Heilung durch die Natur: Sonne im Herzen, Kräuter im Bauch

Romana Zumbühl

Die 52-jährige Mutter von fünf erwachsenen Kindern ist in Menznau aufgewachsen. Die Bäuerin hat sich in der Phytotherapie, Frauen- und Kinderheilkunde und in der Aromatherapie ausgebildet. Mit Ehemann Walter bewirtschaftet sie in Altbüron den Brunnmatthof und bietet in ihrer Heilpflanzenschule – www.brunnmatthof.ch – Kurse an.

«Wild, bitter, bunt und gesund – ich freue mich auf die grüne, natürliche Kraft des Frühlings», sagt Romana Zumbühl. Die Kräuterexpertin und Biobäuerin aus Altbüron ist begeistert von Wildkräutern und selbst gezogenem Gemüse. Seit vielen Jahren setzt die Mutter von fünf erwachsenen Kindern bei ihrer Familie, sich selbst und den Tieren auf Hausmittel, Urtinkturen, Spagyrik und Homöopathie. Auf dem Brunnmatthof, den sie mit Ehemann Walter bewirtschaftet, geben die beiden und drei ihrer Kinder in der eigenen Heilpflanzenschule ihr Wissen weiter. Auch in Romana Zumbühls Küche dreht sich alles um wilde Geschmäcker, Kräuter und Blumen. «Sie sind keine Notlösung in Hungerszeiten, sondern eine geschmackvolle und gesundheitsfördernde Bereicherung unserer Speisen.» Mit ihren Kochkünsten gewann sie vor fünf Jahren die SRF-Fernsehstaffel «Landfrauenküche» mit Ringelblumensuppe, Kräuterquiche und Rosenmousse. «Hab die Sonne im Herzen und Kräuter im Bauch, so bist du stets munter und Kraft hast du auch», ist die 52-Jährige überzeugt. In Rothrist gibt Romana Zumbühl nächsten Donnerstag ihre Erfahrungen weiter.

Die Grippe hat uns immer noch stark im Griff. Gibt es Kräuter, die helfen?

Romana Zumbühl: Es gibt so viele Pflanzen, die hilfreich wirken. Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen. Bei Erkältungskrankheiten und bronchialen Infekten helfen Sonnenhut, Kapuzinerkresse und Thymian. Die beiden letzten wirken wie ein natürliches Antibiotikum. Bei Husten empfehle ich eine Teemischung aus Thymian mit Fenchel- und Anissamen, die den Schleim lösen. Eine Teemischung aus Linden- und Holunderblüten mit Hagebuttenschale fördert das Schwitzen. Weidenrinde und Mädesüss senken das Fieber.

Mit dem Frühling kommt die Müdigkeit. Wie vertreiben Sie diese?

Mit den Frühlingspflanzen. Bärlauch, Löwenzahn, Giersch, Gundermann, Spitzwegerich und Brennnessel sind richtige Energiespender. Die darin enthaltenen Bitterstoffe stärken das Immunsystem, regen den Stoffwechsel an, helfen Magen und Darm besser zu verarbeiten und damit die Nährstoffe aufzunehmen. Leider sind aber Kulturgemüse und auch Salate im Laufe der Zeit ärmer an Bitterstoffen geworden.

Wie meinen Sie das?

Für einen milderen Geschmack wurden bei vielen Salat- und Gemüsesorten die Bitterstoffe durch Züchtung reduziert. Mit der Bitterkeit gingen jedoch auch die verdauungsfördernden, stoffwechselanregenden und entgiftenden Eigenschaften verloren. Sie helfen beim Frühjahrsputz, der nicht nur im Haushalt wichtig ist, sondern auch für den menschlichen Organismus. Um die schlechten Körpersäfte auszuleiten, eignet sich ein Tee. Dazu frische Blätter der Brennnessel, Schafgarbe, Löwenzahn und Birke nehmen, diese eine Viertelstunde in heissem Wasser ziehen lassen und morgens zwei bis drei Tassen davon trinken. Damit der Tee durchspülungsfördernd wirkt, ist es wichtig, viel Wasser zu trinken.

Was verstehen Sie unter schlechten Körpersäften?

Den Winter durch bewegen wir uns wenige. Wir sind Keimen und Bakterien mehr ausgesetzt und oft durch unsere Ernährung verschleimt. Gerade in der kalten Jahreszeiten essen wir mehr Lebensmittel, die unseren Organismus schwächen. Im Frühling ist es deshalb notwendig, den Stoffwechsel anzuregen, damit wir wieder in Schwung kommen.

Ist eine Überdosierung möglich?

Bei allem ist Masshalten und die richtige Menge entscheidend. Es geht um die Balance. Deswegen ist mir wichtig, den Menschen die Zusammenhänge von Ernährung und Gesundheit, von Entschleunigung und Lebensqualität aufzuzeigen. Von Bedeutung ist, dass wir eigenverantwortlich handeln, auch mit den Tieren. Für mich heisst dies, dass ich einen Husten oder eine Magen-Darm-Verstimmung mit einheimischen Pflanzen kuriere.

Wann waren Sie das letzte Mal bei einem Arzt?

Ich habe das Glück, dass ich sehr gesund unterwegs bin. Für Wehewehchen, Zipperlein und allgemeine Krankheiten wie eine Erkältung brauche ich den Doktor nicht. Die Schulmedizin erachte ich aber als sehr wichtig. Ich trenne nicht, sondern bin vom Zusammengehen der Naturheilkunde und Schulmedizin und damit einem ganzheitlichen Denkansatz überzeugt. Deshalb gilt es auch auf unseren Emotionen zu achten und genau hinzuschauen. Stress, Ängste oder belastende Themen schwächen uns und können uns krank machen.

Was halten Sie von chinesischer Medizin und dem indischen Ayurveda?

Beide verfügen über eine enorme Auswahl an kraftvollen Kräutern und Pflanzen. Ehrlich gesagt, kommen auch wir nicht drum herum bei unseren Gewürzmischungen Kardamom, Kurkuma oder Vanille beizumischen. Saisonal, regional liegt mir aber sehr am Herzen. Deshalb achte ich darauf, möglichst was hierzulande und rund um unser Haus wächst zu verwenden.

Ist die Wirkung von getrockneten Kräutern dieselbe?

Frische Produkte sind natürlich wunderbar. Bei der Verarbeitung von Kräutern und Pflanzen gilt es diese zum optimalen Zeitpunkt und an trockenen Tagen zu ernten. Vor dem Trocknen müssen die Stiele entfernt werden. Wichtig ist, die Blätter ganz zu lassen, damit die ätherischen Wirkstoffe erhalten bleiben. Innert eines Jahres sollten die getrockneten Kräuter und Wurzeln aufgebraucht werden. Bei dunkler, trockener Lagerung können sie ohne Bedenken auch zwei Jahre verwendet werden.

«Mit Kräutern und Heilpflanzen kraftvoll in den Frühling»: Vortrag in der Bibliothek Rothrist, Donnerstag, 22. März, 19 Uhr. Reservationen per Mail an info@bibliothek-rothrist.ch oder unter 062 794 13 36.