Grenzgänger: Deutsche pendeln bis nach Zofingen

Die Nachricht: Erstmals seit zwanzig Jahren arbeiten weniger Grenzgänger in der Schweiz. Der Blick in die Statistik liefert eine Überraschung: Unter diesen Pendlern sind Arbeitnehmerin und Arbeitnehmerinnen, welche den Weg von Baden-Württemberg in den Bezirk Zofingen unter die Räder nehmen. Deren Zahl ist in den letzten Monaten sogar marginal grösser geworden und betrug im dritten Quartal des laufenden Jahres 407 Personen.

Was zieht diese Leute in die Schweiz – in die Region Zofingen? Der bei uns bezahlte Lohn ist attraktiv. Vor allem wenn die Lebenshaltungskosten im Ausland anfallen. Und die Distanzen? Zum Grenzübergang Grenzach-Wyhlen sind es 56 Kilometer – 50 Minuten Fahrt mit dem Auto. Per Bahn liegt Lörrach eine Stunde und 15 Minuten entfernt. So gibt es im Bezirk Zofingen nur vier Gemeinden – Attelwil, Bottenwil, Uerkheim und Wiliberg – in den Grenzgänger keine Arbeit gesucht oder gefunden haben. Spitzenreiterinnen sind Zofingen (113 Grenzgänger), Rothrist (106), Oftringen (99) und Aarburg (50).

Bei wem Arbeiten diese Leute? Die Spurensuche beginnt in Rothrist. Bei Rivella? «Falsche Vermutung», sagt Susanne Widmer von der Unternehmenskommunikation, «wir beschäftigen lediglich zwei Grenzgänger». Das Transportgewerbe? Treffer. Benjamin Giezendanner, CEO der gleichnamigen Transportfirma und SVP-Grossrat: «Wir beschäftigen einige Personen mit Wohnort im Ausland. Grundsätzlich haben unsere ausländischen Fahrer eine 120 Tagebewilligung – dürfen pro Jahr diese Anzahl Tage in der Schweiz arbeiten und sind sonst international unterwegs. Mit Sicherheit dürften auch andere Transportunternehmen aus der Region Grenzgänger beschäftigen», sagt Giezendanner.

Im Gesundheitswesen gibt es in Grenzregionen viele Mitarbeitende mit Wohnsitz im Ausland. Nicht so in der Region Zofingen. «Wir beschäftigen sehr, sehr wenige Grenzgängerinnen und -gänger», sagt Michele Schadegg, Personalassistentin am Spital Zofingen.

Peter Gehler ist Präsident der Wirtschaft Region Zofingen (wrz) und Leiter des Pharmaparks Siegfried. Rund zehn Prozent der Beschäftigten der Pharmazuliefererin sind Grenzgänger – 49 Personen – 7 wohnen in Frankreich, 34 in Deutschland. «Unter ihnen», sag Gehler, «ist der neue Siegfried-CEO Wolfgang Wienand – er lebt in Lörrach».

Das wirft die Frage nach dem Steuerdomizil auf. Auskunft kann da Kilian Nöthiger, Zofinger Steueramtsvorsteher, geben. Wie überall, wo es um Fiskalabgaben geht, ist die Antwort nicht einfach. «Es gilt bei den Zupendlern zwei Fälle zu unterscheiden», sagt Nöthiger. Verbringt der Grenzgänger seine Nächte mehrheitlich im Ausland, so werden ihm in der Schweiz via Quellensteuer, 4,5 Prozent des Lohns belastet. «Am Wohnort wird die Schweizerische Quellensteuer der Deutschen Steuer angerechnet.» Der zweite Fall ist der Grenzgänger mit Wochenaufenthalt in Zofingen und einer Rückkehr an den Wohnort am Wochenende. «Hier bezieht Deutschland 4,5 Prozent Quellensteuer. Die Schweiz besteuert den Bruttobetrag der Arbeitsvergütungen zu 80 Prozent», sagt Nöthiger.