
Glarners Weckruf
Wenn einer ein gutes Gespür für Provokationen hat, dann ist das Nationalrat Andreas Glarner, der Chef der kantonalen SVP. Normalerweise knöpft sich Glarner den politischen Gegner vor. Diese Woche las er der eigenen Basis die Leviten. Im Hinblick auf die Kommunalwahlen habe er grösste Bedenken, wenn die Ortsparteien bei ihrem «Weichspülerkurs» blieben, sagte er in einem Interview. Es könne ja nicht sein, dass die Volkspartei Steuererhöhungen oder die Einführung von Tempo 30 unkommentiert durchlasse.
Glarner wurde zum wiederholten Mal dafür kritisiert, dass er Internas an die Öffentlichkeit trägt. Kritik an den eigenen Leuten sei ja schön und gut, aber bitte nicht öffentlich. Dabei ist genau das der springende Punkt: Das politische Leben ist auf vielen Ebenen in einen gefährlichen Dämmerschlaf gefallen. Glarners Fraktionskollege Benjamin Giezendanner sagt, er müsse sich manchmal selbst aus dem Corona-Schlaf heraustrommeln (lesen Sie dazu den Talk ab Seite 30). So gesehen hat Glarner jetzt einfach wieder mal ordentlich auf die Trommel gehauen.
Aus Zofinger Sicht möchte man anfügen: Bevor man überhaupt einen Kurs einschlagen kann, muss man auf das Ruder Einfluss nehmen können. Im Zofinger Einwohnerrat stellt die SVP die grösste Fraktion, im Stadtrat ist sie nicht vertreten. Ende April wird dieser neu gewählt. Man kann dem Bezirksparteipräsidenten Christian Glur nur zustimmen, der diese Woche in einem Interview mit dem ZT unterstrich, wie wichtig eine Kandidatur der SVP wäre. Nur Oppositionspolitik betreiben zu müssen, könne ja nicht das Ziel sein.