Hat sich die Schweizer Fussballnationalmannschaft weiterentwickelt?

Der Graben zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Zum Artikel «Schweiz scheitert an sich selbst» vom 4. Juli)
Hat sich die Schweizer Fussballnationalmannschaft weiterentwickelt? Das Spiel gegen Schweden hat die Antwort auf eindrückliche Art und Weise geliefert. Die Schweizer sind unter Vladimir Petkovic ballsicherer geworden und gegen mitspielende Gegner versteht es die Mannschaft, ihre Stärken auszuspielen. Anders sieht die Angelegenheit bei defensiv eingestellten Teams aus. Das geäusserte Selbstverständnis und die Leistung gegen ein leidenschaftliches, aber qualitativ nicht überragendes Schweden jedenfalls gingen diametral auseinander. Herausragende Akteure wachsen genau in solch wichtigen Spielen über sich hinaus. Der Unterschied zwischen einem guten und einem Top-Spieler eben. Diesbezüglich ist die Schweiz als Mannschaft keinen Schritt weitergekommen. Schliesslich ist die Qualität im Team unbestritten vorhanden. Konstant über vier Spiele konnte einzig Yann Sommer überzeugen. Offensiv blieben einmal mehr viele Fragezeichen. Eine Schwäche des Schweizer Teams schon seit Jahren und auch vor der Ära Petkovic. Dem Trainer ist zugutezuhalten, dass er zumindest versucht hat, der Mannschaft ein offensiveres Gesicht zu verleihen. Trotzdem müssen kritische Anmerkungen zur Personalpolitik erlaubt sein. Mit Michael Lang war ein einziger Spieler aus der Super League im WM-Kader. Anscheinend erfüllt kein Offensivspieler aus der heimischen Liga die Anforderungen. Eine legitime Entscheidung, welche aber problematisch wirkt, wenn stattdessen Akteure praktisch ohne Spielpraxis aus anderen Ligen den Vorzug erhalten. Dies führt ein mögliches Leistungsprinzip quasi ad absurdum. Mit dem Ausscheiden gegen Schweden und mit Blick auf die Leistungen der Spieler umso mehr. 
PASCALMERZ,SURSEE

Schiedsrichter haben die Autorität verloren
Ausverkaufte tolle Stadien, Videobeweis, keine Petarden und Knallkörper, alles ist angerichtet für ein tolles Fussballfest. Die Schiedsrichter haben mit dem Videobeweis ein sehr gutes Hilfsmittel und können strittige Szenen analysieren. Aber bei jedem Pfiff bildet sich ein Rudel um den Unparteiischen, sie gestikulieren zum Teil sehr heftig. Warum lassen sich die Schiedsrichter das bieten, fehlt es an der nötigen Autorität? Es scheint so. Dass ein Spieler wie Neymar dermassen provozieren kann ohne Sanktion, ist absolut unverständlich, von einem Superspieler wie Neymar ist das eine Schande. Und unsere Schweizer? Doppeladler, Albanerwappen auf den Schuhen, Leibchen ausziehen, Vaterschaftsurlaub in der wichtigsten Phase des Turniers für Embolo – einfach stümperhaft. Viel wurde geschrieben, zum Beispiel habe die Mannschaft sich weiterentwickelt und habe das Potenzial für höhere Aufgaben – ich habe davon nichts gesehen. Im Spiel gegen Schweden hatte ich den Eindruck, eine liebevolle Schafherde trampelt auf dem schönen Rasen herum und Schafhirt Petkovic schaut dem Treiben belämmert zu. Wir sind auf dem Boden der Realität gelandet, ohne Wenn und Aber.
RENÉ BOSSARD, KÖLLIKEN