
Gut, aber nicht zündend
Züri West sind nach wie vor eine der besten Schweizer Bands. Sie vermögen aber nicht mehr auf jeder Bühne zu überzeugen.
Die bisherigen Festival-Auftritte von Züri West in diesem Sommer lösten bisher eher kritische Stimmen aus. Zu wenig flammig, zu wenig intensiv, ja gar von Langeweile war die Rede. Man durfte also gespannt sein, wie das «Heitere»-Publikum auf die «neuen» Züri West reagiert, schliesslich kommen die Urgesteine Kuno Lauener (Stimme & Aushängeschild) sowie Kurt «Küse» Fehlmann (Gitarre) und Gert Stäuble (Schlagzeug) nicht nur mit einem neuen Album im Gepäck, sondern auch mit neuen Gspänli nach Zofingen.
Und siehe da: irgendwie wollte es – zumindest zu Beginn – auch hier nicht klappen. Keinesfalls war die Atmosphäre schlecht, aber sie als übermässig zu bezeichnen wäre auch gelogen. Dies hat sicherlich damit zu tun, dass die ersten Songs ausschliesslich neu waren und der arschtrittgebende Hit lange fehlte. Bis zu «Geri Gagarin», wo endlich so etwas wie Euphorie aufkam, welche das anschliessende «Dr Alpeflug» von Mani Matter mit einem hervorragenden «Ghostriders in the Sky»-Zwischenteil sowie «Mojito» noch verstärkte – dann aber leider vom zwar wunderschönen, zu dieser Zeit jedoch unpassenden «Schlunegger» wieder kaputt gemacht wurde.
Züri West mögen zu sich gefunden haben, zum Festival-Publikum noch nicht. Es war kein schlechtes Konzert, im Gegenteil, aber es passte nicht auf die «Heitere»-Bühne. Denn dass es der Fünfer noch drauf hat, bewies er unlängst im Zofinger Stadtsaal. Mit dargebrachten Perlen wie «Fingt ds Glück eim», «Traffik», «Schachtar gäge Gent» und – natürlich! – «I schänke dr mis Härz» müsste eine Band wie Züri West im Publikum eigentlich mehr Begeisterung auslösen als heute – nur gerade in den vorderen Reihen ging es ab. Was zeigen mag, das Züri West den Zenith als Open-Air-Headliner überschritten hat und an einem «Heitere»-Sonntag oder an einer «Magic Night» besser aufgehoben wäre.
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