Grossprojekt Enphor: Fernwärme für 10 000 Haushalte bis 2035?

Am 22. Juni hat der Gemeindeverband Entsorgung Region Zofingen (Erzo) das Projekt Enphor vorgestellt (wir berichteten). Das Vorhaben ist komplex und finanziell aufwendig: Bis zu 400 Millionen Franken könnten die Erzo und weitere Partner im nächsten Jahrzehnt am Standort Oftringen investieren. Zurzeit läuft eine Machbarkeitsstudie, die zeigen soll, ob und wie das Projekt umsetzbar ist.

Einerseits prüft die Erzo den Bau einer neuen Kehrichtverwertungsanlage (KVA), andererseits soll aus dem Klärschlamm des Abwassers Dünger in Form von Phosphor gewonnen werden. Der verbleibende Sand käme in der Bauwirtschaft zum Einsatz. Das Herzstück wäre aber die Produktion von Energie in Form von Fernwärme.

Vor allem grosse Gebäude sind interessant

Um diese zu verteilen, braucht die Erzo Partner. Die vier regionalen Energieversorger tba energie ag Aarburg, EW Oftringen AG, EW Rothrist AG und StWZ Energie AG haben grosses Interesse an einem solchen Fernwärme-Projekt signalisiert. In einer Machbarkeitsstudie, die parallel zu jener des Gesamtprojekts Enphor läuft, eruieren die vier Energieunternehmen nun, «ob ein genügend grosses Bedürfnis für nachhaltig produzierte Fernwärme im unteren Wiggertal besteht», wie es in einer Pressemitteilung heisst. Bereits eingesetzt wurde ein Projektteam; eine Steuerungsgruppe mit Vertretern aus den vier Verwaltungsräten führt die Arbeiten. Die Analysen seien umfassend und weitreichend, weshalb spezialisierte Unternehmen einbezogen werden.

Im Zentrum der Machbarkeitsstudie steht die Frage, ob es für die rund 150 Gigawattstunden Fernwärme, die in einer neuen KVA jährlich produziert würden, Interessenten gibt. Im Fokus steht das Siedlungsgebiet der Gemeinden Aarburg, Oftringen, Rothrist, Zofingen und Strengelbach. Die produzierte Wärme würde reichen, um 10 000 Haushalte zu versorgen und Einsparungen von rund 30 000 Tonnen CO2 zu erzielen. Potenzielle Abnehmer von Heisswasser oder heissem Dampf sind Wohnblöcke, Mehrfamilienhäuser, Industriebetriebe oder auch Einkaufscenter.

Vorsitzender der Steuerungsgruppe ist der Zofinger Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger. Er ist gleichzeitig VR-Präsident der StWZ Energie AG. Das Projekt Enphor und das damit verbundene Potenzial an Fernwärme seien eine grosse Chance für die Region, sagt er. «Mit der Verteilung dieser nachhaltig und vor Ort produzierten Fernwärme ins untere Wiggertal wäre ein weiterer wichtiger Schritt zur Umsetzung der regionalen Energieplanung gemacht», so Hottiger. Diese Planung sieht vor, die Region bis Mitte des Jahrhunderts mit 100 Prozent erneuerbarer und 100 Prozent CO2-neutraler Energie zu versorgen.

Bau des Netzes dauertrund zehn Jahre

Wie sieht ein möglicher Zeitplan aus? Ein Bauprojekt für eine neue KVA könnte nach Angaben der Erzo bis Ende 2024 vorliegen. Sobald klar ist, dass diese gebaut wird, könnte man auch die Arbeiten für ein neues Fernwärmenetz in Angriff nehmen. Um dieses zu gewährleisten, sind grössere Leitungsbauten in die potenziell interessanten Gebiete notwendig. Insgesamt würde der Bau eines neuen Leitungsnetzes ungefähr eine Dekade in Anspruch nehmen. Bei der Vorstellung des Erzo-Projektes hiess es, dazu seien Investitionen von 50 bis 100 Millionen Franken nötig. Gemäss Experten dürfte diese Zahl aber eher an der unteren Grenze liegen.

Auf die Fragen nach Zeitplänen und Investitionsvolumen soll nun ebenfalls die Machbarkeitsstudie Antworten liefern. Sie ist abgestimmt mit den Machbarkeitsabklärungen des Hauptprojekts und soll voraussichtlich Mitte 2022 vorliegen.