Hans Fluri: «Wer nicht spielt, ist quasi tot»

Erlebnisse auf dem Atem-Weg

Der zweite Anlass «Erlebnisse auf dem Atem-Weg» findet am Sonntag, 17. Juni, von 9.30 bis 17.30 Uhr, statt. Fahrzeuge bei Hirter & Tschanz AG, Hammerlochstrasse 5, in Safenwil, parkieren. Treffpunkt ist die Festwirtschaft «Monika» beim alten Forstwerkhof. Von dort geführte Begehung mit zwei Stationen, an denen Hans Fluri zum Spielen anregt. Erste Führung 10 Uhr, zweite Führung 13.30 Uhr. Bekleidung sportlich und der Witterung angepasst mit bequemem Schuhwerk.

Anmeldung erforderlich bis Freitag, 15. Juni, per Mail an info@atemweg.ch oder unter Telefon 062 751 07 45.

Hans Fluri liebt es, seine Zeit alleine und vor allem mit anderen spielend zu verbringen. «Verspielte Stunden sind gewonnene Zeit. Spiele sind das gehaltvollste Medium, das ich kenne. Spielen bedeutet für mich Glück», sagt der Spielpädagoge aus Brienz. Diesen Sonntag ist Hans Fluri in Safenwil zu Gast und lädt auf dem Atem-Weg Erwachsene und Kinder ein, die Kraft des Spielens zu entdecken. «Und die des Atems», sagt Fluri. Aus einer Jutetasche holt er ein Diabolo und einen Jonglierteller hervor. Es sieht einfach aus, wie er auf dem Holzstab den gelben Plastikteller tanzen lässt. «Einfach locker und entspannt in den Armen bleiben und das Atmen nicht vergessen», sagt Fluri, während er den Jonglierteller an Walter Bloch weitergibt. Dem Atem-Weg-Präsidenten macht die spielerische Herausforderung sichtlich Spass und er lässt nicht locker, es ebenfalls zu schaffen. Walter und Lisbeth Bloch sind die Initianten des Atem-Wegs, der durch Waldgebiete von Oftringen, Safenwil, Uerkheim und Zofingen führt. Seit zwei Jahren laden auf den rund sieben Kilometern der grossen Route zehn Stationen zum bewussten Atmen ein. Die einfachen Aufgaben sind kurz auf Tafeln erklärt. Wer nicht weit gehen mag, kann eine kürzere Route wählen oder gezielt einzelne Wegpunkte angehen.

Spielen erhält jung und gesund

«Spielen fördert die Konzentration und Reaktionsfähigkeit», sagt Hans Fluri und fährt fort: «Es ermöglicht uns, unsere Ressourcen zu entdecken. Bei Gruppenspielen lachen wir viel und das stärkt das Immunsystem. Spielen erhält jung und gesund.» Er selber sei der Beweis, sei er doch in den letzten Jahrzehnten fast nie krank gewesen. Auf sein Alter angesprochen meint er schelmisch, dass er «42» sei. Der 76-Jährige liebt es, auch mit Worten zu spielen. «Spiel ist nicht nur Spass, sondern nützlich für alle Generationen und insbesondere für eine bessere Kommunikation», betont der Mitbegründer und Leiter der Akademie für Spiel und Kommunikation (ASK) in Brienz, wo er am See sein Hotel Sternen führt und Fachbücher schreibt.

«Wer nicht mehr spielt, ist quasi tot», sagt Fluri und zitiert Kirchenvater Augustinus: «Mensch, lerne spielen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen.» Als Life-Coach begleitet er Sportler und Manager und bildet Spielpädagoginnen aus. Als Lehrer plädiert er für mehr spielerische Vermittlung im Unterricht. Hierfür gebe sein Buch «1012 Spiel- und Übungsformen in der Freizeit» viele Anregungen, das in 10. Auflage im Hofmann-Verlag erschienen ist. «Das Spielen darf aber nicht an die Schule delegiert werden.» Die Eltern seien gefordert, wieder mehr Spiel in den Alltag ihrer Kinder zu bringen und so das Selbstvertrauen zu fördern. «Durch das Spiel können wir uns selbst erfahren und Aggressionen ausagieren, ohne dass es grosse Folgen hat. Wir lernen Regeln einzuhalten und auf Situationen zu reagieren», ist der Pädagoge, Philosoph und Volkskundler überzeugt.

Pionier der Spielgruppen

Hans Fluri ist ein offener Mann, der Computerspiele gut findet, weil auch sie gewisse Fähigkeiten fördern. «Da ja alles in Ton und Farbe vorhanden ist, brauchen sie aber kaum Vorstellungskraft und das Materielle geht verloren.» Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass genügend Zeit für andere spielerische Erfahrungen bleibt. Im Haus Fluri wird nach wie vor viel gespielt. «Vieles, was mir im Leben wichtig ist, haben unsere Kinder durch das vielseitige Spielen anstatt durch das Reden und Vorschreiben mitbekommen», so der Vater von vier erwachsenen Kindern. Ein Lieblingsspiel hat Fluri nicht, der als Ethnologe seine Berufung im In- und Ausland fand, als er Spiele aus der ganzen Welt zusammentrug. Einige erfand er auch selber – so das Globi-Jass-Starter-Set und ein Jass-Starter-Set mit spannenden Spielvarianten. Fluri ist überzeugt, dass Menschen jeden Alters ihr Potenzial besser entwickeln, wenn sie sich auf Diabolo, Schach oder einen Jass einlassen. So hat er vor mehr als vierzig Jahren den Spielgruppen in der Schweiz zum Durchbruch verholfen. 1975 gab er den ersten Kurs für Spielgruppenleiterinnen. Inzwischen hat er mehrere 1000 Frauen ausgebildet. Für sein Engagement wählten ihn vor fünf Jahren die Coop-Zeitung-Leser zum «Stillen Helden». «Diese Auszeichnung ist der Beweis, dass es gut war, dafür zu kämpfen.»

Er selber sei kein guter Verlierer, aber ein guter Tröster: «Meiner Meinung nach geht es im Leben nicht darum, verlieren zu lernen, sondern den Ehrgeiz zu wecken, gewinnen zu wollen.» Doch er warnt vor Verbissenheit. So sei sein Motto «locker sein, aber nicht locker lassen.» Hans Fluri greift nach dem Holzstab, lässt federleicht den Teller darauf drehen und gibt das Spiel nochmals an Walter Bloch weiter. «Alles braucht Übung», sagt Hans Fluri, packt seine Spiele ein und verabschiedet sich mit einem «Auf Wiederspielen».

Mehr Infos unter spielakademie.ch