
Heinz Krähenbühl: «Mister AKB» im Unruhestand
SERIE
Im Rahmen der Serie «Was macht eigentlich …?» haben Redaktorinnen und Redaktoren dieser Zeitung mit Menschen gesprochen, die Schlagzeilen gemacht haben. Wir fragen nach, was sie heute machen – und schwelgen mit ihnen in Erinnerungen.
Bisher erschienen:
Christoph Heer
Die drei Tenöre
Julius Fischer
Oliver Bono
Edy Witprächtiger
Kevin Hofer
Walter Glur
Ernst Hasler
Willy Loretan
Dilli Schaub
Bruno Weber
Alfred Vogel
Fabian Grepper
Wer bis Ende 2014 von der AKB in Oftringen sprach, der sprach auch von Heinz Krähenbühl. 36 Jahre war er Oftringer Niederlassungsleiter, seit 1989 mit Standort im Einkaufszentrum Tychboden. In dieser Zeit hat er neben seinem Job als Banker in unzähligen Organisationskomitees als Finanzverantwortlicher mitgearbeitet, war unter anderem als Finanzer und Mitorganisator für die Fasnacht Oftringen aktiv und während 27 Jahren im Vorstand des Gewerbevereins Oftringen engagiert. Gleichzeitig hat Heinz Krähenbühl das Sponsoringbudget seiner Niederlassung unter den Vereinen in Oftringen und der näheren Umgebung aufgeteilt und, falls die budgetierten Werbefranken schon aufgebraucht waren, auch mal etwas aus dem eigenen Sack dazugelegt. So kam es, dass das weiss-blaue Logo der Aargauischen Kantonalbank in Oftringen an fast jedem Dorf- oder Vereinsfest präsent war.
Heute kann er sich die Zeit selber einteilen
«Ich bin zwar pensioniert, weniger arbeite ich deswegen aber nicht», sagt Heinz Krähenbühl, der nach der Devise lebt «wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst niemals in deinem Leben zu arbeiten». Heute erstellt er leidenschaftlich gerne Steuererklärungen für Privatpersonen und dank Mund-zu-Mund-Propaganda kann er sich kaum vor Aufträgen wehren. «Andere vertiefen sich in Kreuzworträtsel, ich geniesse es, einen ‹Zahlenknäuel› zu entwirren», sagt er und lacht. Das Schöne sei jetzt aber, dass er sich die Zeit selber einteilen könne, ergänzt er. So nutzt der 68-Jährige die Zeit mit Vorliebe am frühen Morgen, wenn es noch ruhig ist. Dafür macht er am Nachmittag auch mal eine Pause, um beispielsweise die Zeitung zu lesen. Und er geniesst es, am Abend die Beine in seinem Strandkorb hochzulegen, den er zur Pensionierung von seinen Berufskollegen geschenkt bekommen hat.
Nach seinem allerletzten Arbeitstag in der AKB Oftringen musste Heinz Krähenbühl am Samstag und am Sonntagvormittag noch sein Büro räumen. Vorher sei er aufgrund des Tagesgeschäfts nicht dazu gekommen. Für Sonntagnachmittag war die Abreise in den Schwarzwald für Wellnessferien geplant. So legte Krähenbühl, nachdem sein Büro leergeräumt war, seinen Schlüssel in einen Briefumschlag und warf ihn ausserhalb der Bankfiliale in den Briefkasten. «Dieser Moment ist für mich unvergesslich. Mit dem Abschied von diesem kleinen Metallstück, das mich so viele Jahre begleitet hatte, habe ich meinen Abgang besiegelt.» Allerdings, so fügt er an, würde ihm der Schlüssel heute eh nichts mehr nützen. Die AKB ist dieses Jahr in ihr neues Gebäude umgezogen.
Der Kässeli-Sammler ist im Reisefieber
Heinz Krähenbühl ist nicht nur ein Zahlenmensch, er ist auch ein begeisterter Sammler. Mehrere hundert alte Sparkässeli besitzt er, die er im Laufe der Zeit ersteigert oder auf Brocanten entdeckt hat. Auch seine stattliche Sammlung an kunstvoll verzierten Ostereiern aus aller Welt hat er während über 40 Jahren laufend ergänzt. Heute seien seine Sammlungen abgeschlossen, sagt er. Weiterhin Pflege benötigten jedoch seine 14 Griechischen Landschildkröten. Die Unterarten aus Mallorca, Frankreich und Apulien werden in einer schön gewachsenen, artgerechten Anlage getrennt gepflegt und gehalten. Mit der Zucht hat er allerdings vor zwei Jahren aufgehört. So bleibt etwas mehr Zeit, mit seiner Frau Trudi zu reisen. Badeferien machen die beiden sehr gerne. Im Herbst, wenn alle Steuererklärungen erledigt sind, werden sie wieder nach Mallorca fliegen. Neu für sich entdeckt haben sie Flussschifffahrten. Auf dem Rhein und der Donau waren sie schon unterwegs. Ziele in Portugal oder in Russland stehen nun auf der Wunschliste.
Seit der Pensionierung hat Heinz Krähenbühl endlich auch mehr Zeit für seine Familie. «Die ist während meiner Zeit als Niederlassungsleiter oft zu kurz gekommen», gibt er zu. Seine Frau sei immer für die Kinder da gewesen. «Ohne sie wären die Kinder klein geblieben und nicht so gut geraten», sagt Krähenbühl und lacht. So geniesst er es, wenn die Kinder seines Sohnes und seiner Tochter zu Besuch kommen – oder die ganze Familie anlässlich der Geburtstage der Grosseltern gemeinsam zwei Tage in den Europapark verreist. «Und die Geburtstage selbst feiern meine Frau und ich dann bei chinesischen Köstlichkeiten gemütlich zu zweit.» Auch wenn «Mister AKB» noch nicht aufhören kann mit arbeiten, etwas ruhiger nimmt er es seit seiner Pensionierung trotzdem.

