das ausgegrabene Badehaus?

Seit fast vier Monaten ruhen die Bauarbeiten rund um die Ausgrabungen des ehemaligen Oberen Badehauses beim Pulverturm in der Zofinger Altstadt. Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache. Der Stadtrat antwortet auf die Motion der Grünen, die an der Einwohnerratssitzung vom 22. Oktober des letzten Jahres verlangten, dass die Ausgrabungen der Oberen Badstube für die Öffentlichkeit in geeigneter Form sichtbar gemacht werden. Sie schlägt eine Überdachung oder ein befahrbares Panzerglas vor. «Es wäre schade, wenn diese Ausgrabung den Parkplätzen und dem Durchgangsverkehr zum Opfer fallen würde», monierten die Grünen.

Kantonsarchäologie einbezogen

Der Stadtrat hat nun bei der kantonalen Denkmalpflege wie auch bei der Kantonsarchäologie Informationen eingeholt und Abklärungen betreffend dauernde Sichtbarkeit der archäologischen Fundstelle vorgenommen. Die Kantonsarchäologie hat fünf Vorschläge ausgearbeitet (siehe Kasten rechts). Der Stadtrat zog für eine Zweitmeinung einen Archäologen der ProSpect GmbH aus Aarau bei; diese ist unter anderem auf Archäologie-Beratung spezialisiert. Sie kommt zum Schluss, dass die Vorschläge der Kantonsarchäologie und die Kostenschätzungen sachgerecht sind.

Die beigezogenen Archäologen haben grosse Bedenken und Vorbehalte gegenüber transparenten und befahrbaren Bodenfenstern. Zudem sind die Konservierungs- und Unterhaltskosten aufwendig, von der schwierigen Belüftung, dem Gewächshauseffekt und dem Verkratzen der Bodenfenster ganz zu schweigen. Vorteilhafter wäre in diesem Zusammenhang eine Glaspyramide, heisst es in der stadträtlichen Antwort weiter. Diese würde jedoch den öffentlichen Raum, das Erscheinungsbild, die Zu- und Wegfahrmöglichkeiten beim Pulverturm und die Nutzung stark beeinträchtigen. Dasselbe gilt, wenn ein Schutzbau oder eine Schutzhülle zum Thema würden.

Variante 1c im Vordergrund

Gestützt auf die vorstehenden Ausführungen erachtet der Stadtrat den Verzicht auf die Sichtbarkeit der Fundstelle als angebracht. Er beabsichtigt die Umsetzung des Vorschlages 1c der Kantonsarchäologie. Sollte die Motion der Grünen an der Einwohnerratssitzung vom 18. März – entgegen der Haltung des Stadtrates – als erheblich erklärt werden, so wird der Stadtrat dem Einwohnerrat in der zweiten Hälfte des Jahres einen Planungskredit von rund 100 000 Franken für die Sichtbarmachung der Fundstelle beim Pulverturm unterbreiten.

Geprüfte Varianten:

Die Kantonsarchäologie hat betreffend Behandlung der «Oberen Badstube» folgende Vorschläge gemacht:

Variante 1a: Wiedereindecken der Ruine, Vermittlung über Infotafeln, Kosten rund 5000 Franken, Unterhalt und Betrieb rund 1000 Franken pro Jahr.

Variante 1b: Wiedereindecken der Ruine, Vermittlung über Infotafeln und virtuelle Rekonstruktion, Kosten rund 25 000 Franken, Unterhalt und Betrieb rund 1500 Franken pro Jahr.

Variante 1c: Wiedereindecken der Ruine, Vermittlung über Infotafeln und virtuelle Rekonstruktion, Markierung des Grundrisses im Hartbelag, Kosten rund 50 000 Franken, Unterhalt und Betrieb rund 1500 Franken pro Jahr.

Variante 2: Teilaufdeckung und Teilkonservierung der Ruine, Markierung des Grundrisses im Hartbelag, archäologisches Bodenfenster mit Panzerglasabdeckung (evtl. Pyramide), Kosten rund 350 000 Franken, Unterhalt und Betrieb rund 10 000 Franken pro Jahr.

Variante 3: Vollständige Aufdeckung und Konservierung der Ruine, begehbarer Schutzbau, Kosten rund 1 Mio. Franken, Unterhalt und Betrieb rund 20 000 Franken pro Jahr.