
Greta segelt nach New York – die Klimabewegung im Aargau ruft zur Velodemo nach Aarau
Nach einer zwei Wochen dauernden Überfahrt ist Greta Thunberg am Mittwoch mit dem Segelboot «Malizia» im Hafen von New York eingelaufen. Schon heute Freitag will die junge schwedische Aktivistin an einem Klimaprotest vor dem Gebäude der Vereinten Nationen teilnehmen.
Nicht in New York, sondern in Aarau findet morgen Samstag die erste Aargauer Klimademo nach den Sommerferien statt. Geplant ist diesmal nicht nur eine Kundgebung, wie es sie in diesem Jahr schon mehrfach gab. Vielmehr ist – wie bei Thunbergs Segeltörn über den Atlantik – auch am Samstag die Wahl des Verkehrsmittels eine politische Aussage.
«Velodemo fürs Klima – vom Land bis in die Stadt», so lautet das Motto für die Demonstration. Die Aargauer Klimabewegung organisiert deshalb eine Sternfahrt mit dem Velo von diversen Ausgangspunkten in die Kantonshauptstadt. Startorte sind Baden, Bremgarten, Seengen, Unterkulm, Schöftland, Olten und Frick.
«Wir rufen die Bevölkerung auf, gemeinsam aufzuzeigen, wie Mobilität auch ohne Verbrennungsmotor möglich ist», heisst es in einer Mitteilung.
Vollversammlung der Klimaaktivisten in Aarau
Bisher hätten die Klimademos mehrheitlich in Städten stattgefunden, heisst es weiter. «Um zu zeigen, dass die Klimakrise alle betrifft und keine Stadt-Land-Grenzen kennt, tragen wir die Demos nun auch aufs Land», ergänzt die Presseverantwortliche Jessica Granchi.
Bereits am vergangenen Samstag traf sich die Klimabewegung in Aarau zur Vollversammlung.
Laut einer Mitteilung nahmen mehr als 30 Aktivistinnen und Aktivisten teil. Der Anlass habe ihnen die Möglichkeit geboten, die regionale Klimastreik-Gruppe besser kennen zu lernen. «Ziel des Anlasses war es, den Klimastreik Aargau vorzustellen und einen Einstieg in den organisatorischen Teil der Bewegung zu vereinfachen», ergänzt Thomas Ruckli.
Für den Vertreter der Bewegung im Aargau zeigt das zahlreiche Erscheinen an der Versammlung, «wie gross das Bedürfnis nach Veränderung in Sachen Klimapolitik und das Interesse an der Klimabewegung noch immer ist». Mit der Vollversammlung sei im Aargau ein neues Kapitel im Kampf gegen die Klimakrise eröffnet worden, heisst es in der Mitteilung weiter.
SP reicht fünf Vorstösse ein und fordert Solaroffensive
Zumindest die SP nimmt das Thema auch politisch auf. Die Sozialdemokraten haben am Dienstag im Grossen Rat gleich fünf Klimavorstösse eingereicht, ein weiterer ist seit Juni hängig. In einer Motion weist Kantonalpräsidentin Gabriela Suter darauf hin, dass sich mit Photovoltaik all jener Strom produzieren liesse, der durch den Atomausstieg und den Verzicht auf fossile Brennstoffe wie Heizöl, Gas, Benzin und Diesel nötig werde.
Damit die Energiewende im Aargau gelinge, müsse der Kanton sein Solarpotenzial aber «unbedingt und so schnell wie möglich realisieren», fordert sie. Der Kanton habe für die Sonnenenergie ein Potenzial von 2,8 Terawattstunden pro Jahr berechnet. Bei der heutigen Zuwachsrate an Solaranlagen würde es laut Suter aber «über 100 Jahre dauern, bis dieses erreicht ist».
Der Kanton solle eine Solarstrategie und einen konkreten Massnahmenplan erarbeiten, fordert sie. Dieser soll aufzeigen, wie die Solarnutzung schrittweise ausgebaut werden kann, sodass das ganze Potenzial im Aargau bis 2050 ausgeschöpft werden kann. Schneller soll es nach dem Willen der SP mit dem Solarausbau auf kantonalen und kommunalen Bauten gehen.
Schon bis 2030 sollen dort so viele Photovoltaikanlagen erstellt werden, dass pro Jahr 240 Gigawattstunden Strom produziert werden. Weiter soll der Kanton beim Kaufen und Mieten von Liegenschaften sowie bei Bauvorhaben den Einsatz von Photovoltaikanlagen stärker berücksichtigen. Dazu verlangt die SP, dass der Kanton Energiefirmen, an denen er beteiligt ist, konkrete Vorgaben zur Produktion von Solarstrom macht.
Klimadebatte im Grossen Rat am 10. September
Geht es nach den Sozialdemokraten, soll der Kanton für Heizung und Kühlung sowie für Warmwasser- und Stromversorgung in eigenen Gebäuden nur erneuerbare Energien einsetzen. Bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge für die Verwaltung soll der Kanton prioritär auf Elektroantrieb, Brennstoffzellenbetrieb oder erneuerbares Gas setzen.
Schliesslich verlangt die SP auch Änderungen im Baugesetz, unter anderem Vorgaben für die Infrastruktur für Elektrofahrzeuge, die Nachhaltigkeit von Bauwerken und Vorschriften zur Vermeidung unnötiger Lichtemissionen im Aussenraum.
Alle diese Vorstösse würden thematisch in die Klimadebatte des Grossen Rats passen, die für den 10. September angesetzt ist. Sie werden dann im Parlament aber nicht behandelt, wie Ratssekretärin Rahel Ommerli auf Anfrage der AZ sagt.
Traktandiert sind lediglich drei Vorstösse, die bereits im Frühling eingereicht wurden: eine GLP-Motion für kantonale Klimaschutzprojekte, eine SP-Motion für einen Massnahmenplan für einen wirksamen Klimaschutz und ein CVP-Postulat für eine kantonale Klimaschutzstrategie.
«In der Klimadebatte werden nur Vorstösse traktandiert, die vom Regierungsrat beantwortet und damit behandlungsreif sind», sagt Ommerli. Trotz dieser Einschränkung ist eine hitzige Debatte zu erwarten. Vor der Behandlung der drei Vorstösse findet eine allgemeine Aussprache zur kantonalen Klimapolitik statt, wobei auch der Regierungsrat seine Position darlegen wird.
«Wie lange die Klimadebatte dauern wird, ist im Voraus schwierig abzuschätzen», sagt Ratssekretärin Rahel Ommerli. Vorsorglich wurde die Redezeit für die Votanten beschränkt, wie aus der Traktandenliste hervorgeht. Beim ersten Votum sind maximal zehn Minuten zulässig, beim zweiten Votum sind es dann noch fünf.