
Harte Arbeit, tiefer Lohn – Das Bauernleben ist kein Schleck

Trotz Direktzahlungen von 2,8 Milliarden Franken pro Jahr geben viele Bauern auf. Gemäss Zahlen von Agroscope – dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung – reichen Erträge und Subventionen für ein attraktives Einkommen oft nicht aus. Nimmt man das Durchschnittsgehalt der in der Landwirtschaft entlohnten Personen und gewichtet dieses, kommt eine Mitarbeiterin, ein Mitarbeiter auf 3600 Franken pro Monat – bei einer durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit von 67 Stunden. Ein Betriebsangestellter – ein Berufsmann mit Fähigkeitsausweis – bringt es auf 4500 Franken, ein Betriebsleiter (Meisterlandwirt oder Agronomie-Ingenieur) auf 6620 Franken.
SVP-Grossrat Christian Glur ist Meisterlandwirt und Leiter des Glur-Hofs in Glashütten. Für ihn sind die Zahlen der Statistiker stimmig, aber leider noch nicht das negative Ende der Fahnenstange. «Was in den Statistiken nicht berücksichtigt wird, ist die Tatsache, dass für ein Betriebseinkommen meist die ganze Familie auf dem Hof mithilft – Frau, Kinder, Grosseltern.» Würde man deren Arbeit mitrechnen, wäre der effektive Lohn noch tiefer. «Ohne Mitarbeit oder ein Zweiteinkommen der Ehefrau, kann sich ein Bauer heute fast nichts mehr leisten.»
Und dennoch ist Christian Glur stolzer Bauer. «Ja», sagt er, «Landwirt ist nicht ein Beruf, den man einfach so lernt. Wenn man Bauer ist, ist man das von ganzem Herzen – und wenn man aus Überzeugung etwas macht, spielt der Lohn definitiv nicht die Hauptrolle.»
Vorschriften und sinkende Erlöse
Der Ruf nach höheren Subventionen ist nicht der seine. Das Problem sind für ihn Vorschriften, die laufend und im raschen Takt verschärft werden, während im Gegenzug die Erlöse sinken. «Oft wird gesagt, die Lebensmittel in der Schweiz seien zu teuer. Hier einige Zahlen: 6,5 Prozent des Lohns werden in der Schweiz für Lebensmittel ausgegeben – europaweit ein Minusrekord. Und von einem Franken gehen 20 Rappen an den Bauern, 80 Rappen an die Grossverteiler und die Verarbeitungsindustrie. Von einem Franken kommt definitiv zu wenig beim Bauern an. So ist es beispielsweise kaum mehr möglich, kostendeckend Milch zu produzieren.»
Was können wir Stimmbürger und Konsumenten zum Erhalt unserer Landwirtschaft tun? Aus Sicht von Glur «unsere hochwertig und nachhaltig produzierten Schweizer Lebensmittel konsumieren – weniger Importware und saisonal einkaufen». Wichtig ist ihm auch, dass wir bei den nächsten Monaten anstehenden Volksinitiativen, welche die Landwirtschaft im Visier haben, genau hinsehen, die Absender wahrnehmen und uns eine eigene Meinung bilden – vielleicht verbunden mit einem Besuch auf einem Bauernhof.
Die Statistiker haben festgestellt, dass seit 1990 45 Prozent der Bauern das Handtuch geworfen haben – die Zahl der Beschäftigten um 39 Prozent gesunken ist. Aktuell gibt es schweizweit 51 620 Bauernhöfe. Im Bezirk Zofingen sind es deren 377 – wobei allerdings nur 29 die kritische Grösse von 30 Hektaren überschreiten. Die Prognosen für die Zukunft sind für viele schlecht. Glur sieht einen kleinen Lichtblick: «In unserer Region erkenne ich keinen stärkeren Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe als in anderen Regionen.»