Gmeind in der Mehrzweckhalle von Reitnau: Für die Attelwiler ein Novum

 «Faktisch fusionieren wir an der ersten Gemeindeversammlung», hatte ein Attelwiler vor knapp zwei Wochen an der letzten Versammlung im Attelwiler Gemeindesaal gesagt. Ob er am Mittwochabend an dieser «Fusionsversammlung» anwesend war, ist offen. 190 Stimmbürger von Attelwil und Reitnau (von 1083) kamen jedenfalls an diese erste Versammlung. Davor hatten die bisherigen Reitnauer Stimmbürger ihre letzte Versammlung abgehalten, danach tagte auch die fusionierte Ortsbürgerversammlung.

Zu entscheiden an der ersten Versammlung der fusionierten Gemeinde Reitnau gab es vier Traktanden: das Budget 2019, die Gemeindeordnung, den Einsatzkostentarif der Feuerwehr und das Abfallreglement. Natürlich gebe es viel mehr Reglemente, die wegen der Fusion angepasst werden müssten, sagte Frau Gemeindeammann Katrin Burgherr. «Heute vorgelegt haben wir euch diejenigen Reglemente mit Kostenfolgen. So können wir Rechnungen schreiben.» Die anderen Reglemente würden dann an der nächsten Gemeindeversammlung folgen.

Das Budget 2019 der Gemeinde Reitnau rechnet dank rund 3,8 Millionen Franken Fusionsbeiträgen des Kantons Aargau mit einem Ertragsüberschuss von 3,77 Millionen Franken. Dieser wird dem Eigenkapital gutgeschrieben. «Wir geben diesen Ertragsüberschuss der Bevölkerung weiter, indem wir den Steuerfuss bei 114 Prozent ansetzen», sagte Katrin Burgherr. Für die Attelwiler bedeute dies eine Steigerung von 19 Prozentpunkten, die Reitnauer hatten schon vorher Steuerfuss 114 Prozent. Burgherr wies darauf hin, dass das operative Ergebnis – hier sind die «Fusions-Millionen» nicht eingerechnet – mit 268 400 Franken im Minus schliesst. Nachdem sie das Budget erläutert hatte, liess sie die Stimmbürger darüber abstimmen. Einstimmig nahmen diese das erste Budget der fusionierten Gemeinde Reitnau an. «Vielen Dank, das ist schön. So können wir weitermachen», meinte daraufhin eine hörbar erleichterte Frau Gemeindeammann.

Auch die nachfolgenden Traktanden nahmen die Attelwiler und Reitnauer einstimmig an. Die Beschlüsse der Versammlung sind aber nicht sofort rechtskräftig. Dafür waren 27 Personen zu wenig anwesend. Nun läuft bis 14. Januar 2019 die Frist für das fakultative Referendum. Eine Ausnahme ist die Gemeindeordnung. Diese untersteht dem obligatorischen Referendum: Am 10. Februar entscheiden die Stimmberechtigten zusätzlich an der Urne über die Gemeindeordnung.

Bevor Katrin Burgherr die Einwohner zum Apéro entliess, ergriff Roger Lehner, noch Gemeindeammann von Attelwil, das Wort. Er dankte der Bevölkerung für das Vertrauen, das sie in die Gemeinderäte von Attelwil und Reitnau gesetzt hat. «Gebt dem neuen Gemeinderat Zeit und Luft, die neue Gemeinde zu gestalten», mahnte er und wünschte dem neuen Gremium viel Erfolg und Befriedigung bei dieser Aufgabe.

Erste Gmeind der Ortsbürger
Während die Einwohner bereits im Vorraum der Mehrzweckhalle bei einem Glas Wein auf ihre erste gemeinsame Gmeind anstiessen, hielten in der Mehrzweckhalle die Ortsbürger ihre erste gemeinsame Versammlung ab: Wer Ortsbürger von Attelwil ist, wird mit dem Zusammenschluss automatisch Ortsbürger von Reitnau. Da von 302 Stimmberechtigten 80 anwesend waren, konnte die Ortsbürgergemeinde abschliessend über Protokoll und Budget 2019 beschliessen. «Das habe ich noch nie erlebt», kommentierte Katrin Burgherr die grosse Anzahl anwesender Ortsbürger. Die beiden Traktanden genehmigten die Ortsbürger einstimmig und schon nach kurzer Zeit konnten sie sich zu den Einwohnern zum Apéro gesellen.

Beschlüsse:
– Genehmigung Budget 2019 mit Steuerfuss 114 Prozent: Ja
– Genehmigung Gemeindeordnung: Ja
– Genehmigung Einsatzkostentarif der Feuerwehr Reitnau: Ja
– Genehmigung Abfallreglement: Ja

Letzte Versammlung der «Alten» Gemeinde Reitnau

Nur ein wirkliches Traktandum hatten die Stimmbürger der Gemeinde Reitnau zu genehmigen: das Protokoll der Versammlung vom 11. Juni. Dieses wurde einstimmig angenommen. Frau Gemeindeammann Katrin Burgherr konnte somit rasch zum Traktandum «Verschiedenes und Umfrage» wechseln. Gemeinderat Peter Hochuli informierte über die Melioration Suhrental. Dieses Traktandum ist auf eine spätere Versammlung verschoben worden. «Es ist noch zu viel unklar», so Hochuli. Darum habe sich die Verschiebung aufgedrängt. Aus den drei Projekten Hochwasserschutz, Melioration Suhrental und der Revitalisierung der Suhre wird ein einziges Projekt mit einem neuen Mitwirkungsverfahren. «Das wollen wir für uns nutzen, um verschiedene Forderungen, auch finanzielle, zu stellen.» Hochuli kündigte einen runden Tisch an, an dem Vertreter des Kantons, aber auch alle Reitnauer Bauern, teilnehmen werden. «Dann können Kritikpunkte eingebracht werden», so Hochuli.

«E Rose för öpper vo öis» erhielt der ehemalige Dorfarzt Ueli Schwarz. Susanne Hochuli hielt die Laudatio auf gewohnt humorvolle Weise. Zum Schluss verabschiedete Gemeindeammann Katrin Burgherr Kommissionsmitglieder, die in der neuen Gemeinde Reitnau nicht mehr tätig sein werden, sowie zwei Gemeinderatskollegen. Der amtierende Vizeammann Rolf Trösch und Gemeinderat Herbert Fischer sind nicht in den Gemeinderat der neuen Gemeinde Reitnau gewählt worden.